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 Ein Freund von mir


Cover
Gesamt ++++-
Action
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Brutalität
Extras
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Ton


Hans und Karl sind zwei Männer, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Hans ist voller Lebensfreude, ein großer Kindskopf, der arm aber glücklich in den Tag hinein lebt, seine Welt immer wieder neu entdeckt und seine Mitmenschen mit seiner naiv-herzlichen Art beglückt oder nervt. Karl dagegen ist erfolgreicher Angestellter eines Versicherungsunternehmens, wohlhabend, intelligent, ruhig und einsam. Die beiden werden zusammengeführt, als Karls Chef ihn nötigt, ein paar Tage lang in niedriger Position bei einem Unternehmen für Autoüberführungen zu arbeiten, angeblich, um dessen Arbeitsabläufe kennen zu lernen.
Aus HansÂ’ Frage, ob er denn eigentlich glücklich sei, weiß Karl zunächst keine Antwort. Also freundet er sich mit dem fröhlichen Spinner an - und der versteht es wunderbar, Karls eingerostetes Leben in Schwung zu bringen, nicht zuletzt durch die Bekanntschaft seiner "Königin" Stelle.

Freundschaft scheint ein sehr wichtiges Thema für Regisseur und Drehbuchautor Sebastian Schipper zu sein. Bereits sieben Jahre zuvor drehte er mit "Absolute Giganten" einen der schönsten deutschen Filmbeiträge über echte Freundschaften und was sie uns bedeuten können. Lange hat es gedauert, bis mit "Ein Freund von mir" seine zweite Regiearbeit veröffentlicht wurde - und erneut ist dabei eine wundervolle Meditation über dieses schöne, aber doch nicht ganz einfache Thema entstanden.
Denn wann ist eine Freundschaft eine echte Freundschaft? Hans und Karl knüpfen im Film über wenige Tage Bande, die wirken, als würden sich die beiden schon ewig kennen. Doch liegt es nur an HansÂ’ offener Art? Oder stimmt einfach die Chemie zwischen diesen so grundverschiedenen Personen? Die im Film gezeigte Freundschaft der beiden ist einerseits sehr verwunderlich, aber dennoch stets glaubwürdig. Der stille Karl benötigt den quicklebendigen Hans auf jeden Fall, um nicht in seiner eigenen Einsamkeit unterzugehen - doch auch anders herum spürt man ein starkes Bedürfnis nach Nähe und nach Offenheit. Echte, innige Freundschaft ist ein absolutes Rätsel - völlig unklar, wie sie zustande kommt. Doch ist man froh darüber, sie zu haben.

"Ein Freund von mir" transferiert dieses Gefühl, diese Gedanken mit einer Leichtigkeit, die nicht auf Worten, sondern auf Bildern und Stimmungen beruht. Wenn Karl nachts mutterseelenallein mit einer attraktiven Frau auf die U-Bahn wartet und lediglich passiv dasteht, ist alles über ihn gesagt. Und wenn Hans am Dauerplappern über Laienphysik und Frauen ist, dann ist das nur Ausdruck seines lebensfrohen Charakters. Glücklicherweise ist die Chemie zwischen den beiden Hauptdarstellern Daniel Brühl und Jürgen Vogel perfekt - man nimmt ihnen ihre Figuren und deren Annäherung ohne zu fragen ab, durchlebt dank ihrer tollen Leistung sämtliche Hochs und Tiefs dieser Geschichte mit, als wäre es die eigene. Schade nur, dass Sabine Timoteo als Stelle, die Frau im Bunde, von den beiden ziemlich an den Rand gedrängt wird. Aber hier geht es nun mal um eine echte, einzigartige Männerfreundschaft in einem Film, der ganz ruhig die wichtigsten Momente seiner Geschichte einfängt und doch gleichzeitig seine Freude am Leben im wahrsten Sinne des Wortes laut hinausschreit. Damit ist er ein einwandfreier Gute-Laune-Film und eine der besten deutschen Produktionen des an guten deutschen Produktionen nicht gerade armen Jahres 2006.

Die DVD bietet dabei recht durchschnittliche Bild- und Tonqualität. Die schlechten Kontraste fallen vor allem in den Nachtszenen recht unangenehm auf, während der 5.1 Surround Mix bei der Musik arg basslastig ist und die hinteren Kanäle kaum anspricht.
Dafür sind die Extras fast schon so persönlich wie der Film selbst. Ein sympathisches, einstündiges Making Of gibt vor allem Sebastian Schippers Gedanken zum Projekt viel Raum. Außerdem müssen sich in einem Feature die Darsteller des Films Gedanken über Freundschaft machen, gibt es Bilder und Filmaufnahmen vom Set, Biographien und sogar ein zwanzigminütiges, ungeschnittenes und sehr sympathisches Interview mit Sabine Timoteo.
Schade: Gerade bei diesem Film hätte sich ein Audiokommentar mit Daniel Brühl, Jürgen Vogel und Sebastian Schipper wirklich angeboten, aber den gibt es leider nicht.

Julius Kündiger



DVD | Disc-Anzahl: 1 | Erschienen: 01. April 2007 | Laufzeit: 80 Minuten | Preis: 20 Euro | Untertitel verfügbar in: Deutsch | Verfügbare Sprachen: Deutsch

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