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Das Leben ist eine einzige Qual. Libby Madrigals Vater ist Alkoholiker, ihre Mutter frisst nur Fast Food und wird immer fetter, ihr großer Bruder klaut heimlich Zigaretten, ihr kleiner Bruder ist eine nervige Klette und einen richtigen Freund hat sie auch nicht.
Grade als sie hofft, dass alles besser wird und sie sich in Zack verliebt, wird alles noch schlimmer. Ihr Vater verliert seinen Job, das Haus muss verkauft werden, ihre beste Freundin fängt an um Zack herumzuschleichen und ihr Bruder wird von der Polizei nach Hause gebracht, weil sie ihm beim Klauen erwischt haben.
Doch Libby ahnt nicht, dass alles noch viel, viel schlimmer wird. Sie müssen quer durch die USA umziehen, ihr neues Zuhause entpuppt sich als Wohnwagensiedlung für Senioren und ihr Wohnwagen hat keine Küche. Sie müssen jeden Tag bei ihrer Oma essen. Die aber hielt Libby für tot, weil ihr Vater seit zwanzig Jahren nicht mehr mit seiner Mutter geredet hat und sie abgrundtief hasst.
Libby findet ihr Leben beschissen. Doch sie will sich nicht unterkriegen lassen und versucht, eine neue Freundin und vielleicht sogar einen Freund zu finden.
Mary Hogans "The serious Kiss" erschien im Dezember 2005. Sehr schnell fand das Buch seinen Weg auf den deutschen Buchmarkt und wurde bereits im April 2007 als Hörspiel vom argon-Verlag produziert.
Leider sind die Sprechleistungen von sehr unterschiedlicher Qualität. Die Stimmen der Kinder und Jugendlichen sind meist sehr gut - vor allem Marie-Terese Katt macht ihre Sache als Libby perfekt. Leider fallen die Stimmen der Erwachsenen dagegen weit ab und wirken meist wie von Blatt abgelesen. Insgesamt ist dieses Hörspiel aber äußerst gelungen umgesetzt, vor allem die Musik der Gruppe "Cornflower" passt wunderbar zu der Geschichte.
Kern der Kritik aber ist die Qualität der Geschichte. Hier wird entgegen dem plakativen Serientitel "Chaos, Küsse, Katastrophen" und dem Titel des Buches/Hörspiels "Ein Pakt, ein Kuss und weiche Knie" mitnichten "Hausmannskost" geboten.
Nein, diese Geschichte geht ans Herz, besser gesagt "an die Nieren". Derart zerrüttete Familienverhältnisse gibt es in Kinder- und Jugendbüchern selten. Das Leben der Libby gestaltet sich zwischen Pubertät, Alkoholismus, Fettsucht, Kriminalität, Umzug und sozialem Abstieg so realistisch wie deprimierend. Dass es der Autorin und der Sprecherin dennoch gelingt, dass man des Öfteren herzlich lacht und voller Empathie in der Geschichte versinkt, ist bewundernswert.
Der köstliche Humor, die sachliche Schilderung der Zustände, die glasklare Sprache, die schmissige Musik - hier stimmt fast alles. Wäre die Auswahl der Sprecher etwas sorgfältiger auf ihre Rollen hin vorgenommen worden und der Schluss nicht ganz so kitschig geraten, dieses Hörspiel bekäme Bestnoten und hätte Bestsellerqualitäten.
Empfehlenswert ist die äußerst günstige Produktion für Kinder ab zehn Jahren aber unbedingt. Packender, trauriger, lustiger und spannender kann man es sich kaum wünschen.
Auch Erwachsene können und sollten einmal in dieses Hörbuch hineinhören - die klare Botschaft an die Eltern ist wunderbar direkt, ohne Pathos und übertriebene Moral lehrreich genug. Sie verlangt, die Verantwortung, die man für seine Kinder hat, auch wahrzunehmen.