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Die Sonne geht unter und der Mond geht auf. Endlich. Lisbeth gähnt, streckt sich und steht auf. Denn eine richtige Hexe steht erst nach Sonnenuntergang auf. Lisbeth und ihre Katze üben. Rechnen. Einmal Pipi und noch mal Pipi sind zweimal Pipi. Ein Butterbrot und noch ein Butterbrot sind zwei Butterbrote. Lisbeth ist eine schlaue Hexe.
Doch plötzlich rummst es draußen ganz laut. Lisbeth horcht auf und öffnet die Tür ihre Baumhauses. Vor ihr steht ein kleiner Koffer. Rosa, harmlos und zu. Ha, denkt Lisbeth. Das ist für eine Hexe, auch eine kleine Hexe wie Lisbeth es ist, kein Problem. "Hokuspokus, Hexenstich - kleiner Koffer öffne dich!", ruft Lisbeth. Doch was ist das? Alles in ihrer Wohnung hat sich geöffnet. Das Zauberbuch, das Fenster, der Herd, die Kanne, alle Schachteln und Dosen, sämtlicher Schubladen der Kommode, der Kassettenrecorder, selbst die Packungen im Lebensmittelfach sind offen - nur der Koffer steht völlig ungerührt in der Mitte des Zimmers und ist nach wie vor verschlossen.
Wer kann Lisbeth bloß helfen, den Koffer aufzumachen?
2003 nahm sich Wietse Fossey, der Sohn der 2001 verstorbenen Lieve Baeten, der Skizzen und des Textes seiner Mutter an. Mit Hilfe des Computers zauberte er aus der halbfertigen Geschichte eines der schönsten Bilder- und Kinderbücher, das auf dem deutschen Markt zu haben ist.
Die herrlich farbenfrohen, lustigen und spannenden Bücher wurden schnell zu Bestsellern in ganz Europa. Neben den verschiedenen Folgen über die kleine Hexe Lisbeth sind mittlerweile auch mehrere Bilderbücher mit DVD bei Oetinger erschienen, die neben der Bildergeschichte einen kleinen, lustigen Film beinhalten.
Kann man mit diesem Material, diesen feinen, wunderschönen Geschichten etwas falsch machen? Eigentlich schwer vorstellbar. Doch hat es der Verlag Oetinger dennoch geschafft, daraus ein neu herausgekommenes Produkt zu "zaubern", das fast auf ganzer Linie enttäuscht. Denn aus den wundervollen Bilderbüchern im DinA4- Format wurden winzig kleine Büchlein, die kaum zehn mal fünfzehn Zentimeter messen. Hier sind die Bilder reinste Suchspiele, die Hexe zu einer kaum vier Zentimeter kleinen Witzfigur verkommen, die Wirkung perdu. Nur der feine, nette Text bleibt lesbar - wenn auch hier in einer Schriftgröße, die für Nicht-Brillenträger und vor allem für Lese-Anfänger eine Zumutung ist.
Nein. Dieses Buch - wenn auch mit nicht mal fünf Euro recht günstig - ist nicht empfehlenswert. Wer die einmalig gelungene Geschichte der Lieve Baeten und die Bilder ihres Sohnes Wietse Fossey genießen will, sollte sich die großformatigen Bilderbücher - eventuell mit DVD - zulegen. Sie sind ihr Geld in jedem Fall wert. Die hier vorliegende Mini-Ausgabe lohnt sich hingegen keinesfalls.