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Die große Dreier-Trilogie der Lauscherlounge - drei CDs mit je drei Geschichten - ist nun endlich komplett und in einem schön aufgemachten Pappschuber erhältlich.
In diesem Projekt haben sich die drei Profi-Sprecher Oliver Rohrbeck, Andreas Fröhlich und Jens Wawrczeck verwirklicht, die bereits in der bekannten Hörspielserie "Die drei Fragezeichen" erfolgreich zusammengearbeitet haben.
Im ersten Teil der Trilogie geht es recht unheimlich zu:
DREI GESCHICHTEN, so der Titel der CD, ist die Sammlung von drei Klassikern der gruseligen Literatur.
Oliver Rohrbeck liest die atmosphärische und äußerst schauerliche Geschichte "Der Totenwächter" von Ambrose Bierce und es ist wirklich ein Vergnügen, Rohrbeck zu lauschen, dem man in Sachen Lesung nichts vormachen kann. Gekonnt schafft er es, das unheimliche Flair greifbar zu machen und dem Leser einen Schauer nach dem anderen über den Rücken laufen zu lassen. Drei Ärzte schließen ein Wette ab, in der es darum geht, dass selbst die standhaftesten Männer Angst bekommen, wenn sie nachts allein mit einer Leiche eingesperrt werden. Einer der Ärzte kennt jemanden, der sich für furchtlos hält, und der dritte Mediziner will gar selbst den Leichnam mimen. Doch diese Nacht des Grauens endet gänzlich grauenvoller als erwartet.
Jens Wawrczeck hat sich der Erzählung "Die Nacht" von Guy de Maupassant angenommen, die er sehr unheimlich inszeniert hat. Das düstere Fluidum der Erzählung wird von dem Sprecher hervorragend vermittelt.
Mit "Das verräterische Herz" hat sich Andreas Fröhlich eine der besten und atmosphärisch am dichtesten geschriebenen Erzählungen von Edgar Allan Poe ausgewählt. Fröhlich liest den Text derart lebhaft, dass man den Wahnsinn, der den Hauptakteur der Erzählung erfasst, plastisch miterleben kann.
Im zweiten Teil der Dreier-Trilogie aus der Lauscherlounge präsentieren die Sprecher Wawrczeck, Fröhlich und Rohrbeck DREI MÄRCHEN von Hans Christian Andersen. Der Erzähler hat alle drei Männer in ihrer Kindheit stark beeinflusst.
Jens Wawrczeck liest das berühmte Märchen "Das hässliche junge Entlein", in dem eine Ente unter ihrer Brut ein wirklich großes und ziemlich hässliches Küken entdeckt, das von allen anderen Tieren auf dem Hof nur schikaniert wird, um am Ende und nach einigen Abenteuern zu einem stolzen und schönen Schwan heranzuwachsen.
Wawrczek liest das Märchen mit wahrer Hingabe und man merkt dem Sprecher deutlich an, wie sehr er diese Erzählung schätzt. Besonders das Gackern des Huhns ist einfach grandios und urkomisch. Professionell changiert er seine Stimme und passt sie den jeweiligen Figuren gekonnt an.
Andreas Fröhlich hat sich für den "standhaften Zinnsoldaten" entschieden, da dieser auch seine erste Märchenschallplatte war. Die unglückliche Liebe des Zinnsoldaten wird von Fröhlich flott und humorvoll vorgetragen, dabei hat er die Inszenierung des Märchens zu keiner reinen Lesung gemacht. Versprecher wurden nicht entfernt, ab und an hört man, wie sich der Sprecher vom Mikro entfernt, und zum Teil hat man das Gefühl, es sprächen mehrere Personen. Andreas Fröhlich liest das Märchen nicht einfach vor, vielmehr lebt er es - und hat sichtlich Spaß dabei, auch wenn es für den Hörer bisweilen anstrengend werden kann, wenn einige Satzteile wiederholt werden.
Oliver Rohrbeck hat sich schließlich dem "Sandmann" angenommen, der dem kleinen Friedrich sieben kleine Geschichten erzählt. Für jeden Tag der Woche eine kleine Erzählung. Rohrbeck lässt wieder mal sein ganzes Talent in die Lesung einfließen, auch wenn er manchmal sehr bedächtig liest, und leider wirkt der erzieherische Aspekt des Märchens in der heutigen Zeit ein wenig altbacken. So kommt der Tod zu den Kindern und lässt sie auf seinem Pferd sitzen, um ihnen eine Geschichte zu erzählen. Doch leider kennt der Tod, der Bruder des Sandmannes, nur zwei Erzählungen, eine schöne und eine schreckliche. Den Kindern, die in der Schule gute Noten bekamen, wurde natürlich die schöne Geschichte erzählt, während diejenigen mit weniger guten bis schlechten Noten das schreckliche Märchen hören mussten.
Der dritte und letzte Teil der Trilogie beschäftigt sich mit dem herzerweichenden Thema Liebe. Erzählungen von Sophie Dahl, Russell Banks und O. Henry werden von den drei Sprechern auf eine unnachahmliche Art und Weise vorgelesen.
Andreas Fröhlich eröffnet den Reigen mit "Der Mann mit den tanzenden Augen". Eine sehr skurrile, verrückte und lebenslustige Story, die Fröhlich flott und souverän vorträgt.
Oliver Rohrbeck erweckt die Geschichte "Der Mohr" zum Leben, in der ein Mann eine ältere Frau wiedertrifft, mit der er einst eine intensive Liebesaffäre hatte. Auch diese Geschichte offenbart einen hohen Unterhaltungswert und wird durch die angenehme, ruhige Stimme des Sprechers auch zum Hörerlebnis.
Die Geschichte "Das letzte Blatt" liest schließlich wieder Jens Wawrczek. Eine Frau wird sterbenskrank und will nur noch das letzte Blatt von einem Weinstock fallen sehen, bevor sie stirbt. Eine sehr rührende Erzählung und der Sprecher bringt die Emotionen erstklassig zur Geltung, ohne dabei unglaubwürdig zu klingen.
Die drei Erzählungen der Liebe sind der ideale Abschluss einer brillanten Hörbuch-Trilogie.
Die Aufmachung ist so einfach wie wirkungsvoll und endlich kann man seine Helden der Kindheit auch in Wort und Bild näher kennenlernen. In der CD "Drei Märchen" gibt es sogar Kinderfotos der Sprecher und jeder der Erzähler hat zu den Geschichten, die er hier spricht, ein eigenes und persönliches Vorwort verfasst. Untermalt und vervollständigt wird der Hörgenuss durch die Musik von Henrik Albrecht, Tilman Ehrhorn, Dirk Wilhelm und vielen anderen mehr.
Fazit:
Ein großartiges Projekt eines innovativen Labels namens Lauscherlounge. Was Rohrbeck und seine Kollegen Jens Wawrczeck und Andreas Fröhlich mit dieser Trilogie auf die Beine stellten, ist schlicht grandios. Spannende, dramatische, traurige und lustige Erzählungen werden voller Hingabe und Gefühl gelesen, gespielt und gelebt. Für jeden Hörbuch- und Literatur-Begeisterten eine absolute Kaufempfehlung.