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Fürst Esterhazy, Oberhaupt des ältesten Hasengeschlechts in Österreich, macht sich große Sorgen. Seine zahlreiche Nachkommenschaft wird von Generation zu Generation kleiner. Man spottet schon über die Esterhazys, so klein sind die Kinder der jüngsten Generation. Der Fürst beschließt schweren Herzens, alle seine Urenkel in die weite Welt zu schicken, wo sie sich eine Frau suchen sollen. Eine möglichst große Frau, denn die Nachkommen großer Hasen sind groß und werden immer größer.
Als letzter, kleinster und jüngster Hase wird auch Seine Erlaucht Michael Paul Anton Maria Prinz Esterhazy der 12792. von Salatina, gefürsteter Graf zu Karottenstetten, Graf von Endivienstein, Herr auf Petersilienburg, Lauchingen und Rübhofen ausgesandt, sich eine Frau zu suchen. Der regierende Fürst gibt ihm noch einen wichtigen Tipp. In Berlin, denn da soll die Reise Esterhazys, wie der Kleine kurzerhand genannt wird, hingehen, soll er eine Mauer suchen. Dort würden sich so viele Hasen aufhalten, dass es kein Problem für ihn sein würde, eine Frau zu finden.
So bricht Esterhazy frohgemut auf, um in Berlin sein Glück zu suchen. Dort angekommen, findet er zwar Tausende Häuser, viele Menschenfreunde, sogar eine Häsin namens Mimi, die in einem Schaufenster sitzt und zum Verkauf steht, doch eine Mauer und damit die vielen Hasen findet er nicht.
Irene Dische, Hans Magnus Enzensberger und Illustrator Michael Sowa haben sich 1998 eine ganz besondere Geschichte zur Deutschen Einheit, dem Fall der Mauer und den chaotischen Zuständen 1989 ausgedacht. Sie lassen schlicht einen kleinen Hasen nach Berlin reisen und nach der Mauer suchen. Wohlgemerkt in dem Jahr, bevor die Mauer fallen sollte und der Grenzstreifen noch ein Paradies für Tausende Hasen war. Ungestört, "geschützt" von vielen Soldaten, in unberührter Natur, stellt sich für diese Hasen der Fall der Mauer ein wenig anders dar als für die Menschen Berlins, der DDR und der BRD.
Doch "Esterhazy" ist viel mehr. Es ist eine Fabel über Mut, Entschlossenheit, Liebe und Vertrauen - und ganz nebenbei auch noch eine witzige Parabel über Ernährung, Genetik und Fortpflanzung - aus der Sicht der Hasen natürlich.
Neben der amüsanten, spannenden, gelegentlich absurden Geschichte über den kleinen Hasen Esterhazy ist es aber auch ein wunderschönes Bilderbuch. Michael Sowa hat der Geschichte ein eigenes Antlitz gegeben, eine traumhaft schöne Entsprechung, die nicht nur die wichtigsten Geschehnisse aufgreift, sondern auch eine eigene Welt erschafft, in der bekleidete Hasen die besseren Menschen zu sein scheinen - von Ausnahmen abgesehen.
"Esterhazy" ist wunderschön. Kinder ab sechs Jahren werden an diesem Buch genauso ihre helle Freude haben wie die vorlesenden und mitfiebernden Erwachsenen, die sich nicht zu schade sind, ein Bilderbuch, eine Kindergeschichte gekauft zu haben.
Die Neuauflage bei Hanser punktet zudem mit großen Format, guter Druckqualität und haltbarem Einband und ist mit knapp fünfzehn Euro in Anbetracht des Gebotenen günstig zu nennen.