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Schon zum vierten Mal lässt Giles Blunt seinen Detective John Cardinal ermitteln, laut Klappentext in seinem diesmal härtesten Fall.
Hart wird es auf jeden Fall für Cardinal, ist er doch diesmal persönlich betroffen.
Cardinals Frau Catherine leidet seit Jahren unter schweren Depressionen, musste immer wieder in Kliniken eingewiesen werden und war permanent in psychiatrischer Behandlung. Dennoch scheint sie zurzeit mit ihrem Leben zufrieden zu sein, blüht in ihrem Beruf als Fotografin und in ihrem Lehrstuhl am College wieder auf. Daher macht sich Cardinal auch keine Gedanken, als sie ankündigt, eine Serie fotografieren zu wollen. Es ist ein wunderschöner Herbsttag, was soll schon passieren?
Doch für Cardinal entwickelt sich dieser Tag zum schwärzesten seines Lebens. Er wird über Funk zu einem Tatort gerufen, alle Anzeichen sprechen für Selbstmord, Opfer ist eine Frau. Seine Frau, wie er auf den ersten Blick sieht.
Von diesem Punkt an entwickelt sich die Geschichte zu einem Kriminalroman. Alle außer Cardinal glauben an Selbstmord, vor allem, als ein Abschiedsbrief Catherines gefunden wird. Doch Cardinal entdeckt mit Hilfe eines bekannten Forensikers einen fremden Fingerabdruck auf dem Brief und merkt, dass der Brief schon vor Monaten geschrieben wurde. Wurde Catherine möglicherweise ermordet und der Mord mit diesem alten Brief vertuscht? Weitere Fragen stellen sich, als Cardinal hämische Beileidskarten erhält, ein junger Mann sich erschießt, Cardinals Kollegin in einem Fall von Kinderpornografie ermittelt und eine junge Studentin verschwindet.
Immer mehr Spuren führen zu Dr. Bell, Catherines Psychiater, dessen Erfolgsquote allerdings alles andere als hoch ist: Viele seiner Patienten begehen Selbstmord. Zufall? Oder das perfide Spiel eines geschickten Manipulators? Cardinal will es um jeden Preis herausfinden, auch, als er schon längst vom Dienst suspendiert ist ?
Cardinals vierter Fall ist spannend für den Leser, auch wenn er nicht so sehr zu fesseln vermag wie andere Krimis. Zu schnell wird dem Leser klar, wer der Täter sein muss, zu konstruiert wirkt der Zusammenhang zwischen den Selbstmorden und der Kinderpornografie. Dennoch, die Spannung bleibt erhalten, da man ja noch nicht weiß, mit welchen Motiven jeder in diesem Buch handelt.
Aber für annähernd 500 Seiten reicht die Spannung dann doch nicht, immer wieder flacht der Spannungsbogen zwischendurch ab, während der Leser hofft, dass jetzt endlich mal ein Beweisstück auftaucht, um alles zu beschleunigen. Dennoch: Weiter lesen wird man auf jeden Fall, und wenn es nur aus Neugier auf die endgültige Aufklärung ist.
Auch Leser, die die ersten drei Fälle noch nicht gelesen haben, können bedenkenlos zu diesem vierten greifen, denn alle wichtigeren vergangenen Ereignisse werden in den Gedanken der Protagonisten nochmals erläutert, so dass keine Fragen offen bleiben.
Positiv an diesem Buch ist auf jeden Fall, dass der Autor Spannung ohne blutige Gemetzel erzeugen kann. Zu oft war in letzter Zeit "Thriller" ein Synonym für brutale Schlachtungsszenen, in denen der Leser teilweise vor Ekel pausieren musste. Nein, dieses Buch ist der Beweis, dass man Tatorte beschreiben kann, auch ohne genau zu erläutern, in wie viel Metern Umkreis Hirnmasse verteilt ist, weniger schockierend ist es deswegen nicht.
"Eisiges Herz" ist ein Buch, in dem der Leser für einige Zeit versinken kann, allerdings mit kleinen Schwächen im Handlungsverlauf. Manche Zusammenhänge wirken einfach nicht glaubwürdig, aber andererseits: Das Leben geht auch manchmal seltsame Wege, warum nicht auch in einem Buch?