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Sabine Kuegler steht einsam und verlassen in Deutschland an einem Bahnhof. Ihr ist kalt, denn dass man bei kühlem Wetter besser Unterhemd und Socken anzieht, hat sie verlernt oder vergessen. Ihr einziger Halt ist ein Zugticket, mit dem sie in die Schweiz auf ein Internat fahren, und das für die nächsten Jahre ihre Heimat werden soll. Ihr Herz aber sehnt sich nach ihrem wahren Zuhause, dem verlorenen Tal in West-Papua, Indonesien.
Im Jahr 1978, als Sabine gerade 7 Jahre alt war, hatten ihr Vater, ein Sprachforscher, und ihre Mutter, eine ausgebildete Krankenschwester, entschieden, ihr Familienleben in den Dschungel zu dem Stamm der Fayu zu verlegen. Dort wollten die Eltern die Sprache und das Leben des Stammes studieren und Missionsarbeit leisten, wobei sie sich jedoch stets als Beobachter und Diener betrachteten. Wenn die Fayu etwas von ihnen lernen sollten, dann mussten sie es ihnen vorleben, und die Fayu sollten schließlich selbst entscheiden, ob sie etwas von den Kueglers annahmen und in ihr Leben integrierten.
Für die Kueglerkinder Judith, Sabine und Christan war das Leben im Dschungel ein großes Abenteuer. Sie lernten Fledermäuse, Würmer und Ameisen zuzubereiten, mit Pfeil und Bogen zu jagen und vieles mehr, während ihre Eltern die Fayu, bestehend aus 4 Stämmen, dazu bringen wollten, ihre uralte Blutfehde zu begraben und in Frieden zu leben.
Doch wie kann ein Leben für Kinder in dieser Wildnis die Möglichkeit offenhalten, in der modernen Welt ihre Schulausbildung zu beenden?
Sabine Kuegler selbst sagt, dass sie Angst erst in der zivilisierten Welt kennen gelernt habe und dass ihr Herz immer im Dschungel zu Hause sein würde. Ihre Erfahrungen können in ihrem eindrucksvollen Buch "Dschungelkind" nachgelesen werden. Mit einfachen und klaren Worten beschreibt die Autoren, die Sorgen, die sie in der modernen Welt ausstehen muss. Man kann das Buch gar nicht wieder weglegen, weil man mehr darüber erfahren möchte, wie solch eine Kindheit prägt und wie viel Freude dieses einfache Leben mit sich bringt. Die Autorin geht auch sehr genau darauf ein, wie sich die zwei Welten - die ihrer Eltern und die der Fayu - gegenseitig beeinflusst haben.
Zwei Karten von Indonesien und West-Papua (auch West-Neuguinea genannt) zu Beginn und am Ende des Buches helfen einen Überblick über den Ort zu gewinnen, an dem Sabine ihr halbes Leben verbracht hat. Ergänzend dazu sind im Text immer wieder ganze Bildseiten eingeschoben, die ihren Worten Nachdruck verleihen und den Leser immer wieder mit kleinen fotographischen Leckerbissen versorgen.
Das Buch ist eine wirklich positive Überraschung. Es wurde sehr ansprechend gestaltet, ist auf jeden Fall lesenswert - wenn auch nur, um mal zu sehen, was für unterschiedliche Leben und Perspektiven es gibt - und fesselnd dazu.