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Eine Ausdrucksform, die immer noch von den meisten als ärgerliche Schmiererei betrachtet und möglichst schnell beseitigt wird, bringt es seit einigen Jahren bisweilen zu den höchsten Weihen der internationalen Kunstszene: Graffiti goes Street Art. Und Street Art goes Museum. Das wohl bekannteste und faszinierendste Phänomen der Street Art-Szene heißt Banksy. Mit seinen zeitkritischen und witzigen Schablonen-Graffitis, in renommierte Museen wie die Londoner Tate Gallery eingeschmuggelte Bilder und ironischen Installationen im öffentlichen Raum wird der Brite inzwischen als neuer Kunst-Messias gefeiert, und seine Werke erzielen Höchstpreise.
Ebenso faszinierend wie seine anarchischen Eingriffe ins Stadtbild ist der Künstler selbst, um den sich ob seiner trotz allem Trubel noch immer gewahrte Anonymität einige Mythen ranken. Er selbst hat diesen mit seinem Film "Exit Through the Gift Shop" ein weiteres Rätsel hinzugefügt.
Dabei beginnt der Dokumentarfilm gar nicht so sehr rätselhaft, sondern im Gegenteil mit dem Versprechen, Licht ins Dunkel zu bringen: Thierry Guetta, Hobbyfilmer und Cousin des französischen Street Art-Künstlers Space Invader, filmt diesen und seine Kollegen bei ihren nächtlichen Guerilla-Aktionen – angeblich mit dem Ziel, aus dem Filmmaterial eine Dokumentation machen zu wollen. Allerdings verschwinden die Bänder immer ungesichtet und unbeschriftet in Thierrys chaotischem Archiv und sind damit für ihn vergessen. Eines Tages erreicht er jedoch sein größtes Ziel, auch den großen Banksy bei seiner Arbeit begleiten zu dürfen, und dieser will schließlich doch das Ergebnis all der Filmerei sehen. Als er Thierrys Wirrwarr an schnell geschnittenen Szenenfetzen sieht, ist Banksy jedoch schockiert und begreift, dass Thierry sich als selbsterklärter Filmemacher mehr durch Wahnsinn als durch Genie auszeichnet. Da beschließt er, den Film selbst zu schneiden, und rät Thierry, er solle in der Zeit doch lieber selbst Street Art machen. Das tut der Franzose auch: Er wird "Mr. Brainwash" – mit ungeahntem, geradezu unheimlichem Erfolg!
Doch hat sich die Geschichte wirklich so zugetragen, wie sie uns der Film erzählt, der letztlich keine Dokumentation über Banksy, sondern eine von Banksy über Thierry ist (oder eigentlich doch über Banksy?)? Zweifel und Gefühle der Irritation sind berechtigt… Und "Exit Through the Gift Shop" wäre wohl kein wirklicher Banksy-Film, wenn nicht gerade Ironie, Täuschung und kalkulierte Verwirrung zu seinem Kern führen würden. Wie seine Street Art ist sein erster Film mitreißend und witzig und legt zugleich einen Finger in eine gesellschaftliche Wunde: Diesmal ist die Street Art selbst der Patient, der am eigenen Erfolg und der zunehmenden Kommerzialisierung krankt, durch die sich die Kunstform selbst ad absurdum führt.
Solange Künstler wie Banksy sich selbst und den Hype um sie herum jedoch noch auf solch intelligente und kreative Weise in Frage stellen, scheint ihr künstlerisches Ableben jedoch zum Glück noch nicht allzu nahe. "Exit through the Gift Shop" jedenfalls ist sowohl für Kenner als auch für Street Art-Laien ein absoluter Tipp und – als Faszinosum zwischen Documentary und Mockumentary – ein 'echter Banksy'.
Die Bluray Disc bietet einige ordentliche Extras, unter anderem das im Film erwähnte Machwerk von Thierry Guetta "Life Remote Control" (ein angeblicher "Lawyer’s Cut"). Außerdem finden sich Deleted Scenes, die recht kurze, aber interessante Dokumentation "B-Movie – Ein Film über Banksy" sowie ein Featurette über Mr. Brainwash ("A star is born – MBW at Cans festival"). Das ansprechende Cover lässt sich durch Umdrehen vom FSK-Logo befreien.
Die Ton- und Bildqualität sind – dem Charakter des Films, der zu einem Großteil aus Thierry Guettas Amateuraufnahmen zusammengeschnitten ist, entsprechend – mittelmäßig, was aber einen stimmigen Gesamteindruck hinterlässt.
Der Ton lässt sich in Englisch oder Deutsch wählen, wobei in der deutschen Fassung nur die Erzählerstimme (im Original: Rhys Ifans) synchronisiert wurde, die Interviews und Mitschnitte sind, wie es bei Dokumentationen meist üblich ist, untertitelt.