"Hier spricht Edgar Wallace!" Diese Ankündigung dürfte keinem Menschen, der einen Fernseher besitzt, gänzlich unbekannt sein. Die Verfilmungen der Krimis von Edgar Wallace aus den Sechziger- und Siebzigerjahren erfreuen sich auch heute noch großer Beliebtheit, wahrscheinlich gerade aufgrund ihres anachronistischen Charmes. Dabei wird jedoch häufig übersehen, dass die Filme nur sehr wenig mit ihren namensgebenden Romanen gemein haben. Den richtigen Edgar Wallace zu kennen, das kann kein Filmseher von sich wirklich behaupten. Da aber Hörbücher und Hörspiele derzeit florieren, wundert es nicht, dass der "wahre" Edgar Wallace nun auf CD erscheint - wie beispielsweise mit der "Edgar Wallace Edition 1 - Hier spricht ... Edgar Wallace" im Maritim-Verlag.

Vier Krimis auf vier CDs warten in dieser Box auf ihren Hörer. Dieses sind im einzelnen: Das Gesicht im Dunkeln, welcher als einziger hier enthaltener Krimi auch eine Verfilmung aufzuweisen hat. Leider muss man anfügen, dass jener aus der Spätzeit der Wallace-Leinwand-Projekte stammt und damit wohl nur den Titel mit der Vorlage gemein hat. Bei den restlichen drei Krimis handelt es sich um die unbekannteren Bei den drei Eichen, Der Unheimliche und Der Banknotenfälscher. Allen diesen Vieren ist gemein, dass es sich um gute Hausmannskost aus dem Krimi-Genre handelt. Kein Hörspiel sticht besonders hervor, doch muss im Gegenzug auch keines negativ auffallen. Die Handlungsstruktur bleibt in allen vier Fällen relativ ähnlich, beginnend mit einem mysteriösen Verbrechen, einem noch mysteriöseren Gangster im Hintergrund und der überraschenden Auflösung am Ende der Geschichte.

Die Produktion ist ebenfalls als solide zu bezeichnen. Bei einem Autor wie Edgar Wallace erschiene es unglaubwürdig, würde man für vier relativ unbekannte Titel aus seiner Feder eine Topproduktion auffahren. Mittelmaß lautet die Devise, was hier aber keinesfalls negativ aufzufassen ist. Jeder Beteiligte steuert eine angemessene Leistung zum Gelingen der Hörspiele bei. Lediglich das Booklet hätte ein paar Informationen mehr über den Autor oder die literarische Vorlage beisteuern können, anstatt sich auf die Auflistung der Hauptrollen zu konzentrieren. Schade eigentlich!

Bei den Werken aus der Feder von Edgar Wallace handelt es sich vornehmlich um solide, aber austauschbare Krimiunterhaltung. Man könnte sagen, Wallace produzierte Krimi-Massenware. Die vorliegende Hörspiel-Box behält dieses Credo bei. Dennoch überkommt den Rezensenten beim Hören der dreieinhalb Stunden dauernden Produktion eine fast spitzbübische, nostalgische Freude. Zum einen wecken die vier Hörspiele Erinnerungen an diverse Wallace-Verfilmungen, aber noch viel stärker fühlt man sich an den früheren Konsum von "Jerry Cotton"-Heften erinnert. Die "Edgar Wallace Edition” ist gute, anspruchslose Krimi-Unterhaltung. Und genau das bringt sie auch rüber. Da sie zudem einen annehmbaren Preis aufweist, kann man somit getrost vier Punkte vergeben.