Philipp Erlach ist Mitte 30, als er die Villa seiner Großeltern in einer Wiener Vorstadt erbt.
Ausgerechnet ihm, der seine Familie jahrelang gemieden hatte, das alte Haus voller Erinnerungen und Familiengeschichte zu überlassen, ist ein Streich, der seiner Großmutter Alma gelungen ist. Philipp zieht ein, um die Geschichte seiner Familie zu erfinden, während er alles, was an Möbeln und Schriftstücken von ihr übrig ist, möglichst schnell und unbesehen los werden will.
Seine ersten zwei Monate in der alten Villa bilden die Rahmenhandlung zu Arno Geigers Familienroman "Es geht uns gut". Erzählt wird die Geschichte dreier Paare: Alma und Richard, die gerade ihre Tochter Ingrid bekommen haben, als die Deutschen 1938 in Wien einmarschieren und Richards politische Karriere ein vorläufiges Ende nimmt; Ingrid und Peter, die gegen den Willen Richards heiraten, was eine unüberwindliche Kluft zwischen Ingrid und ihre Eltern schlägt; Johanna und Philipp (Ingrids Sohn), deren Beziehung die außereheliche Affäre Johannas ist. Erzählt wird aber auch vom 15-jährigen Peter, der in der Frontstadt Wien mit den letzten Hitlerjungen gegen die einmarschierenden Russen kämpft, von Ingrids enttäuschter Liebe, von Alma, die den geistigen Verfall ihres Mannes erleben muss.
Arno Geiger beschreibt die Geschehnisse einzelner Tage aus fast 70 Jahren Familien- (und Landes-) Geschichte. Egal, welches Datum ein neues Kapitel überschreibt, egal, welches Familienmitglied im Mittelpunkt steht, der Leser wird ganz in die Handlung hineingezogen, als handle es sich immer um ein Stück Gegenwart, denn Arno Geiger gelingt es, in einem Tag ein ganzes Jahrzehnt zu spiegeln, im Erleben einer Person die Geschichte ihrer Familie abzubilden und Alte wie Junge, Männer wie Frauen, gleichermaßen einfühlsam darzustellen.
Obwohl Kapitel für Kapitel zwischen Jahren und Protagonisten gewechselt wird, entsteht nach und nach ein klares Bild des Ganzen und es wird deutlich, welchen Einfluss die Gegenwart hat und wie hartnäckig die Vergangenheit ist.
Arno Geiger ist mit "Es geht uns gut" ein wunderbarer und mitreißender Roman über das Leben dreier Generationen, das Auseinanderdriften einer Familie und ein Stück österreichischer Geschichte gelungen.