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Terry Jones mag wohl eines der weniger bekannten Mitglieder von Monty Python gewesen sein, aber mit Sicherheit war er mit seiner Arbeit als Regisseur und Drehbuchautor nahezu unersetzlich. Nach den Pythons wurde es ruhig um den gebürtigen Waliser, er hatte noch einige Produktionen auf dem Regiestuhl und als Drehbuchschreiber, konnte aber nie an vergangene Erfolge anknüpfen. Später verlegte er sich wie sein alter Schreibkollege Michael Palin auf Fernsehdokumentationen. Eine dieser Arbeiten heißt "Die verborgene Geschichte des alten Rom" und erschien in Deutschland im Herbst 2008 bei Komplett Media.
Knapp fünfzig Minuten lang entführt uns Jones ins antike Rom. Das damalige Weltreich wird jedoch nicht mit all den wichtigen historischen Daten, Namen und Fakten abgehandelt. Vielmehr steht der gemeine römische Bürger im Vordergrund der Dokumentation. Auf den Spuren einer fiktiven Figur in Gestalt des aus bescheidenen Verhältnissen stammenden Schusters Marcus begibt sich Jones auf eine abenteuerliche Reise in die Vergangenheit. Ihm zur Seite stehen amerikanische und britische Wissenschaftler, die entweder im Gespräch mit Jones oder in Interviewausschnitten Informationen dazugeben.
So entdeckt der Zuschauer gemeinsam mit Jones das durch einen Ausbruch des Vesuvs untergegangene Pompeji, erkundet die Straßen Roms und lernt die damals üblichen, alltäglichen Gewohnheiten kennen. Ob ein Gang ins Badehaus, ein Besuch bei den Reichen der Stadt, um nach Arbeit zu fragen, oder eine original römische Alltagsmahlzeit, fasziniert kann der Zuschauer in eine längst vergangene, schillernde, aber auch harte und entbehrungsreiche Zeit eintauchen. Neben Aufnahmen von den jeweiligen, teilweise noch erhaltenen Schauplätzen gibt es auch Ausschnitte, wenn Jones mit einer Historikerin zum Einkauf geht, um eine typische Mahlzeit der Zeit zuzubereiten, mit einem Forscher ein erhalten gebliebenes Badehaus besucht oder durch Pompejis Straßen schlendert.
Obwohl es natürlich viele wichtige Informationen zu historischen Ereignissen wie etwa dem Ausbruch des Vesuvs gibt, konzentriert sich das Geschehen auf den gewöhnlichen Alltag, vom frühen Aufstehen über die Einnahme von Mahlzeiten in Stehimbissen - denn das ist keine Erfindung der Neuzeit - und den üblichen Weingenuss bis hin zur Standardeinrichtung einer typischen, einfachen Wohnung. Die Mischung aus Interviewausschnitten, Dialogen zwischen Jones und seinen Gesprächspartnern, Aufnahmen von Ruinen und Abbildungen von antiken Gemälden ist gelungen und macht die Dokumentation kurzweilig und unterhaltsam. Ebenjene Menschen, die es nie in die Geschichtsbücher geschafft haben, weil ihr Leben und ihr Tun für die Nachwelt einfach zu uninteressant und belanglos waren, werden hier angemessen gewürdigt, ihr täglicher Kampf um Arbeit, Essen oder sogar ihr Leben näher beleuchtet. Man lernt Rom von einer teilweise ganz anderen Seite kennen und kann sich das damalige Dasein viel besser vorstellen.
Was der DVD am ärgsten fehlt, sind die deutschen Untertitel. Die deutsche Sprachausgabe ist ordentlich geraten und vermittelt den Inhalt mit teilweise guten Sprechern insgesamt zufriedenstellend. Allerdings ist Jones im Original absolut grandios, und es macht Spaß, ihm bei seiner mit kleinen Scherzen gespickten Zeitreise zuzusehen. Zwischendurch blitzt immer wieder der Pythonsche Charme auf, was nicht zuletzt von dem sympathischen Waliser Akzent unterstrichen wird. Wer des Englischen nicht mächtig ist, hat da leider das Nachsehen. Zudem gibt es keine Kapitelwahl und auch keine weiteren Extras außer einigen Trailern.
Terry Jones vermittelt uns mit der Dokumentation "Die verborgene Geschichte des alten Rom" einen faszinierenden Blick in den Alltag vor vielen hundert Jahren. Inhaltlich glänzen die fünfzig Minuten Laufzeit mit kurzweiligen, interessanten Fakten und einem gut aufgelegten Moderator. Allerdings lassen die formalen Aspekte der DVD leider sehr zu wünschen übrig.