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Nicht selten träumen Filmemacher - Visionäre hin oder her - von einem Meisterwerk, in welchem sie die größten Stars ihrer Generation zusammenzuführen gedenken. Realität ist dieses Konzept schon mehrmals geworden: Tim Burton vereinte 1996 in "Mars Attacks!" Hollywood-Größen wie Jack Nicholson, Glenn Close und Pierce Brosnan, und eine der aufwändigsten Kriegsfilmproduktionen aller Zeiten, "Der längste Tag" (1962), kommt einem von MG-Feuer und Luftangriffen belagerten Catwalk mit Hollywoods größten Schauspiellegenden gleich. Doch wie sieht die Sache aus, wenn ein Film hochkarätige Stars vorzuweisen hat, diese allerdings bis zur Unkenntlichkeit maskiert sind - wie etwa in John Hustons "Die Totenliste"?
Der Schriftsteller Adrian Messenger (John Merivale) wendet sich mit einer rätselhaften Bitte an einen Freund, den aus dem britischen Geheimdienst zurückgetretenen Anthony Gethryn (George C. Scott): Er übergibt dem ehemaligen Agenten eine Liste mit zehn Namen und bittet ihn zu überprüfen, was aus diesen Männern geworden ist. Einen Grund will er nicht angeben, da er sich nicht sicher ist, ob das Ganze möglicherweise nur eine "Wahnsinnsidee" ist und seine Gedanken ihm vielleicht einen Streich spielen. Kurz darauf stirbt Messenger bei einem mysteriösen Flugzeugabsturz und Gethryn entdeckt, dass auch die zehn Männer auf der Liste - zum Teil auf ungeklärte Weise - ums Leben gekommen sind. Zusammen mit seinem französischen Funkkameraden aus dem Zweiten Weltkrieg, Raoul Le Borg (Jacques Roux), der den Flugzeugabsturz überlebt und dem Messenger vor seinem Ableben verschlüsselte Hinweise auf den Mörder (Kirk Douglas) anvertraut hat, jagt er dem Mann hinter der "Totenliste" hinterher. Das Motiv scheint in der Vergangenheit seine Wurzeln zu haben, doch Gethryn kommt der Wahrheit zu nahe und muss sich gegen einen kaltblütigen Killer beweisen, der durch gelungene Maskenspiele und raffinierte Verkleidungen stets einen Schritt voraus zu sein scheint Â…
Mit "Die Totenliste" hat John Huston einen gelungenen, wenn auch nicht grandiosen Thriller in schwarzweißem Gewand geschaffen, der sich zwar nicht ganz mit den großen Meilensteinen in seiner Filmografie wie "African Queen", "Moby Dick" oder "Die Spur des Falken" zu messen versteht, dennoch nicht grundlos den Status eines Klassikers mit sich führt. Eine erstklassige Kameraführung wird mit einem ansprechenden Soundtrack und einem hochkarätigen Ensemble an Schauspielern, deren Leistung ohne Abstriche zu überzeugen weiß, kombiniert. Der Spannungsbogen ist relativ schnell aufgebaut und zieht sich über die gesamten 94 Minuten. Die Kriminalhandlung steht hierbei im Hintergrund - der Mörder ist schon kurz nach Filmbeginn zu sehen, es geht den Machern mehr um die Jagd nach seinem Motiv - und lässt einem ebenso amüsanten wie originellen Konzept den Vortritt. Wie eingangs schon erwähnt liegt der Reiz des Films in der Versammlung einer Riege weltberühmter Hollywoodgrößen, welche ihr Gesicht hinter Masken verbergen. "5 Great Stars Challenge You to Guess the Disguised Roles they Play!" wirbt das Covermotiv der vorliegenden DVD-Veröffentlichung und spricht hierbei von keinen Geringeren als Tony Curtis, Kirk Douglas, Burt Lancester, Robert Mitchum und Frank Sinatra, welche - mit Ausnahme von Michael DouglasÂ’ Vater - in Nebenrollen über den gesamten Film verteilt ihrer Demaskierung harren; ein Unterfangen, welches sich als gar nicht so einfach gestalten sollte, wurden sie doch nicht einmal, so die Produzenten, von ihren eigenen Müttern wiedererkannt. Somit bietet der Film neben der eigentlichen Kriminalhandlung eine weitere Detektivgeschichte auf einer anderen Ebene. Gelingt es dem Zuschauer nicht, vor Ende des Films alle fünf Schauspiellegenden zu entlarven, so muss kein Blick in einschlägige Internetforen geworfen werden, um die Leerstellen zu füllen: Nach Ende des Films übernehmen die fünf ihre Demaskierung selbst.
Trotz seines Klassikerrufs kennt man "Die Totenliste" lediglich aus dem Fernsehen; ein deutscher Eintrag in Wikipedia blieb dem Film aus unverständlichen Gründen bisher verwehrt, DVD-Editionen am deutschsprachigen Filmmarkt waren bislang ebenso außer Sichtweite wie ein evangelischer Papst. Koch Media hat sich schließlich erbarmt und diesem Krimihit des Jahres 1963 Tribut in Form einer - laut falschen Herstellerangaben - weltweiten DVD-Erstveröffentlichung gezollt. Als digital restaurierte Fassung weiß das vorliegende Produkt technisch zu überzeugen, die Bildqualität des Schwarzweiß-Films kann sich sehen lassen und das Tonformat von Dolby Digital 2.0 zeichnet sich für eine durchaus klare akustische Unterhaltung verantwortlich. Die DVD-Hülle befindet sich in einem schlichten, aber schicken Schuber, und mit einem Filmposter im Querformat, welches sich über die gesamte Hülle streckt, wurde ein ebenso originelles wie elegantes Covermotiv ausgewählt. Warum ein in all diesen Belangen makelloser Gesamteindruck gefährdet wurde, indem sich Koch Media äußerst geizig im Bereich des Bonusmaterials zeigt, ist umso unverständlicher: Ein Originaltrailer und eine Bildergalerie allein sind als Bonusmaterial zu wenig und werden dem Ruf, welcher der "Totenliste" anhaftet, nicht gerecht. Zusätzlich liegt der DVD ein schmales Booklet in Steckbriefform der fünf Hollywoodgrößen bei.
Weshalb "Die Totenliste" so lange einer DVD-Veröffentlichung harren musste, wird wohl auf ewig ein vom Nebel des Geheimnisvollen umgebenes Mysterium bleiben, flankiert vom JFK-Attentat und dem Bermudadreieck. Schlussendlich hat Koch Media nicht nur diesen Zustand mit einer deutschen, aber nicht weltweiten Erstveröffentlichung auf der silbernen Scheibe - für eine solche hat schon Metrodome Video im März selben Jahres gesorgt - für beendet erklärt, sondern auch die Chance für eine digitale Restaurierung des Films nicht ungenutzt gelassen. Wer etwas für Kriminalfilme im Schwarzweißflair der sechziger Jahre übrig hat, hinsichtlich der originellen Idee mit der Demaskierung von fünf Schauspiellegenden auf den Geschmack gekommen ist und im Bereich von Bonusmaterial keine hohen Ansprüche zu melden hat, kann bedenkenlos zugreifen.