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Sechs Monate ist es her, seit Detective Inspector Jack Brady bei einer Schießerei schwer verletzt wurde und darüber hinaus auch noch die Scheidungspapiere seiner Ehefrau überreicht bekam. Eine schwere Zeit für den Polizisten, die er mit einigen Mädchen und jeder Menge Alkohol verbracht hat. Nun aber ist Jack Brady in den Dienst zurückgekehrt und wird mit einem Fall konfrontiert, der für einiges Aufsehen in der englische Badeort Whitley Bay sorgt. Ein fünfzehn Jahre altes Mädchen wurde mit bis zur Unkenntlichkeit verstümmeltem Gesicht in der Nähe ihres Elternhauses tot aufgefunden und ausgerechnet der mit die Ermittlungen beauftragte Detective verändert den Tatort und verlässt ihn dann. Jack Brady, der das merkwürdige Verhalten seines befreundeten Kollegen zunächst nicht verstehen kann, wird schon bald mit dessen Problemen konfrontiert und hat einige Mühe damit, die Ermittlungen mit der nötigen Distanz zu führen.
"Engelsgrab" ist das Debüt der im Nordosten von England lebenden Autorin Danielle Ramsay und zeichnet sich vor allem durch eine sehr düstere Atmosphäre und einem zwar sympathischen, aber von hinlänglichen Klischees nur so behafteten, Ermittler aus. So ist Jack Brady ist nicht nur dem Alkohol verfallen, ermittelt am Liebsten allein und wurde von seiner Ehefrau verlassen, sondern muss einige Fehden mit seinem Chef und diversen weiteren Kollegen ausfechten. Ein Draufgänger also, dem die Frauen regelrecht hinterher laufen, der seinem Job aber immer den Vorrang gibt. Kein Wunder also, dass neben diesem überaus präsenten, physisch und psychisch sehr angeschlagenen, Detective alle anderen Figuren sehr blass erscheinen. Aber nicht nur Jack Brady wirkt überzeichnet, auch in dem heimeligen Küstenstädtchen lässt die Autorin keine auch noch so kleine Ecke übrig, die nicht einen bedauernswert üblen Eindruck macht.
Sieht der Leser aber von all den übertrieben wirkenden Eigenarten ab, erwartet ihn in "Engelsgrab" ein gut konstruierter Kriminalroman, der mit einem forschen Tempo voranschreitet und einen abwechslungsreichen Handlungsverlauf bietet. Denn umso tiefer der Leser in die Geschichte einsteigt, umso mehr wird offenbar, dass nichts so ist, wie es scheint. Da gibt es zum einen eine ermordete Schülerin, die bei Weitem nicht das brave und wohl erzogene Mädchen ist, das ihre Lehrer und Eltern hinter der unschuldigen Fassade vermuten, zum anderen häufen sich die Anzeichen, dass ein erfahrener Detective in das Tötungsdelikt verstrickt ist. Aber auch Korruption und Missbrauch spielen eine große Rolle und so gibt es eine Menge Spuren, denen Jack Brady nachgehen muss.
Fazit:
"Engelsgrab" ist ein unterhaltsamer Kriminalroman, der sich sehr düster präsentiert und mehr von seinem ermittelnden Detective lebt, als von den eigentlichen Verbrechen.