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Studierende oder Berufseinsteiger einer geisteswissenschaftlichen, speziell einer historischen Disziplin sind auf die Benutzung und den Gebrauch von Archiven angewiesen, um erfolgreich arbeiten zu können. Schließlich speichern Archive nicht nur Daten, sie wirken auch identitätsstiftend und stellen ein Gedächtnis ihrer Nationen dar.
Doch die Benutzung eines Archivs will gelernt sein. Schließlich geht die Zahl der Archive in Deutschland, rechnet man die kleinen und kleinsten unter ihnen mit ein, in die Tausende und es fehlt ein Standard zur Erschließung dieser Archive und zur Quelleninterpretation ihrer Inhalte.
Eine Hilfestellung wollen hierbei die Autoren Sabine Brenner-Wilczek, Gertrude Cepl-Kaufmann und Max Plassmann mit ihrem Buch "Einführung in die moderne Archivarbeit" geben.
Der Gedanke hinter diesem Buch war der, dass es zwar jede Menge Einführungen in die Interpretation der verschiedenen Quellenarten wie Urkunden oder Fotos gibt, aber kaum Überblicksdarstellungen zum Archivwesen - und wenn, sich diese auch nur an erfahrene Benutzer richten.
Dieses Buch soll sich nun an Laien in diesem Gebiet und ihre grundlegenden Fragen zu Aufbau und Benutzung eines Archivs wenden. Um der Rolle des Archivs gerecht zu werden, wird zudem auf die Geschichte des Archivwesens und seine Rolle in der Wissenschafts- und Berufslandschaft eingegangen. Dabei wollen die Autoren so weit wie möglich ins Detail gehen, ohne den Einführungscharakter ihres Buches zu verlieren. Das Buch soll vor allem zur Vorbereitung von Archivstudien dienen und notfalls auch bei der Arbeit zur Hand genommen werden können.
Das Buch selbst setzt sich aus fünf Kapiteln zusammen: Die Entstehung der deutschen Archivlandschaft, Leitfaden für die Praxis, Recherchestrategien in den historischen Wissenschaften, Recherchestrategien in den Literatur- und Kulturwissenschaften und Berufsperspektiven. Abgeschlossen wird das Buch mit einem Glossar wichtiger Fachbegriffe, einem Literaturverzeichnis und wichtigen Internetadressen (mit Erklärungen). Dabei liegt das Hauptgewicht auf den ersten drei Kapiteln, die sich jeweils in vier bis fünf Unterkapitel aufteilen. Kapitel vier und fünf haben nur noch zwei Unterteilungen.
Um dem Leser das Zurechtfinden in den Texten noch weiter zu erleichtern, gibt es neben den Unterkapiteln auch noch Stichpunkte am Rand der Seiten. So kann man einen gesuchten Textabschnitt leicht wieder finden oder im Moment nicht benötigte Textstellen leichter überspringen. Grau hervorgehobene Checklisten ermöglichen zudem eine Eigenkontrolle bei der Vorbereitung der Archivarbeit. Im Buch vorkommende Schriftbeispiele, die in wirklich guter Qualität abgebildet sind, bereiten zudem auf die Quellen vor, mit denen man es im Laufe seiner Archivarbeit zu tun bekommen könnte. Zudem kann man anhand dieser Beispiele eine grobe zeitliche Einschätzung der eigenen Quelle vornehmen.
Die Texte sind fachlich kompetent, aber nicht mit Fachbegriffen überladen verfasst. Oft richten sie sich mit praktischen Tipps direkt an den Leser und dürften so Erinnerungen an ein Tutorium wachrufen. Durch die feine Unterteilung sind die einzelnen Textabschnitte nicht zu lang und lassen sich schnell lesen, was das Arbeiten mit dem Buch angenehm gestaltet. Die Struktur ermöglicht sowohl einen guten Überblick über Archive und die Arbeit in ihnen als auch ein schnelles Nachschlagen, wenn bei der Arbeit offene Fragen oder Probleme auftauchen. Auch die Idee, sich an spezielle Disziplinen zu richten, ist gelungen.
Somit ist die "Einführung in die moderne Archivarbeit" nicht nur für Historiker äußerst gelungen. Geisteswissenschaftler haben mit dem Buch einen guten Begleiter zur Hand, der ihnen Schritt für Schritt die Arbeit mit Archiven nahe bringt und dringende Fragen schnell beantworten kann. Ein Buch, das seinen Ansprüchen gerecht wird.