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Eiszeit in den Tropen lautet der viel sagende Titel des im September 2006 im Linksverlag erschienen Buches. Der Untertitel
Botschafter bei Fidel Castro gibt erste Hinweise, worum es in dem vorliegenden Buch gehen könnte.
Bernd Wulffen war von 2001 bis 2005 Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Kuba. Er traf während seiner mehrjährigen Amtszeit mehrmals mit dem mittlerweile schon achtzigjährigen Staatschef Kubas, Fidel Castro, zusammen. Der gealterte Commandante will das Ruder einfach nicht aus Hand geben und wähnt sich in einem ewig währenden Krieg gegen den US-amerikanischen Imperialismus. Europa hingegen bemüht sich weitab von politischen Sanktionen um einen kritischen Dialog mit Kuba.
Dass die Meinung Fidel Castros von Europa nicht sehr hoch ist, wird dem interessierten Leser beim Studium des Klappentextes klar. Denn da heißt es: "Den Yankee-Imperialisten hat sich jetzt eine kleine Bande zugesellt, eine Mafia, die mit dem faschistischen Imperialismus verbündet ist oder schamlos der Nazi-faschistischen Regierung der USA dient."
Man kann sich also gut vorstellen, dass trotz des guten Wetters die Arbeitsbedingungen bisweilen frostig waren ...
Auf 315 Seiten beschreibt der Autor streckenweise sehr ausführlich seinen diplomatischen Alltag, angefangen bei Dienstreisen durch das Land, inklusive detaillierter Beschreibungen der Lebensumstände bis hin zu Empfängen oder der Ausrichtung unterschiedlicher kooperativer Projekte. Hierbei versteht es der Autor, sowohl die diplomatischen als auch die zwischenmenschlichen Zwickmühlen glaubhaft zu schildern.
Die Kapitel sind sinnvoll gegliedert und nicht übermäßig in die Länge gezogen. Dem Autor ist es gelungen, sein tägliches Arbeitspensum mit allen diplomatischen Verwicklungen objektiv zu schildern. Persönliche Eindrücke finden in Form von Tagebucheinträgen Eingang in den Text. So liest sich das Buch angenehm flüssig, nur gelegentlich verliert sich der Autor zu sehr in Details.
Das Buch ist stabil gebunden, auf dem Schutzumschlag ist Bernhard Wulffen mit Fidel Castro zu sehen. Entstanden ist das Foto im Februar 2003 bei einem Empfang.
Fazit:Eine lohnenswerte Ergänzung zu bestehender Kuba-Literatur. Wer mehr über die kulturellen und politischen Aktivitäten in dieser Region erfahren möchte, erhält mit diesem Buch einen gut lesbaren Einstieg.