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Die Sitze der Mächtigen und Edlen vergangener Jahrhunderte, in seltenen Fällen auch unserer Zeit, üben eine große Faszination auf die Menschen aus, weshalb viele Schlösser wahre Besuchermagneten sind.
In diesem Buch werden 54 besonders schöne Schlösser vorgestellt, offensichtlich nach Alter geordnet. Den Anfang macht Windsor Castle, den Abschluss bildet das im 20. Jahrhundert erbaute amerikanische Hearst Castle.
Zu jedem Schloss findet der Leser eine Angabe über Lage, Erbauungszeitpunkt oder -phase (in vielen Fällen handelt es sich um mehrere Jahrhunderte) und den Baumeister. Ein zumeist zeitgenössisches Literaturzitat charakterisiert das Gebäude und nicht selten auch seine Besitzer, und ein ausführlicher Artikel schildert das Leben eines besonders illustren Bewohners oder des Erbauers; im Fall von Blois handelt es sich um Katharina von Medici, beim Hradschin um Kaiser Rudolf II., Holyroodhouse beherbergte die tragische Königin Maria Stuart, und Miramare war Wohnsitz des späteren glücklosen Kaisers Maximilian von Mexiko. Nicht vergessen werden sollte der Sultanspalast von Sansibar, der mit einer sehr tragischen Liebesgeschichte zwischen einer arabischen Prinzessin und einem deutschen Kaufmann verknüpft ist.
Es sind vor allem die Paläste in Afrika und Asien, über deren Geschichte der Leser mehr erfährt als über einzelne Bewohner, darunter der Palast der Winde im indischen Jaipur, der Montazah-Palast in Alexandria, der zu Recht als "Perle des Südens" bezeichnete Bahia-Palast in Marrakesch und der Kaiserpalast in Tokio.
Außer einer großen Fotografie jedes der Schlösser gibt es auch mehrere kleinere Abbildungen: zeitgenössische Stiche und Skizzen, Bilder der Erbauer oder verschiedene Details von Gebäudeteilen.
Der Leser und Schlösserfreund kann sich mithilfe dieses Buchs, das zugleich als Bildband und informative Lektüre fungiert, auf eine märchenhafte Reise zu Höhepunkten der profanen Architektur begeben. Ob hier nun wirklich die 54 schönsten Schlösser der Welt versammelt sind, darüber kann man womöglich streiten - hätten zum Beispiel das bezaubernde Chenonceau oder Azay-le-Rideau nicht auch einen Platz beanspruchen können neben den nahe gelegenen Loire-Schlössern Chambord und Blois? Immerhin wurde interessanterweise das Berliner Stadtschloss aufgenommen, das derzeit gar nicht mehr existiert: Vom Krieg stark in Mitleidenschaft gezogen, wurde es von der DDR-Regierung schließlich geschleift statt restauriert. Erfreulich erscheint auch die Einbeziehung zahlreicher außereuropäischer Paläste, die ganz zu Recht in das Buch integriert wurden.
Das Konzept mit seinem Schwerpunkt auf menschlichen Schicksalen innerhalb der Schlösser macht das Buch sympathisch. Je nach Geschmack würde sich mancher Leser allerdings etwas mehr Baugeschichte wünschen; die Informationen hierzu sind zumeist marginal. Einen interessanten Blick auf das jeweilige Bauwerk vermitteln die Literaturzitate, die vergangene Zeiten durch die scharfen Augen von Literaten und Reisenden auferstehen lassen.
Die Auswahl der Bilder ist sehr gut gelungen, da mag man verzeihen, dass manches der großformatigen Fotos ein wenig "pixelig" wirkt.
Falls Sie ein stark eingeschränktes Reisebudget haben und Sehnsüchte nicht im Zaum halten können, sollten Sie dieses Buch wohl eher nicht kaufen, denn es macht Appetit darauf, die Schlösser vor Ort anzusehen und sich von der Atmosphäre fesseln zu lassen, die schon im Buch intensiv spürbar wird, und die Auswahl ist wirklich so gut getroffen, dass Sie vom Besuch der Prachtbauten ganz sicher nicht enttäuscht sein werden. Nur auf das Berliner Stadtschloss müssen Sie vorerst noch verzichten.