Ember Fury hat eine bewegte Vergangenheit hinter sich, obwohl sie so jung ist. Mit einem Rockstar-Vater, einer unglücklichen Mutter - die viel zu früh verstorben ist -, einer jungen Stiefmutter und einer Irrfahrt durch viele Schulen hat sie einen abwechslungsreicheren Lebenslauf als andere Mädchen in ihrem Alter. Von den meisten der Schulen flog Ember nach kurzer Zeit, meistens, weil sie sie angezündet hat.
Das ist wohl die bemerkenswerteste Eigenschaft Embers: Wenn sie wütend ist, Angst hat, unglücklich ist oder sonstige starke Gefühle verspürt, kann sie sich nicht anders helfen, als etwas anzuzünden. Zunächst waren es nur Kleinigkeiten, doch je älter sie wird, desto größer werden auch ihre Zündobjekte - Schulen oder Motels zum Beispiel.
Diese Störung - die einen nennen es Pyromanie, die anderen Brandstiftung - führt Ember auf eine wilde Reise quer durch Amerika, zusammen mit Ned, ihrem ganz eigenen Freund, den kein anderer bemerkt, vielen Zufallsbekanntschaften, kleinen und großen Abenteuern.

Was von außen wie ein mehr oder weniger normaler, etwas durchgedrehter Jugend-Roman wirkt, wird nach und nach zu einem verrückten Roadtrip, auf dem Ember erwachsen wird und langsam zu sich selbst findet.

Diese Hauptfigur ist alles andere als ein Vorbild, aber liebenswert und toll, auch wenn man zunächst einige Seiten lesen muss, um es zu bemerken. Ember könnte alles haben, was man mit Geld kaufen kann. Doch sie will eigentlich nur ein normales Zuhause, eine normale Familie. Unmöglich, wenn der Vater ein weltbekannter Rockstar ist, der keine Ahnung vom Vater-Sein hat. Embers Weg, sich in die Pyromanie zu flüchten, wird sensibel beschrieben, wirkt aber immer humorvoll. Hier wird nicht auf die Tränendrüse gedrückt, Ember ist knallhart und stark - zumindest äußerlich.

Das Herausragendste an diesem Roman sind aber die vielen Bilder. Roman kann man ihn schon fast nicht nennen, fast jede Seite ist mit Bildern verziert, so dass die Seiten fast mehr an eine Graphic Novel erinnern. Auch mit der Schrift wird gespielt, mal ist sie klein, mal groß, heller oder dunkler gedruckt, läuft in Schlagzeilen über, ist verschnörkelt ... Unzählige Möglichkeiten der Typografie werden hier gekonnt genutzt und unterstreichen die Kreativität der Autorin. Auch die Zeichnungen sind kreativ und abwechslungsreich und stützen die Geschichte, ohne den Leser abzulenken.

"Ember Fury" ist die überraschende Geschichte eines Erwachsenwerdens, ein Coming-of-Age mit viel Feuer. Nicht nur für Jugendliche ist dieses Buch lesenswert, auch viele Erwachsene werden sich mit Ember anfreunden können und ihre verrückte Reise genießen.