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Schon lange hadert Christopher mit seinem Aussehen. Denn statt genauso stattlich und blond und gut auszusehen wie sein großer Bruder Arne, ist er eher klein geraten und von dunkler Statur, da bei ihm sein tibetisches Erbe durchschlägt. Dennoch liebt Christopher seinen Bruder heiß und innig und ist entsetzt, als er gemeinsam mit seinen Eltern erfährt, dass Arne bei seiner Reise durch den Himalaja von Maoisten entführt wurde und als Geisel gehalten wird. Da ihn das Thema beschäftigt, schlägt er einen Bildband der Gegend auf und findet sich auf einmal in einem dichten Urwald wieder.
Statt im heimischen Wohnzimmer in Deutschland befindet sich Christopher auf einmal in Nepal, mitten in der Wildnis. Bei seinen ersten Schritten stolpert er über den am Boden liegenden Jumar. Christopher konnte ihn nicht sehen, da Jumar seit seiner Geburt unsichtbar ist. Er ist der Thronfolger Nepals, der sich aus dem Palast aufgemacht hat, um sich an den Aufständischen zu rächen. Die beiden Jungen machen sich also gemeinsam auf die Reise, da sie beide das gleiche Ziel haben. Doch wenn sie vorher gewusst hätten, dass sie das Geheimnis der Drachen lüften müssen, Pferde aus brennenden Ställen befreien und vor Gewehrkugeln davonlaufen müssen, wären sie wohl gleich wieder umgekehrt...
Antonia Michaelis erzählt mit "Drachen der Finsternis" eine ungewöhnliche Geschichte. Es kommt dem Hörer vor, als würde er die Wirklichkeit in eine farbenprächtige Fabel gekleidet hören. Denn Realität und Fantasie sind hier so eng miteinander vermischt, dass es schwer fällt zu entscheiden, was echt sein könnte oder was lediglich als Bild für etwas Reales steht. So wie Jumars schlafende Mutter im blühenden Garten und die Farben fressenden Drachen etwas Fantastisches und Unglaubliches an sich haben, so real sind die Gefahren des Gebirges für die Jungen, die politischen Verstrickungen von Arnes Entführung und die Gewehre und Ziele der Maoisten.
Und auch wenn das Thema der Revolution und der Wut auf die Regierung, die mit der Waffe in der Hand gelöst werden soll, jugendgerecht angesprochen wird, vermittelt es dennoch den notwendigen Ernst trotz der fantastischen Elemente, so dass man begreift, welche Tragweite dieses Thema überhaupt besitzt. "Drachen der Finsternis" ist ein sensibel und glaubhaft erzählter Roman, der sich gerade durch die Stimme von Hans Löw eindringlich in den Kopf des Hörers setzt und dessen Bilder darin noch lange nachwirken, selbst wenn die eigentliche Geschichte verklungen ist. Mag sein, dass dieses Thema für Jugendliche noch sehr anspruchsvoll ist, doch wenigstens ist dies eine Geschichte mit Niveau, Herz und Gefühl, die den Hörer mitnimmt und ihn um Ideen reicher zurücklässt.