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 Falling Boy

Autoren: Alison McGhee
Übersetzer: Birgitt Kollmann
Verlag: Hanser Verlag

Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


Joseph ist sechzehn und sitzt im Rollstuhl. Seit er nach Minneapolis gezogen ist, rätseln vor allem die Kinder über ihn. Kann er seine Beine wirklich nicht bewegen? Warum sitzt er im Rollstuhl? Stimmt es, dass er beim Versuch, seine Mutter zu retten, von einer Klippe gestürzt ist und deshalb nicht mehr laufen kann? Und warum lebt er mit seinem Vater zusammen, wenn seine Mutter ihn doch so dringend braucht? Joseph selbst beantwortet diese Fragen alle entweder gar nicht oder mit "nein", und er erzählt auch nicht, was passiert ist - noch nicht.

Joseph arbeitet in einer Bäckerei, zusammen mit Zap, der siebzehn und hinreißend ist. Tägliche Besucherin in der Bäckerei ist auch Enzo, eine Neunjährige, auf die anscheinend keiner aufpasst und die in ihrer eigenen kleinen Welt lebt, einer Welt voller Wut und Trauer. Enzo ist fest davon überzeugt, dass Joseph ein Superheld ist, der nur so tut, als könne er nicht laufen, und der in Wirklichkeit fliegen kann. So vergeht der Sommer für die drei, und am Ende wird Joseph sich nicht nur verliebt haben, er wird auch die drängenden Fragen nach seinen Beinen endlich beantworten ...

"Falling Boy" von Alison McGhee ist ein ungewöhnliches Buch, eines, das junge Leser ab zwölf Jahren fesseln, aber auch fordern wird. Alles dreht sich um den kleinen Mikrokosmos von Joseph, Enzo und Zap, die tagtäglich in der Bäckerei zusammenkommen, streiten und diskutieren. In ihrer Welt kommen Erwachsene kaum vor, und wenn, dann nur als Störfaktoren, die nichts verstehen, dafür aber zu viele Fragen stellen.
Eine Handlung im eigentlichen Sinn gibt es nicht unbedingt, alles kreist um Joseph und die Frage, was ihm geschehen ist. Der größte Teil des Romans spielt sich in der Bäckerei ab, in der Joseph und Zap arbeiten und in der Enzo ein nerviger, irritierender Dauergast ist. Behutsam, Stück für Stück, offenbart die Autorin Josephs Geschichte. "Falling Boy" ist ein ernstes Buch, voller trauriger und verwirrender Momente, aber geschrieben mit Leichtigkeit und stellenweise auch mit Poesie. McGhee macht sich nicht die Mühe, alles und jedes genau zu erklären, sie setzt voraus, dass der Leser schon seinen Weg hinein findet in diese private kleine Welt, auch wenn man zu Beginn noch nicht alles versteht. Nebenbei zeichnet die Autorin auch ein gelungenes Bild einer Stadt im Mittleren Westen der USA, in der alles mit einem eigenen Tempo abläuft.

"Falling Boy" ist ein faszinierender, teils trauriger, aber leichtfüßig geschriebener Jugendroman über Freundschaft, über schwierige Fragen und den richtigen Zeitpunkt für die Antworten. Obwohl ernste Themen angeschnitten werden - Krankheit, Vernachlässigung, Alkoholismus, Anderssein - ist das Buch nie schwermütig oder depressiv. Vor allem die authentischen und originellen Charaktere bezaubern den Leser, gerade weil sie nicht so sind, wie man es von typischen Kinder- und Jugendbüchern erwartet. Der Preis ist mit knapp 15 Euro trotz der gelungenen Gestaltung allerdings etwas zu hoch für ein Softcoverbuch von 190 Seiten.

Christina Liebeck



Taschenbuch | Erschienen: 01. März 2009 | FSK: 12 | ISBN: 9783446233218 | Originaltitel: Falling Boy | Preis: 14,90 Euro | 192 Seiten | Sprache: Deutsch

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