Die seit 1962 verheirateten Schweden Maj Sjöwall und Per Wahlöö veröffentlichten zwischen 1965 und 1975 zehn Kriminalromane. Mit dem Tod von Per Wahlöö endete die Serie rund um den Kriminalkommissar Martin Beck, einem versierten Ermittler der schwedischen Mordkommission. Drei der Fälle, der "Der Mann auf dem Balkon", 1967 erschienen, "Endstation für neun", 1968 erschienen, sowie "Und die Großen lässt man laufen", 1970 erschienen, vereint die vorliegende Hörspielsammlung. Der WDR, HR und SWF produzierten zwischen 1978 und 1983 diese Stücke mit einer sehr guten Sprecherriege, die auch heute noch zur Crème de la Crème der Synchronsprecher gehört und jedem Hörer bekannt ist.

"Der Mann auf dem Balkon"
Die Stockholmer Mordkommission ermittelt im Falle eines dreisten Handtaschendiebs. Immer wieder schlägt der Täter zu und entkommt unerkannt. Dabei scheint er sämtliche Streifenpolizisten zu kennen und ihnen systematisch aus dem Weg zu gehen. Doch seine jüngste Tat macht den Räuber zum wichtigen Zeugen. Er muss beobachtet haben, wie ein Unbekannter ein Mädchen in einem Park ansprach und mitnahm. Später fand man das Kind ermordet im Gebüsch. Die Polizisten setzen alles daran, den Triebtäter zu fangen, doch kommt ihnen ein unglaublicher Zufall zupass, an den sich einer der Polizisten gerade noch rechtzeitig erinnert, bevor der Täter wieder zuschlägt.

"Endstation für neun"
Zwei Streifenpolizisten, die sich ihre langweilige Nachtschicht etwas abseits ihres Einsatzgebietes um die Ohren schlagen, entdecken einen Doppeldeckerbus am Straßenrand. Im Inneren des hell erleuchteten Busses liegen neun Leichen. Offensichtlich hat der Täter mit einer Maschinenpistole mehrere Feuerstöße auf die Passagiere abgegeben. Der einzige Überlebende verstirbt wenig später ohne der Polizei einen Hinweis auf den Mörder gegeben zu haben. Da einer der Erschossenen ein junger Kollege von Kommissar Beck war, scheint eine verdeckte Ermittlung Ursache der Tat gewesen zu sein. Wen aber hat der Polizist beschattet und welchem der unerledigten und ungelösten Fälle der Stockholmer Mordkommission hat er sich gewidmet?

"Und die Großen lässt man laufen"
Während eines Geschäftsessens wird der Unternehmer Viktor Palmgren angeschossen. Er verstirbt wenig später im Krankenhaus. Seine junge Witwe zeigt sich ebenso kalt wie unbeeindruckt von den Fragen der Polizei. Da Palmgren sich als Waffenschieber entpuppt, der bis in höchste politische Kreise hinein seine Verbindungen hatte, wird Kommissar Beck mit dem Fall betraut. Der aber glaubt nicht an den gedungenen Killer und ermittelt in eine ganz andere Richtung.

Auffallend an dieser Produktion ist zunächst die Riege exquisiter Sprecher. Hans-Peter Hallwachs und Matthias Ponnier, die sich satzweise abwechselnd die Erzählerrolle teilen, sind ein dynamisches Gespann, das die Atmosphäre der Bücher wunderbar einfängt. Auch wenn der erste Fall nicht das Niveau von Fall zwei und drei hat, können sie den Grundtenor der Bücher des schwedischen Autorenehepaars deutlich machen. Die trostlose Stimmung in der Polizei, die teils harsche Gesellschaftskritik der bekennenden Marxisten Sjöwall und Wahlöö, die langwierige Tätersuche und die Hauptcharakterzüge der Ermittler liegen offen zutage. Vor allem Charles Wirth, der geniale Horst Frank, Christian Brückner, Gert Haucke, Antje Hagen und Helmut Wöstmann wissen in ihren Sprecherrollen zu gefallen. Nicht zuletzt die melancholische Musik von Hans-Martin Majewski, die sämtliche Hörspiele durchzieht wie ein immer wiederkehrender Klagelaut, fügen sich zu einer gelungenen Produktion zusammen.
Vor allem Fall zwei ist genial komponiert und spannend mitanzuhören. Zwar fällt Fall drei dahinter zurück, kann aber durch seine deutliche Kritik an den zu Korruption neigenden Wirtschaftsstrukturen Schwedens - hier exemplarisch auch für die gesamte westliche Welt zu verstehen - überzeugen.

Diese Sammlung ist allerbestes Radio. Zwar schon drei Jahrzehnte alt und gelegentlich auch etwas altbacken, kann man auch heute noch die Kriminalromane von Sjöwall und Wahlöö kaum auf eine unterhaltsamere Art genießen als in den Hörspielfassungen des Deutschen Rundfunks.
Musikalische Untermalung und die vielen Sprecher geben ihr Bestes. Hinzu kommt die exzellente Ausstattung. Fünf feste Hüllen, ein informatives Inlay und gute Tonqualität machen "Die spannendsten Fälle. Kommissar Beck ermittelt" zu einem Geheimtipp - auch Jahrzehnte nach der Erstausstrahlung.