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 Die Vereinigung jiddischer Polizisten

Autoren: Michael Chabon
Sprecher: Armin Rohde
Übersetzer: Andrea Fischer
Verlag: Lübbe Audio

Cover
Gesamt +++++
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Ton


Sitka ist die nach dem zweiten Weltkrieg gegründete Hauptstadt der Juden in Alaska. Dort lebt auch Meyer Landsmann, Detektiv der jiddischen Polizei, in einem schäbigen Hotel. Landsmann hat nicht wenige Probleme: Er trinkt zu viel Alkohol, seine Ehe ging in die Brüche, nachdem er und seine Frau ihr Kind abtrieben, und auch seine Karriere stagniert - besonders, seit seine Ex-Frau sein neuer Chef ist. Landsmanns Laune bessert sich nicht gerade, als einer seiner Nachbarn erschossen wird. Der Tote war vor Jahrzehnten ein Schach-Genie; Landsmann und sein Partner Berko beginnen eher routiniert als wirklich betroffen oder interessiert die Ermittlungen. Von ganz oben jedoch erhalten sie die Anweisung, den Fall sofort ad acta zu legen.

Heimlich setzt Meyer Landsmann seine Ermittlungen fort. Allzu viel hat er auch gar nicht zu verlieren, denn Sitka soll ohnehin bald wieder an Alaska zurückfallen, den Juden droht dann neuerliche Vertreibung. Der Detektiv ahnt nicht, dass ihn sein Fall in eine gefährliche Welt führt, die von religiösem Wahn und politischen Intrigen dominiert wird ...

Michael Chabon hat bereits eine große Fangemeinde für sich begeistern können und zahllose Auszeichnungen gewonnen, darunter sogar den Pulitzer-Preis für seinen Roman "Die unglaublichen Abenteuer von Kavalier und Clay". Sein neuestes Werk, "Die Vereinigung jiddischer Polizisten", ist ein intelligenter Krimi, eine Vision eines etwas anderen Judenstaates, eine rührende Liebesgeschichte und eine witzige Satire zugleich. Neben vielen skurrilen Einfällen und einer dichten Atmosphäre ziehen vor allem etwas schrullige, aber sympathische Charaktere den Hörer sofort in den Bann.

Meyer Landsmann ist ein klassischer "hard boiled" Detektiv, wie man ihn aus älteren Kriminalgeschichten kennt: etwas abgetakelt, ein Trinker, ein Zyniker - und er ist ein Jude. Das Hörbuch wartet immer wieder mit Bezügen zu jiddischer Geschichte, Kultur und Religion auf, nutzt dabei so manches Klischee, malt aber doch ein realistisches, lebendiges Bild des fiktiven Judenstaates und seiner Einwohner. Ein wenig Hintergrundwissen ist hier sehr nützlich, um alle Anspielungen und Pointen zu verstehen, aber glücklicherweise geht Chabon mit Erklärungen zu jiddischen Bräuchen und Begriffen nicht sparsam um.

Die Krimihandlung an sich ist durchweg spannend und meist unvorhersehbar, der Autor legt viele falsche Fährten, löst den Fall aber schlüssig auf. Oftmals kommt ein Gefühl von Nostalgie auf, denn Chabon hat den Roman als Hommage an den Krimi Noir der 40er Jahre angelegt und trifft dessen Ton sehr genau. Zudem fügt der Autor noch eine politische und religiöse Komponente hinzu, regt zum Nachdenken an und liefert damit mehr als nur seichte Krimikost.

Armin Rohde, einer der bekanntesten deutschen Schauspieler unserer Zeit, hat die perfekte Stimme für eine Geschichte wie diese: rau, dunkel, ein wenig kratzig. In angemessenem Tempo, ohne viele Änderung des Timbres oder der Betonung erzählt Rohde von den jiddischen Polizisten.

"Die Vereinigung jiddischer Polizisten" ist spannend, intelligent, witzig und etwas ganz Besonderes. Brillant geschrieben und stimmungsvoll gelesen liegt hiermit ein Hörbuch vor, das man nicht verpassen sollte.

Linda Dannenberg



CD | CD-Anzahl: 6 | Erschienen: 01. September 2008 | ISBN: 9783785737507 | Laufzeit: 433 Minuten | Originaltitel: The Yiddish Policemen`s Union | Preis: 19,95 Euro

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