Gesamt |
|
Aufmachung | |
Gefühl | |
Humor | |
Preis - Leistungs - Verhältnis | |
Spannung | |
Daniel Deserno, Sohn einer Altachtundsechzigerin und eines gewissen ihm unbekannten Günthers, ist Banker. In einer Kurklinik, in die sich eine bevorzugt illustre und schwermütige Klientel zurückzieht, versucht er wieder auf die Beine zu kommen, nachdem seine Freundin Selma sein bestes Stück, liebevoll von ihm "Porsche" genannt, in einem hysterischen Anfall unterm Weihnachtsbaum mit einem Korkenzieher attackiert hat. Neben der Verletzung, die Daniel aus psychologischen Gründen an den Rollstuhl fesselt, macht ihm die Bankenkrise ebenfalls schwer zu schaffen, obwohl es um sein Vermögen angesichts des noblen Etablissement in dem er sich zur Genesung befindet, auch weiterhin recht gut bestellt zu sein scheint. In seiner Schwermut gibt er sich den titelgebenden Erinnerungen an seinen ehemals voll funktionstüchtigen Porsche und den Zeiten der unverminderten Geldvermehrung hin.
Doch dann taucht Helene in der Klinik auf. Die junge Autorin des sogenannten Po-Buches, einem autobiographischen Buch über ihre Hämorrhoiden, fasziniert ihn und fordert ihn heraus. Als auch noch aufgrund einer Lesung seine mittlerweile Ex-Freundin Selma und seine Mutter Ursel in der Klinik auftauchen, kommt Bewegung in Daniels Leben ...
Bodo Kirchhoff ist studierter Pädagoge und hat zahlreiche Romane, Erzählungen, Essays und Drehbücher geschrieben. Im Jahr 2009 erschien im Verlag Hoffmann und Campe sein neuester Roman, "Erinnerungen an meinen Porsche", in dem der Banker Daniel Deserno nicht nur den ehemaligen Freuden mit seinem besten Stück nachtrauert, sondern auch den Zeiten, als es an den Börsen noch heiß herging und sich dort richtig schnell richtig viel Geld verdienen ließ. Diese Erinnerungen, die assoziativ und redundant sind, vermögen nicht jeden Leser zu fesseln. Ganz im Gegenteil: Hin und wieder muss man sich durch die Lektüre eher quälen. Das liegt nicht an Kirchhoffs Schreibstil, der zwar Schachtelsätze bevorzugt, trotz allem aber gut und flüssig zu lesen ist. Auch die Anleihen bei Charlotte Roches "Feuchtgebiete", dessen Protagonistin Helen in Form von Helene in der Kurklinik auftaucht, machen die Geschichte nicht interessanter. Der Leser bekommt zwar nach und nach einen Einblick in das Leben von Daniel Deserno, seine Kindheit, seinen Job und sein Liebesleben, er wird ebenfalls nach und nach über den Unfall aufgeklärt, der zur Anwesenheit in der Kurklinik geführt hat, aber die wenigsten Schilderungen vermögen richtig zu fesseln und angesichts der Redundanz ist man relativ schnell gelangweilt.
Für Leser, die Roches "Feuchtgebiete" kennen (und mögen) oder auch Interesse am Bankwesen und Management haben, ist die Lektüre möglicherweise spannend. Für alle jedoch, die handlungsorientierte Plots mögen, könnte diese Geschichte zu bewegungs- und handlungsarm sein.