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Eigentlich hätte der Abstecher in die Ortschaft Martens Hof Rebekka endlich einmal etwas Ruhe und Abgeschiedenheit bescheren sollen, zumindest wenn es nach Rebekkas Eltern gegangen wäre. Damit sie einmal nicht irgendeinem Unsinn anstellen oder sich in haarsträubende Abenteuern stürzen kann. Doch auch hier findet Rebekka eine Beschäftigung und so treibt sie sich nun in einer Ruine herum, die früher wohl eine Burg und später ein Gutshof gewesen sein muss und nun bei den Dorfbewohnern als unheimlicher Ort verrufen ist.
Rebekka weiß immer noch nicht, wie Bea, Petra und Franziska sie dazu überreden konnten, hierher zu kommen. Gestern noch hörte sich das Ganze wie ein großes Abenteuer an, doch jetzt streifen die vier Freundinnen durch das halb vermoderte Gebäude, in welchem jeden Moment der Fußboden unter ihnen durchbrechen könnte. Doch das Haus hat seinen Ruf wohl zu Recht, denn nachdem sie sich eine Treppe hinuntergeschlichen haben, enthüllen die Mädchen Rebekka ein Geheimnis: Einen Raum, dem die Zeit nichts angetan hat, möbliert und wohlig eingerichtet. Außerdem hat man den Stützbalken, der den Rest des Hauses zusammenhält immer im Auge.
Aber die Mädchenidylle soll nicht lange ungestört sein, denn der "Kameltreiber" - wie Bea den Jungen nennt - hat sich hinter einer Tür, die in ein Labyrinth zu führen scheint, versteckt, um den Dorfmädchen aufzulauern. Bea ist darüber so aufgebracht, dass sie den Jungen mit aller Kraft schubst, als dieser nicht freiwillig geht. Doch damit nimmt das Übel erst seinen Lauf, denn Bea hat den Jungen direkt gegen den Stützbalken geschubst. Rebekka erlebt in erschreckender Zeitlupe, wie der Balken unter der Wucht des Jungen zu brechen beginnt und die Decke binnen weniger Augenblicke, die ihr wie Jahre erscheinen, einstürzt.
Wie durch ein Wunder wird Rebekka von keinem der Brocken getroffen, allerdings sind die anderen vier - soweit sie es mit ihrer Taschenlampe erkennen kann - nicht mehr zu sehen und der Weg nach oben über die Treppe ist verschüttet. Wegen des ganzen Staubes, den sie einatmet, bekommt Rebekka kaum noch Luft und kämpft gegen ein Ersticken. Als sie sich etwas beruhigt hat, fällt ihr auf, dass ein schwacher Lichtschein genau aus der Richtung kommt, in welcher die Tür zum Labyrinth liegen muss. Sehr begeistert ist Rebekka von dieser Aussicht nicht, aber eine andere Möglichkeit als diese bleibt ihr nicht.
Schon bald gibt ihre Taschenlampe den Geist auf und obwohl sich Rebekka immer geradeaus gehalten hat, findet sie den Weg durch das gläserne Labyrinth nicht mehr zurück. Zu allem Überfluss ist sie auch nicht allein; ein riesiges Tier mit Stacheln und einer Schweineschnauze hat ihre Witterung aufgenommen - und es bleibt nicht nur bei einem.
Als die beiden Bestien aufeinander treffen, stirbt zwar eines dieser Stachelschweine im Kampf, das andere ist dafür umso mehr im Blutrausch. Rebekka hat keinen sehnlicheren Wunsch, als dass das Stachelschwein einfach tot umfällt - da bricht das Stachelschwein plötzlich zusammen. Und als ob dies noch nicht ungewöhnlich genug wäre, findet Rebekka auch endlich einen Ausgang aus dem Labyrinth und steht in einer zerfallenen gläsernen Stadt. Kein Zweifel, dies kann keine andere Stadt als Gorywynn sein, und doch kann sie nicht in der Welt Märchenmond liegen, über die ihr Vater immer schreibt, denn dort ist Gorywynn eine blühende Stadt ...
Was erwartet Rebekka wohl in Gorywynn und in dieser Welt der Fantasie, die ihr durch die Geschichten ihres Vaters doch so vertraut erscheint?
Nach "Märchenmond", "Märchenmonds Kinder" und "Märchenmonds Erben" kommt mit "Die Zauberin von Märchenmond" nun der vierte Band um dieses Land der Träume aus der Feder von Wolfgang und Heike Hohlbein, diesmal jedoch mit Kims Schwester Rebekka als Hauptperson.
Das Buch in einem Satz: Der ewige Kampf zwischen Gut und Böse. So einfach diese Worte klingen mögen, so komplex ist doch dieses Buch, das man ohne Probleme auch ohne seine Vorgängerbücher lesen kann.
Märchenmond heißt nicht umsonst auch Land der Träume, denn jede Kreatur, ob nun gut oder böse, könnte man sich in dieser Welt vorstellen. Aber auch Märchen müssen für Wolfgang und Heike Hohlbein herhalten, aber in einer Art, dass man sich manchmal fragt, ob die beiden nicht genau aufgepasst haben. So heißen zum Beispiel Hänsel und Gretel plötzlich Torin und Toran und Rapunzel offenbart sich als Männlein mit ewig wachsendem Bart, was durchaus für amüsante Momente in diesem Buch sorgt.
Was das Buch aber wirklich interessant macht, ist eigentlich die Tatsache, dass Wolfgang und Heike Hohlbein es schaffen, ihren Leser über sechshundert Seiten hinweg am Ball zu halten, ohne wirklich klare Antworten auf dessen Fragen zu geben. Erst auf den letzten 250 Seiten findet jeder Topf seinen passenden Deckel.
Man kann also durchaus sagen, dass Freunde der Fantasy ruhigen Herzens 19,95 in diesen über achthundert Seiten umfassenden Schmöker investieren können, denn "Die Zauberin von Märchenmond" ist ein wirklich gutes Buch und die Seitenzahl sollte keineswegs davon abhalten, es zu lesen.