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 Ein Doppelquartett

Autoren: Victor Hugo
Sprecher: Joachim Schönfeld
Verlag: Argon

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Anspruch
Aufmachung
Gefühl
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Ton


Der Schriftsteller Victor Hugo wird zu den bedeutendsten französischen Literaten des neunzehnten Jahrhunderts gezählt. Vor allem die beiden großen Werke "Der Glöckner von Notre Dame" und "Les Misérables" haben seinen Namen über die Jahre hinweg zu einem klangvollen Stück französischer Kultur werden lassen, das man einmal kennen gelernt haben sollte.

Das vorliegende Hörbuch "Ein Doppelquartett" ist die Lesung einer Erzählung aus dem Roman "Les Misérables" namens "Im Jahre 1817". Sprecher Joachim Schönfeld trägt in 56 Minuten die Begebenheiten dieser Episode des Romans aus dem Paris des neunzehnten Jahrhunderts vor.

Vier junge Herren und vier junge Damen, verquickt miteinander in Zuneigung und Freude, verleben eine schöne gemeinsame Zeit in Paris. Sie bilden Paare, die da wären Blachevelle und Favourite, Listolier und Dahlia, Fameuil und Zéphine sowie Tholomyès und Fantine. Die Männer sind Studenten und zeigen sich ihren Liebchen sehr zugetan. Doch Tholomyès, der der Älteste und Klügste von ihnen ist, erinnert an die Eltern der Herren und die Briefe, die sie von ihnen erhalten. Als die Studenten beisammen sitzen und darüber reden, erwähnt Tholomyès den Ausspruch "Scylla und Charybdis", doch warum die Situation mit der Redewendung zusammenhängt, offenbart er nicht. Sind die Eltern und die Mädchen etwa die beiden Gefahren, die nach der klassischen Sage umgangen werden müssen? Die Männer beraten sich …
Etwas später verleben die vier Paare eine wundervolle Landpartie zusammen, sie gehen aus, unterhalten sich über Kunst und Philosophie, necken sich gegenseitig und untereinander und scheinen die Nähe zueinander zu genießen.
Doch dann will Tholomyès die Überraschung, die die Studenten ihren Liebchen schon vor einem Jahr versprachen, endlich lüften. Während die Mädchen gespannt warten, reiten die Herren los. Aber eine solche Überraschung hätte keine der jungen Frauen erwartet …

Bereits der Einstieg in das Frankreich des neunzehnten Jahrhunderts lässt den Zuhörer hoffen. Mit wundervoller Intonation und vor allem mit der perfekten Aussprache der französischen Namen entführt Sprecher Joachim Schönfeld in eine vergangene Zeit, lädt dazu ein, sich dem Liebesreigen der acht jungen Menschen in Paris hinzugeben.
Doch leider erweist sich die Wahl, "Ein Doppelquartett" als Textauszug aus "Les Misérables" zu nehmen, als sehr unglücklich. Die Erzählung ist, unabhängig von ihrem Kontext, dürftig in Inhalt und Dramatik. Kennt der Zuhörer "Les Misérables" nicht, so gestaltet es sich schwierig, Sinn und Tiefe in die Lesung zu interpretieren.
Nur die sprachliche Gestaltung zeigt sich als Glücksgriff, will man einem sehr guten Sprecher bei der Lesung eines zum Träumen einladenden, etwa einstündigen Stückes lauschen. Poetisch und verspielt wirkt Hugos künstlerischer Stil auf den Zuhörer ein und vermag es, ein ästhetisch ausdrucksvolles Bild zu vermitteln. Dieser literarische Anspruch kann mit der Unkenntnis des Kontexts jedoch auch zu Langeweile führen, denn die Handlung zeugt von wenig Dynamik; es geschieht einfach nur wenig Relevantes, das die Aufmerksamkeit des Hörers beansprucht oder gar Spannung erzeugt.

Wer gerne zu einem Hugo greift, kann mit dieser Lesung nichts falsch machen, denn Sprecher Joachim Schönfelds Leistung ist exzellent, und der Preis kann sich ebenfalls sehen lassen. Sollte man "Les Misérables" nicht kennen und das Gehörte somit nicht in seinen Kontext setzen können, so kann sich schnell Langeweile einstellen. "Ein Doppelquartett" ist den Schöngeistern zu empfehlen, die die Form über den Inhalt stellen.

Tina Klinkner



CD | CD-Anzahl: 1 | Erschienen: 01. September 2004 | ISBN: 3870248327 | Laufzeit: 56 Minuten | Preis: 5 Euro

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