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Sie darf stolz sein: Die Edelstein- und Schmuckexpertin Celia Kilbridge wurde als Referentin auf die Jungfernfahrt der "Queen Charlotte" eingeladen, eines Luxus-Kreuzfahrtschiffs, dessen edles Interieur den verwöhnten Gästen den Charme der Titanic vermitteln soll – natürlich ohne Untergang. Auch sonst darf nichts schiefgehen, darauf beharrt der Eigner.
Dumm nur, dass nach wenigen Tagen die schwerreiche, 86-jährige Lady Emily Haywood ermordet wird, kurz nachdem einer ihrer Angestellten über Bord ging. Eigentlich möchte der Eigner die Umstände von Lady Emilys Tod verheimlichen, doch rasch werden diese publik. Und in den Fokus der allseits aufblühenden Verdächtigungen gerät Celia. Ihr Ex-Verlobter beschuldigt sie mittlerweile in der Öffentlichkeit, an seinen massiven, kurz vor der Kreuzfahrt aufgeflogenen Betrügereien beteiligt gewesen zu sein. Dass Celia und die alte Dame einen vertrauten Umgang miteinander pflegten, erweist sich in Bezug auf Celias Ruf nicht gerade als förderlich.
Eine sechstägige extravagante Luxuskreuzfahrt soll es werden, die Jungfernfahrt der "Queen Charlotte", und es passt eigentlich ganz gut, dass die renommierte Gemmologin Celia Kilbridge an Bord drei Vorträge halten soll, denn die Passagierin Lady Emily Haywood, hoch in den Achtzigern und extrem wohlhabend, hat bereits eine Sensation angekündigt: Sie wird an einem der Abende ihre Kleopatra-Smaragdkette tragen. Dieses unschätzbar wertvolle Schmuckstück geht angeblich tatsächlich auf die Pharaonin zurück.
Doch mehrere Menschen an Bord interessieren sich leidenschaftlich für die Preziose. Dass die alte Dame an Bord ermordet wird, erstaunt da nicht wirklich. Verdächtige gibt es allerlei. Für Celia, die auch dazugehört, wird der Rest der Reise zur Tortur.
"Thriller" steht auf dem Cover. Mit Verlaub, das passt nicht. Mary Higgins Clark, die "Queen of Suspense", hat hier allem Anschein nach einen Versuch gestartet, sich an Agatha Christie und deren "Orient-Express" anzulehnen. Der Kreis der handelnden Personen ist überschaubar. (Dass es noch einige Dutzend Passagiere ohne engen Kontakt zu Lady Emily gibt, die natürlich theoretisch auch morden und rauben könnten, bleibt außen vor.) Verdächtige, wie auch Unschuldige können nicht einfach abhauen, und Beute lässt sich nicht ohne Weiteres verstecken. Und wie bei Agatha Christie ist ein solider Krimi mit einigem Unterhaltungswert entstanden. Eine nette Romanze gibt es auch noch. Sehr süß.
Mary Higgins Clark präsentiert ihre Charaktere, insbesondere das etwa halbe Dutzend der wichtigsten, sehr ausführlich, wobei reichlich Klischees eingearbeitet werden. Daher passiert anfangs nicht viel. Später hier und da schon, jedoch eben nicht in Thriller-Manier, sondern in Agatha-Christie-Technik, nur wechseln die Perspektiven sehr häufig. Deutlich mehr Spannung bringt das aber auch nicht. Und dabei gibt sich die bezaubernde Sprecherin Michou Friesz alle Mühe. Sie findet sich bestens in die Charaktere ein und lenkt so auch das Empfinden des Hörers für sie in die von der Autorin beabsichtigte Richtung.
Eine abschließende Bewertung fällt schwer. Wer Fan von Mary Higgins Clark ist, dürfte mit einiger Wahrscheinlichkeit bestenfalls verblüfft, eher jedoch enttäuscht sein. Ansonsten erweist sich "Einsam bist du und allein" als solider, von einer besonderen Atmosphäre getragener und von der Sprecherin des Hörbuchs hervorragend präsentierter Krimi.
Reinhören ist hier möglich.
Die sechs-CDs befinden sich in einer attraktiv aufgemachten Multibox.