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Richard Novak hat sein Leben perfekt organisiert. Reich geworden im Aktienhandel, tätigt er seine Geschäfte vom Laufband aus, eine Haushälterin hält sein Designerhaus keimfrei, eine Ernährungsberaterin stellt seinen täglichen Nahrungsplan zusammen, eine Trainerin hält seinen Körper fit. Alles bestens. Richard hat alles und braucht niemanden. Bis eines Tages sein Haus droht, in einem Erdloch zu versinken und er wegen heftiger Herzschmerzen in der Notaufnahme des L.A. Krankenhaus landet.
Auf die Frage "Wen sollen wir benachrichtigen?" findet er keine Antwort. Richard hat keine Freunde, er ist geschieden, den Kontakt zu seinem Sohn hat er schon seit Jahren verloren. Der vermeintliche Herzinfarkt wird zum Wendepunkt in Richards autarkem Leben. Er lässt das Leben wieder an sich heran.
Richard freundet sich mit einem indischen Einwanderer an, der einen Donut-Laden betreibt, er rettet eine deprimierte Hausfrau, ein Pferd, eine Geisel, ein wertvolles Manuskript und zu guter Letzt sich selbst.
So will es der Titel des Buches. Ein vollmundiges Versprechen, das die Geschichte nicht halten kann. Die Autorin, A. M. Homes, will ihr Werk als rabenschwarze Satire über den L.A. Way of Life, als Kollaps des Jugend- und Fitnesswahns des modernen Amerikaners verstanden wissen. So liest es sich auch, jedoch verpasst die Autorin eine großartige Chance, daraus auch wirklich eine packende Geschichte zu konstruieren. Gar zu kühl und mit großer Distanz schildert sie die existenzielle Krise ihres Protagonisten, gar zu oberflächlich und Klischee überladen - die frustrierte Hausfrau, der weise Einwanderer, der fernsehabstinente Filmstar, die weichgespülte New Age Szene - führt sie die Wandlung von Richard, dem Egozentriker, zu Richard, dem Gutmenschen, herbei. Auch die Art und Weise, wie er das Leben seiner neuen Freunde positiv beeinflusst, bleibt auf materieller Ebene haften. Er verschenkt Autos, finanziert Wellnessferien und Donut-Geschäfte, doch die innere Wandlung des Protagonisten bleibt dem Leser verborgen. Absicht?
Einzig die Beziehung zwischen ihm und seinem siebzehnjährigen Sohn Ben wird lebendig und atmet Emotionalität. Plötzlich erhascht man einen Blick auf den Menschen Richard und vergisst für einen Augenblick den Stereotyp eines amerikanischen Erfolgsmenschen, dem man mitleidig mehr Leidenschaft und Träume wünscht.
Man merkt dem Schreibstil von Homes deutlich an, dass sie auch Drehbücher schreibt. Das Erzähltempo ist schnell, die Schnitte zwischen den Szenen folgen rasch und hart, die Dialoge sind meist knapp und haarscharf formuliert. Dies ist keineswegs störend, sondern passt ausgezeichnet zu der Story. Amüsiert folgt der Leser der Geschichte über die Absurditäten des modernen Lebens. Doch er folgt mit Distanz und passt sich so dem Blickwinkel der Autorin an. Dieses Buch wird nicht Ihr Leben retten, aber es könnte Ihnen ein kurzweiliges Lesevergnügen schenken und ein erleichtertes Aufatmen, wenn es zu Ende ist.