Europa kennt mehrere Epochen mit gewaltigen Umbrüchen - eine von ihnen ist zweifellos die Renaissance. Während nicht zuletzt in der Kunst eine Neuentdeckung der Antike stattfand, kam es in Wissenschaft und Technik zu bahnbrechenden Neuerungen: Seien es der sich entwickelnde Humanismus, neue Ansätze in Naturwissenschaft und Medizin oder die Erfindung des Buchdrucks, mittels dessen sich die Bibel sowie natürlich auch manche revolutionäre Idee ebenso wie der entsetzliche "Hexenhammer" des Heinrich Kramer bald relativ günstig und in hohen Stückzahlen verbreiten ließen.
Um diese und weitere Aspekte der Renaissance in Europa geht es im hier besprochenen Buch, dem Katalog zu einer Ausstellung, die noch bis zum 27.November 2016 in Zürich stattfindet. Sein erster Teil besteht aus insgesamt zwölf Essays mit folgenden Themenfeldern: "Konturen einer Weltkultur", "Neues über Neues", "Ideenflüge und Bilderwanderungen" sowie "Verunsicherungen"; ein als Ausblick gestalteter Epilog rundet diesen Teil des Buchs ab. Der eigentliche Katalog beziehungsweise die Ausstellung ist in zwölf Abschnitte gegliedert, welche unterschiedliche Aspekte aufgreifen, etwa die Medienrevolution durch den Buchdruck oder die Themengebiete "Mensch und Natur" sowie Lebenswelten. Im Anhang finden sich eine Bibliografie, die Leihgeber, Kurzbiografien der Autor(inn)en, Angaben zum wissenschaftlichen Beirat, Bildnachweise und das Impressum.
Schon die Lektüre des Inhaltsverzeichnisses macht neugierig auf die Essays wie auch den Katalog selbst. Beide Teile des Buches bieten ein breit aufgefächertes Themenspektrum, sodass sich detaillierte Einblicke zu zahlreichen Einzelaspekten auftun. Ebenso entsteht jedoch im Verlauf der Lektüre und Betrachtung auch eine Art übergeordnetes Gesamtbild dieser nicht nur für die damaligen Zeitgenossen revolutionär anmutenden Epoche.
Alle Essays bieten eine Fülle an gut aufbereiteten Informationen, die zum Teil von Illustrationen ergänzt werden. Sie wurden auch für Laien bestens verständlich verfasst. Bereiche, die den meisten Lesern zumindest in Grundzügen bekannt sein dürften, etwa Bedeutung und Auswirkung des Buchdrucks auf Europas Politik(en) und Gesellschaft(en), werden so differenziert und abwechslungsreich dargelegt, dass jeder Interessierte neue Details und Verknüpfungen kennen lernt.
Diese "Bandbreite" zeigt sich, wie bereits erwähnt, auch im Katalogteil beziehungsweise der Ausstellung. Die Neuinterpretation der Antike und in Verbindung damit die Erneuerung der Kunst, die nun mögliche Verbreitung von Druckerzeugnissen, ihre Auswirkung auf das Denken und Handeln und naturwissenschaftliche Entdeckungen sind nur einige der enthaltenen Aspekte. Dementsprechend vielseitig präsentieren sich die Exponate - nebst Malerei, Kupferstich, Skulptur, Kirchenfenstern und anderen Werken der bildenden Kunst finden sich zahlreiche Abbildungen von Büchern und anderen Druckerzeugnissen, kunstvollen Gebrauchsgegenständen, neuen Instrumenten aus dem medizinischen Bereich und vieles mehr. Zu jedem Exponat werden Angaben in Bezug auf Künstler oder Verfasser beziehungsweise Hersteller, Titel oder Funktion, Entstehungsort und -zeit, Material, Zustand und Eigentümer gemacht. Darüber hinaus finden sich detaillierte Beschreibungen, Interpretationen, Hinweise zur Bedeutung und andere Informationen zum jeweiligen Werk. Die Druckqualität lässt ebenfalls nichts zu wünschen übrig.
Natürlich liegt ein gewisser Akzent auf der Schweiz - schließlich ist die Ausstellung in Zürich zu sehen -, doch wird der Blick weit über den Tellerrand gelenkt, bis in die Neue Welt. So ergibt sich ein umfassendes Werk, das dem Leser und Betrachter unabhängig von einem Ausstellungsbesuch die so interessante wie bedeutende Epoche der Renaissance in ihrer ganzen Vielschichtigkeit nahebringt.