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Was, wenn das Schicksal einem zehn Sekunden gewährt, in denen man den Lauf seines weiteren Lebens bestimmen kann? So passiert es dem übergewichtigen Schüler Chris Mackenbrock: Innerhalb von zehn Sekunden kann er die Entscheidung treffen, fortan schlank und sportlich zu sein – und so die Frau seines Herzens zu gewinnen, was dann entscheidende Auswirkungen auf sein weiteres Leben hätte. Doch Chris schlägt die Gelegenheit aus und entscheidet sich gegen Fitness und ein schlankes Leben. Infolgedessen gewinnt er auch nicht das Herz von Kathleen, denn sie findet ihn zwar nett, aber eben auch zu dick, er ist nicht ihr Typ.
In den nächsten Jahrzehnten ist Chris‘ Leben von Aufs und Abs geprägt und immer wieder tritt Kathleen in sein Leben. Schließlich, in seinen Vierzigern, ist Chris beruflich erfolgreich, hat enge Freunde und ist verheiratet, aber immer noch bereut er, dass er damals seine große Chance auf ein ganz anderes Leben versaut hat. Alles erscheint ihm mittelmäßig und reizlos. Doch das Schicksal meint es gut mit Chris: Als er am nächsten Morgen aufwacht, ist er plötzlich wieder Schüler und liegt im Bett seines Elternhauses. Chris kann sein Glück kaum fassen: Die entscheidenden wichtigen zehn Sekunden nahen erneut! Diesmal ist er fest entschlossen, seine Chance zu nutzen und seinem Leben einen völlig neuen Lauf zu geben …
Die Idee, die Roger Schmelzer in seinem Roman „Die besten zehn Sekunden meines Lebens“ verarbeitet hat, ist auf jeden Fall originell und dürfte jeden als Gedankenspiel reizen: Was würden wir tun, wenn wir auf einmal die Chance erhielten, eine wichtige Entscheidung noch einmal zu treffen und damit unser komplettes Leben zu verändern? Dass das nicht ganz so einfach ist wie gedacht – und dass das Leben bisweilen seltsame Kapriolen schlägt und das Schicksal sich nicht so leicht austricksen lässt –, muss Chris ziemlich schnell erfahren.
Die besten zehn Sekunden seines Lebens scheinen zwar zunächst alles zum Guten zu wenden, aber letztendlich schlägt das Leben dann doch ganz andere Wege ein als gehofft – und hält erstaunlich hartnäckig am bisherigen Lauf der Dinge fest.
Man merkt der Story sehr deutlich an, dass Roger Schmelzer unter anderem Gagschreiber für Sendungen wie „Die dreisten Drei“, „Mensch Markus“ oder „Switch“ ist - eine (eigentlich zu lange) Episode innerhalb von Chris‘ Leben dreht sich ebenfalls um das Gag- und Sketcheschreiben, um Comedy-Sendungen und den ganz normalen Wahnsinn der Privatsender. Hier hat Schmelzer anscheinend die Chance genutzt, ein wenig aus dem Nähkästchen zu plaudern, was auch ganz unterhaltsam ist, aber eben zu lang.
Insgesamt ist „Die besten zehn Sekunden meines Lebens“ schon ziemlich witzig, die meiste Zeit plätschert die Handlung aber doch sehr seicht vor sich hin. Die Stationen in Chris‘ Leben – seine Zeit bei der katholischen Landjugend, bei den Grünen oder eben als Autor von TV-Sketchen – sind nett, aber nicht besonders aufregend oder gar brüllend komisch. Wäre nicht der Clou mit der zweiten Chance, die Chris erhält, die Geschichte wäre ziemlich beliebig, auch wenn sie die Herzen derjenigen erfreuen dürfte, die in den 80er Jahren aufgewachsen sind, denn es gibt einige nette Seitenhiebe und viel Nostalgie.
So bleibt der Eindruck zwiespältig, was auch an der Lesung von Oliver Kalkofe liegt. Er liest betont munter, wirkt dadurch aber auch sehr aufgesetzt und bemüht lustig.
Fazit: „Die besten zehn Sekunden meines Lebens“ ist nette, teils sehr komische, teils etwas seichte Unterhaltung für zwischendurch. Ohne die Teilung der Geschichte in Chris‘ erstes und zweites Leben wäre das Hörbuch zugegebenermaßen ziemlich lahm, so aber ist es doch eine originelle Story mit einer sympathischen Hauptfigur geworden, die immer wieder in die unmöglichsten Situationen gerät.