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Dieses Buch ist vor allem eines: Zum Schreien komisch.
Es vergeht keine Seite, auf der man nicht geneigt ist, sich vor Lachen auszuschütten.
Doch was ist das denn nun eigentlich? Ein Rollenspiel?
Dazu gibt es ein klares: Jein.
In diesem Spiel übernimmt jeder Mitspieler die Rolle eines Adligen. Einen Titel und vielleicht auch Namen oder Ländereien kann sich jeder dabei aussuchen und auf einem Zettel notieren. Außerdem bekommt jeder Mitspieler eine Anzahl Münzen, Glasperlen oder ähnliches, wie es Mitspieler an der Zahl gibt.
Das war es dann auch schon.
Nun beginnt jemand und fragt seinen Tischnachbarn so etwas wie "Werter Baron, wollt Ihr nicht die vortreffliche Geschichte erzählen, als Ihr ..." und benennt dabei ein bestimmtes Thema. Nun kann der Angesprochene annehmen oder ablehnen (was natürlich recht witzlos wäre) und muss versuchen, anhand dieser Aufforderung spontan eine Geschichte zu entwickeln und zu erzählen, die seine fabelhaften Abenteuer und seine Ehrenhaftigkeit in diesem Punkt darlegen. Als Richtwert gelten etwa fünf Minuten und wenn die Geschichte beendet ist, fordert der Erzähler seinen Tischnachbarn in der gleichen Form wie eingangs auf, ebenfalls eine Geschichte zu erzählen. Wenn jeder eine Geschichte zum Besten gegeben hat, wird der Sieger gewählt und es beginnt eine neue Runde, wenn man mag.
Das ist aber natürlich nicht alles. Jeder Mitspieler kann während des Erzählens die Wahrheit der Aussage anzweifeln oder etwas einwerfen, was der Erzähler dann entweder in seine Geschichte einbinden muss oder er sieht sich in der Situation, als Lügner da zu stehen. Auch kann es vorkommen, dass der Erzähler beleidigt wird, etwa seine Adligkeit angezweifelt wird, dann kann es sogar zu einem Duell kommen. Auch im Hinblick auf die Sprache des Fabulierenden oder der anderen ist "Rollenspiel" erwünscht und macht fast den meisten Spaß an der Sache aus.
All diese Aspekte sind auch in sehr einfache Regeln gefasst worden, für deren Umsetzung die eingangs erwähnten Münzen benötigt werden.
Und am Ende gewinnt nicht etwa der mit den meisten Stimmen, sondern der mit den meisten Münzen.
Natürlich ist dies kein Spiel für ganze Abende und auch kein Rollenspiel im eigentlichen Sinne. Es heißt Erzählspiel - und genau das ist es auch.
Die Regeln des Spiels können eigentlich leicht auf zwei Seiten festgehalten werden, und genau das ist im Anhang des Buches auch der Fall.
Trotzdem sind die insgesamt 58 Seiten nicht überflüssig, denn sie erklären das Ganze eben genauer und vor allem ist es ein Heidenspaß, sich das gesamte System von Baron Münchhausen höchstpersönlich erklären zu lassen, der immer wieder an jeder sich bietenden (und nicht bietenden) Stelle ins Erzählen und Schwafeln verfällt und dem Leser, der den Baron sowieso sicherlich kennt, ein sehr gutes Verständnis von den Absichten des Spiels und den gewünschten Erzählungen vermittelt.
Neben einem Druckfehler, der am Ende des Buches gleich noch den Druckereiauftrag mitsamt allen Daten enthält, bietet das Buch noch mehr als zweihundert Ideen für Aufforderungen zum Erzählen (die teils richtig knifflig sein können!) und eine ganze Reihe Abbildungen zum Baron Münchhausen, ebenso Informationen zur Kunstfigur Münchhausen und dem wahren Menschen dahinter, dem Ursprung der Münchhausen-Figur und auch Informationen zur Umgebung des achtzehnten Jahrhunderts, was interessant zu lesen ist.
Eine gelungene Spielidee für zwischendurch, sprachlich auch wirklich witzig und sehr angemessen umgesetzt.
Durch den Druckfehler am Ende, die teils undeutlichen Abbildungen und vor allem durch die zum Lesen zu kleine und viel zu anstrengend zu lesende Schrift gibts aber einen Punkt Abzug.