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Alabaster Graves verdient sich seine Brötchen damit, dass er einen Leichenwagen fährt - doch so profan, wie es sich anhört, ist die morbide Tätigkeit nicht. Graves erledigt die meiste Zeit höchst spezielle Aufträge, denn in seinem ausgefallenen Wagen transportiert er ebenso ausgefallene Leichen zu ihrer letzten Ruhestätte. Da kann es schon mal passieren, dass ein eben noch harmlos im Sarg liegender Toter zum blutrünstigen Vampir mutiert. Zum Glück ist Alabaster äußerst wehrhaft und durch die jahrelange Erfahrung mit allen (Weih-)Wassern gewaschen. Doch als er die Leiche des kürzlich bei einem Exorzismus gewaltsam aus dem Leben geschiedenen Heilers Moses Freeman transportieren soll, gerät Graves an seine Grenzen. Moses Freeman war zu Lebzeiten ein äußerst mächtiger Mann, und an seiner Leiche haben finstere Mächte größtes Interesse. Mit Freemans Körper im Gepäck und Freemans hübscher Urenkelin auf dem Beifahrersitz startet Graves eine turbulente Tour, die nur allzu schnell in einem Himmelfahrtskommando münden könnte ...
Mit "Driver for the Dead" legen John Heffernan (Story) und Leonard Manco (Zeichnungen) eine extrem coole Story vor, die Fans von filmisch inszenierten Action- und Horrorstorys lieben werden: knackig und temporeich geschrieben, fantastisch gezeichnet und mit einem zwar strapazierten, aber äußerst passenden Setting versehen - Driver for the Dead ist großartige Unterhaltung von der ersten bis zur letzten Seite. Die in sich abgeschlossene Handlung trägt sich in den amerikanischen Südstaaten zu, ganz stilecht zwischen New-Orleans-Melancholie und Bayou-Schwüle. Eine riesige Portion Voodoo, ein furchtbar böser Gegenspieler (der optisch einfach nur ein absoluter Hingucker ist!), eine Menge Szenen, die vor Action nur so krachen, und ein sehr männlicher und sehr entschlossener Held runden die Sache ab.
Die Zeichnungen von Leonardo Manco (Farben: Jerry Choo und Kinsun Loh) sind teilweise einfach unfassbar detailliert, allein schon Alabaster Graves kunstvoll aufgemotzter Leichenwagen ist ein Augenschmaus. Im Interview, das an den Comic angehängt ist, bekennt Manco sich zum Perfektionismus und gibt an, bis zu 16 Stunden an einer einzelnen Seite zu sitzen - und dann immer noch nicht vollends zufrieden zu sein. Diese Mühe hat sich definitiv gelohnt. Zwar irritiert am Anfang ein wenig, dass Moses Freeman optisch unverkennbar ein Klon von Morgan Freeman ist, aber das fällt nicht wirklich negativ ins Gewicht. Die Handlung an sich ist schnell, brutal und sehr, sehr spannend; insgesamt wirkt die Geschichte weit mehr wie ein Film denn ein Comic. Im Interview erzählt Manco folgerichtig, dass ihn filmisch inszenierte Szenarios reizen und klassisches Comic-Storytelling eher langweilt. Das Ergebnis ist ein Spektakel, das durchgängig gut unterhält. Alabaster Graves im Leichenwagen tritt in einer Art Wettlauf gegen die Zeit gegen einen uralten untoten Gegner an - und erfährt dabei so manches über seine eigene Vergangenheit, das er immer schon dunkel geahnt hat.
"Driver for the Dead" rockt definitiv! Eine sehr coole, spannende Story vor der schwülen, voodoo-geschwängerten Kulisse Louisianas, verpackt in mehr als ansprechende Bilder.
Eine Leseprobe gibt es hier auf der Website von Splitter: "Driver for the Dead"