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Der dreizehnjährige Kenny Jones ist ein Mudlark. Das sind die auf der untersten sozialen Stufe Londons stehenden Jungen, die bei Ebbe im Schlamm der Themse nach brauchbarem Müll wühlen. Immer kurz vor dem Verhungern, sind die Jungs, deren Patron der alte Moody Joe ist, noch ein wenig besser dran. Immerhin haben sie einen Unterschlupf und jemanden, der die eingesammelten Gegenstände für sie verkauft.
Und eines Morgens scheint Kennys Glückstag zu sein. Er findet einen in ein dreckiges Tuch gehüllten Stein. Dass ein vermummter Inder im Dreck liegt und das Bündel nicht herausrücken will, stört die Mudlarks nicht. Sie überwältigen den schwer verletzten Jungen. Auf Drängen von Kenny schleppen sie ihn jedoch mit zu Moody. Widerwillig versorgt der Patron die Schusswunde des Inders. Denn Moody Joe merkt sofort, dass der Stein, den der fünfzehnjährige Sepoy bei sich trug, ein äußerst wertvoller Edelstein ist.
Er bricht auf, um den Stein bei einem befreundeten Hehler zu verkaufen. Doch der Inder fleht Kenny an, den alten Mann aufzuhalten. Der Stein sei verflucht und bringe furchtbares Unglück über seinen Träger.
Kenny gibt dem Flehen des fiebernden Verletzten nach und eilt Moody Joe hinterher. Und wenige Meter vor der Kneipe, in der er den alten Patron vermutet, stolpert Kenny über dessen Leiche. Er durchwühlt die Taschen des Toten nach dem Edelstein, doch wird er dabei unterbrochen von zwei Constablern, die ihn festnehmen und zu Inspektor Lassal bringen. Der aber hält Kenny für den Handlanger der Männer, die bereits acht Menschen auf grausame Art und Weise erwürgt haben.
Die Zutaten zu diesem Hörbuch sind als Versatzstücke aus diversen Abenteuerromanen bekannt. Eine Verschwörung, ein unterirdischer Versammlungsort, dumme Polizisten, edle Helfer, tapfere Jugendliche, ein Haupttäter, der sich für allmächtig hält, dunkle Gänge, Nebel, Nebel und immer wieder Nebel. Vermischt wird das Ganze zu einem spannenden Mix aus Fantasy, Krimi, Historienroman und Abenteuer.
Eigentlich kann man mit diesem Hörbuch also nichts falsch machen, zumal die Vorlage des Vielschreibers Michael Peinkofer fast dreihundert Seiten abwechslungsreiche Handlung bietet. Auch die Wahl des Sprechers ist geglückt. Max Urlacher liest, als ginge es um sein Leben. Er quetscht Silben heraus, die direkt von einem Deutsch sprechenden Inder zu stammen scheinen, schreit mit Verve um Hilfe, wenn es brenzlig wird, fleht gefühlvoll um Gnade, wenn der Inspektor sich mal wieder als Haupthindernis auf dem Weg zur Errettung der Freunde erweist. Er gibt eine glänzende Vorstellung ab und vermag der Handlung wirklich alles abzugewinnen, was in ihr steckt.
Wenn nur nicht diese Fülle an Klischees wäre. Die Unmengen an Attributen und ausschmückenden Metaphern, die dem Hörer nach dem hundertsten Mal fast zum Halse heraushängen. Eine derartige Fülle an überflüssigen Worthülsen findet man selten in einem knapp viereinhalb Stunden langen Hörbuch. Gelegentlich fragt sich der durchaus von der spannenden Handlung gefesselte Zuhörer, ob dies ein notwendiges Übel ist oder ob die Kürzungen des Buches den Eindruck verstärkt haben. Allein der Gedanke, das Buch könne noch um ein vielfaches mehr Worthülsen beherbergen, lässt den Käufer des Hörbuchs von der Idee zurückschrecken, sich das Buch zuzulegen, um mehr von den Hintergründen der "Indischen Verschwörung" zu erfahren.
Denn in diesem Zwiespalt befindet sich beinahe jeder Hörer: Die Geschichte ist klasse, die Personen gut ausgewählt und charakterisiert, die Handlung spannend und abwechslungsreich, das Finale grandios. Aber die Worthülsen, Klischees und Überlängen in einigen Schilderungen, die häufigen Stilblüten nerven immer wieder.
So schwankt das Urteil zwischen Top und Flop, je nach Gewichtung der angesetzten Maßstäbe. Leider ist die Qualität der Verpackung miserabel. Die leicht zerdrückte Pappschachtel in der die vier CDs eingesteckt sind, führt (wie im vorliegenden Fall) schnell zu Kratzern und Schäden. Eine feste Plastikhülle sollte Standard sein für ein fast zwanzig Euro teures Produkt. Ansonsten aber kann man sich diese Geschichte immer wieder anhören. Vor allem Jugendliche ab zwölf Jahren - Jüngere sollten wegen der ziemlich heftigen Grausamkeiten kaum in den Genuss dieses Hörbuchs kommen - werden begeistert sein.