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der Klassiker der Fantasy-Literatur ist Fritz Leibers "Fafhrd und der graue Mausling". 1939 erstmals erschienen, beeinflusste dieser wilde, zwischen Schwertkämpfen, philosophischen Betrachtungen und sexistischen Szenen gekonnt variierende Roman zahlreiche Fantasy-Autoren. Nach eigener Aussage sind Berühmtheiten wie Michael Moorcock und Terry Pratchett mit dieser mehrteiligen Geschichte aufgewachsen und haben sie verinnerlicht.
"Schicksalhafte Begegnung in Lankhmar"Der Nordmann Fafhrd und der umtriebige Dieb und Möchtegern-Magier "Der Graue Mausling" begegnen sich zum ersten Mal. Es ist der traurige Auftakt ihrer Freundschaft, der im totalen Desaster und einem wilden Kampf gegen die Unterwelt der Stadt endet.
"Der Fluch der Wiederkehr"Fafhrd und der Graue Mausling fliehen aus der Stadt. Nie wieder wollen sie diesen Moloch betreten. Doch die Ödnis außerhalb ihrer zur Heimat gewordenen Stadt entnervt die beiden Männer.
"Der heulende Turm"Der graue Mausling sucht nach Fafhrd. Der scheint zum heulenden Turm aufgebrochen zu sein. Mit Entsetzen stellt er fest, dass er Fafhrd ins Totenreich folgen muss, wenn er ihn retten will.
"Der Preis des Vergessens"Schilba der Zauberer gibt dem Grauen Mausling den Auftrag, die Maske des Todes aus dem Schattenreich zu holen. Jeder, der ihn daran hindert, muss getötet werden. Fafhrd wiederum erhält den gleichen Auftrag von Ningaubel, dem Rivalen Schilbas. Im Totenreich treffen die Freunde aufeinander.
"Basar des Bizarren"Der Graue Mausling ist in die Fänge gefährlicher Händler geraten, die die Seelen der Käufer gefangen nehmen. Fafhrd erhält von Schilba und Ningaubel den Auftrag, diese Händler, die das Universum versklaven wollen, aufzuhalten, nichtahnend, dass sein Freund bereits dort ist.
"Schwere Zeiten in Lankhmar"Fafhrd und der Graue Mausling haben sich getrennt. Doch inmitten der Wirren, die die Hauptstadt zu zerreißen drohen, treffen sie wieder aufeinander.
"In Abwesenheit des Königs der Meere"Eine Seefahrt der beiden Freunde endet anders als gedacht, denn Fafhrd springt plötzlich ins Wasser und sinkt in die Tiefe. Er will die Höhlen des Königs der Meere plündern.
Im Jahre 1991 versuchten sich Texter Howard Chaykin, Zeichner Mike Mignola und Al Williamson, der die Tuschezeichnungen beisteuerte, an dieser Comic-Adaptation. Die bereits legendäre Umsetzung ist, nachdem sie fast fünfzehn Jahre vergriffen war, bei Cross Cult erstmals in einem Band zusammengefasst neu erschienen.
Auf immerhin zweihundertfünf Seiten bringt es diese in einem festen Einband und mit Hochglanz-Cover erschienene Prachtausgabe. Nach einem Vorwort von Howard Chaykin beginnt die seltsame Geschichte der Freunde Fafhrd und Grauer Mausling. Seltsam, weil die Konventionen des Genres, die Leseerwartungen der Rezipienten und die Charakterdarstellung der "Helden" gebrochen und fast völlig außer Kraft gesetzt werden. Es wird keine Heldensage erzählt, keine Welt illustriert, in der man leben möchte, nicht mal ein zusammenhängendes Abenteuer entfaltet sich vor den Augen des Lesers. Und dies wird vom Texter Chaykin, dem Illustrator Mignola und von Al Williamson auf die Spitze getrieben.
Sie befreien die Geschichte Leibers von sämtlichem Ballast, jedem Geschwafel oder ausufernden Beschreibungen. Sie skelletieren dieses Abenteuer und bauen um dieses nackte Gerüst eine eigene, die Genialität der Vorlage betonende und verstärkende Fassung auf.
Der Texter versucht im Stile Leibers das Groteske der Welt, die Entwurzelung der Helden und die Ausweglosigkeit ihrer Existenz in möglichst kurze, prägnante Phrasen zu packen. Dabei betont er die teils vulgäre, teils malerische Art der Männer, auf ihre Umwelt zu reagieren. Ohne Zweifel ist diese Textfassung eine eigensinnige, Leiber teilweise außer Acht lassende, Form der Adaptation. Immerhin musste Chaykin in wenigen Sätzen und Dialogen eine mehrere hundert Seiten lange Geschichte zusammenfassen.
Zentrale Bedeutung erlangt diese Comic-Variante durch die Bilder von Mike Mignola und Al Williamson. Sie sind düster, grausam in ihrer Schonungslosigkeit und immer dann sehr detailreich, wenn es gilt, die Atmosphäre dieser Welt zu dokumentieren. Ansonsten versuchen Mignola, der die Bleistiftzeichnungen erstellte, und Williamson, der mit Tusche arbeitete, die absonderliche Geschichte in eben solche Bilder zu transferieren. Ihre Helden sind heruntergekommen, traurig und verloren, geben aber niemals auf und machen auch im Angesicht des Todes noch einen zotigen Scherz.
Ebenso genial ist die Farbgebung von Sherlyn van Valkenburgh. Sie pendelt zwischen braunen, schwarzen, ockerfarbenen Flächen und farbigen Applikationen und Details, immer den Text und die jeweilige Bildaussage betonend.
Drei geniale Zeitgenossen haben gemeinsam einen Kultroman zu einem Kultcomic umgearbeitet. Ob die lyrische Dichte eines Fritz Leiber erreicht wurde, muss der Leser beurteilen, ein einmaliges Produkt ist ihnen in jedem Fall gelungen. Es ist Hommage an den großen Fantasy-Autoren und eigenständige und innovative Comic-Kunst zugleich.
Wer die Geschichte rund um Fafhrd und den Grauen Mausling kennt, sollte sich diesen Comic zulegen und selbst betrachten, was dieses Trio daraus gemacht hat. Doch seien Fans Leibers und Nicht-Kenner des Werks dieses Autors gewarnt: Es ist eine sehr eigensinnige, oft verstörend traurige, manchmal sexistische, immer aber abstruse Welt, die da vor den Augen des Betrachters entsteht.