Gesamt |
|
Anspruch | |
Aufmachung | |
Preis - Leistungs - Verhältnis | |
Es ist eine Tatsache, dass es in Deutschland nicht zum Besten steht. Das größte Problem dabei ist, dass viele der heutigen sozialen Probleme in der Vergangenheit hätten vermieden werden können. So wurde jedoch den Bürgern ihre eigene Grube von ihrer Vorgängergeneration und deren Regierung geschaufelt, in der sie sich jetzt selbst begraben können. Alle sozialen Kassen sind ausgebeutet, die Renten müssen mitfinanziert werden und es ist keine rosige Zukunft in Sicht. Stattdessen wird nach Kindern geschrien, die dann, frisch angekommen im Berufsalter, die riesige Zahl der Senioren mitfinanzieren soll, was unmöglich ist. Gleichzeitig liegt eben auf diesen Familien, die als so wichtig erachtet werden, eine große Last aus Verantwortung und Existenzangst, die schwer zu bewältigen ist.
Aus seiner Tätigkeit als Berater in einer Rechtsanwaltskanzlei sind dem Autor Klaus Müller viele verzweifelte Menschen vor die Augen getreten, die ihm ihr Leid geklagt haben. Ihre Sorgen und Nöte und persönliche Erfahrungen hat er nun in einem Buch versammelt, um der Bevölkerung ihren Missstand aufzuzeigen und der Regierung einen Spiegel vorzuhalten. Hierbei hofft er auf eine Verbesserung durch Einsicht.
"Die verkaufte Generation" möchte, jedenfalls dem Klappentext nach, den Leser darüber aufklären, was alles in der Gesellschaft im Argen liegt und wie die sozial Schwachen und die Familien, auf denen die Hoffnung für die Renten liegt, immer ärger von finanziellen Nöten bedrängt werden. Dieser Ansatz ist lobenswert und spricht den Leser, der sich tiefer mit Gesellschaftskritik auseinandersetzt, sofort an. Wenn er jedoch die ersten Seiten und Kapitel durchliest, ergreift eben jenen politikinteressierten Lesenden das Grauen.
Dieses kalte Entsetzen ist jedoch nicht der unbedachten Politik zuzuschreiben, sondern dem, was hier der Feder oder dem PC des so genannten Autors entfleucht ist. Verspricht der Rückentext noch eine schonungslose, wenn auch persönliche Kritik, erwartet den Leser im Innenteil des Buches tiefste, ungeschönte Stammtischpolemik. Statt tatsächlich sachlich, mit persönlichen Einstreuungen, auf das wichtige Thema der Gegenwart einzugehen, wird hier nur noch geschimpft, geflucht und verallgemeinert. Dem Autor ist nichts heilig oder wichtig, denn keiner, ausgenommen natürlich seine eigene Person und der Familienstand an sich, kann es ihm recht machen. Unter dem Deckmantel der Politikkritik wird hier jeder Berufsstand, jede Altersgruppe diffamiert, beleidigt und zu Boden getreten, der er nicht grün ist. Das häuft sich fast so klischeehaft wie in bekannten Witzen, in denen auch über Senioren, Lehrer, Kindergärtnerinnen, Feministinnen oder Politessen hergezogen wird. Doch leider meint dieser Autor seine Worte durchaus ernst und ist sich auch nicht schade, seinen Text mit Worten vom Bodensatz des deutschen Sprachtums zu würzen, was hier, im Rahmen einer ernsthaften Beurteilung, lieber nicht zitiert wird.
So wird man also, angelockt vom vollkommen falsch aussagekräftigen Buchrücken, ahnungslos in ein Machwerk voller Vorurteile, Pauschalwertungen und Klischees geschmissen. Das Traurige dabei ist, dass Klaus Müller in einigen Punkten durchaus Recht hat, aber wenn man nach dem Gießkannenprinzip auf alles schimpft, muss man ja auch einige richtige Themen treffen. Wo sind denn die Statistiken, die die hingeworfenen Zahlen belegen, wo sind die Textstellen, mit denen der Autor seine Aussagen untermauert? Sie fehlen natürlich, da sich dieses Machwerk auf dem Niveau einer hitzigen Stammtischrunde nach dem dritten Bier bewegt. Argumente untermauern? Weshalb denn, das weiß ja jeder.
Ehrlich schade, dass für so was Papier verschwendet wird. Wenn man Frust hat, dann darf man ihn gerne abbauen, aber nicht unbedingt damit, dass man ihn drucken lässt.
Eine Leseprobe gibt es auf der Website des Medu Verlags unter www.medu-verlag.de/buchbeschreibung/leseprobe.php?bid=148