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In den meisten Fantasy-Romanen tummeln sich fantastische Kreaturen, das können Elfen, Zwerge, Drachen, Trolle, Gnome und auch viele andere sein, die in dieser sehr kurzen Aufzählung fehlen mögen. Diese von Wolfgang Hohlbein herausgegebene Fantasy-Anthologie versammelt insgesamt vierzehn Kurzgeschichten namhafter deutschsprachiger Autoren. Allen Geschichten ist gemein, dass sie von fantastischen Kreaturen erzählen und sie so dem Leser die Möglichkeit geben, mehr über die verschiedensten Wesen zu erfahren - teilweise sogar in deren Haut zu schlüpfen.
Mit einer Story präsentieren sich in "Fantastische Kreaturen" (in alphabetischer Reihenfolge):
Stephan R. Bellem (
Bluttrinker,
Die Chroniken des Paladins), Nina Blazon (Schattenauge,
Faunblut), Katja Brandis (
Feuerblüte,
Kampf um Daresh), Martin Clauß (Das Blut des Tako), Monika Felten (Die Saga von Thale,
Das Erbe der Runen), Susanne Gerdom (Anida,
Elbenzorn, Die Seele der Elben), Christoph Hardebusch (Die Trolle,
Sturmwelten), Wolfgang Hohlbein (
Märchenmond), Jonas Torsten Krüger (Das Erbe des Magiers), Christoph Marzi (
Uralte Metropole,
Malfuria), Brigitte Melzer (
Vampyr), Evelyne Okonnek (
Die Flammen der Dunkelheit), Lynn Raven (
Der Kuss des Dämons,
Werwolf), Bernd Rümmelein (
Kryson).
Stellvertretend sollen die ersten zwei Geschichten inhaltlich etwas näher vorgestellt werden:
Christoph Marzi - ErlkönigskindDiese Geschichte enthält Elemente des grimm'schen Märchens 'Hänsel und Gretel', orientiert sich aber ebenfalls an dem alten Glauben an den Erlkönig und der Feenwelt. Nach dem Tod der leiblichen Mutter kommt eine neue Frau auf den kleinen Hof des Vaters und seiner zwei Kinder. Bruder und Schwester werden zunächst von der Stiefmutter liebevoll und gut behandelt, schon nach einiger Zeit stellt sich wieder ein harmonisches Familienleben ein. Eines Tages soll der Sohn seinen ersten Baum fällen und somit endlich zu einem richtigen Mann, zu einem Holzfäller, werden - ganz wie sein Vater. Das Baumfällen verläuft erfolgreich und eigentlich sollten sich alle mit ihm freuen. Umso mehr Zeit vergeht, desto mehr aber kühlt sich die Stimmung in der kleinen Familie ab. Als die Nahrung immer knapper wird, da eine Hungersnot die Gegend befällt, geht die Familie gemeinsam sehr tief in den Wald - sie hoffen, dort noch Wild zu finden. Nachdem die Kinder am Feuer des Lagerplatzes warten sollten, wird es langsam dunkel und von den Eltern ist keine Spur mehr zu sehen. Sollten die Geschwister etwa allein im Wald übernachten? Sie sind viel zu weit von zu Hause entfernt, um selbst nach Hause zu finden. Wo nur sind die Eltern, was ist ihnen geschehen ...?
Katja Brandis - Der Greif von XanthiaDies ist die Geschichte von Nor - einem Greifen, der als Jungtier in die Ebenen geholt wurde, um sich mit dem Prinzen Arkash anzufreunden, mit ihm eine Bindung einzugehen und so das Reich vor Feinden zu beschützen. Er lebte mit seinem Freund am Fürstenhof Xanthias und lernte die Sprache der Menschen. Hin und wieder überkam ihn Heimweh, da er aber nur sehr wenig über Greifen wusste - schließlich hatte er fast die ganze Zeit nur mit Menschen zusammengelebt - passte er sich den Bedingungen an und grämte sich nicht. Gerne saß er auf dem Dache des Fürstenhofes und schaute auf die weit entfernten Berge seiner Eltern. Arkash jedoch war für ihn alles, der Prinz war sein bester Freund, ihn zu verlassen, kam für ihn nicht in Frage. Der Prinz war seinem Greifen nicht so treu, immer wieder kam ein neues Haustier oder auch ein Mädchen ins Spiel, was seine Aufmerksamkeit von Nor abrücken ließ. Es kam die Zeit, dass auch Nor sich ein eigenes Nest suchen wollte - er kehrte in die Berge zurück und stattete Xanthia und somit auch Arkash, nur noch einmal im Jahr einen Besuch ab. Dieser Besuch war immer begleitet von einem großen Festakt, Nor aber war nur interessiert daran, endlich seinen Freund Arkash wiederzusehen. Aber was nur geschah, was führte dazu, dass Nor sich nie wieder in Xanthia blicken ließ und nun völlig einsam in den Bergen lebt?
Diese Fantasy-Anthologie ist die zweite aus dem Hause Ueberreuter, die Kurzgeschichten von aktuellen deutschsprachigen Autoren versammelt. Mit dem 2006 erschienenen Band "Fantastische Weihnachten" lag das erste Mal eine solche Sammlung vor. Und wie auch bei dem Vorgänger, sind die enthaltenen Geschichten fast durchgängig zu empfehlen. Lediglich eine sticht durch nicht besonders ansprechende Kreativität hervor: "Vatertag" von Wolfgang Hohlbein. Diese autobiografisch anklingende Story, lässt Wesen aus seinen erfolgreichen "Märchenmond"-Romanen, zu Hause bei ihrem Schöpfer auftauchen. Leider ist die Geschichte zu sehr in die Länge gezogen, Seite um Seite wiederholen sich Dinge - für den Leser ist es ermüdend.
Nur sehr wenige der Autoren haben das Ziel verfehlt, die Geschichte aus der Perspektive einer fantastischen Kreatur zu erzählen. Den meisten ist dieses wunderbar gelungen und es macht einfach Spaß, die Welt aus den Augen eines Leprachauns, Lurks, Orks, Drachens oder Zombies zu sehen. Sehr positiv ist die Vielfalt an Kreaturen, so stehen nicht, wie sonst so häufig, Zwerge oder Elfen im Vordergrund.
Erschienen ist der schwere, und mit goldenen Intarsien an den Ecken geschmückte, Hardcover-Band in der Jugendbuchsparte. Alle Texte eignen sich für Jugendliche ab zwölf Jahren und können durch ihre Kürze vielleicht auch den ein oder anderen erst zum Lesen überreden und ihm Appetit auf mehr machen. Alle Buchseiten sind an den Rändern "auf alt getrimmt", so dass es wirkt, als würde man ein antiquarisches Buch lesen. Die Ausstattung ist rundum liebevoll und kann gemeinsam mit den gelungenen Texten sehr wohl auch erwachsene Leser begeistern. Wer Geschmack an dem Stil des jeweiligen Autors gefunden hat, findet in einem Anhang noch weitere Informationen zu jedem, der einen Text zum Band beigesteuert hat.