"Faszinierende Wildpflanzen - Ein Herbarium in Fotos" von Pierre und Délia Vignes listet zweihundertfünfundsiebzig Arten auf. In alphabetischer Reihenfolge, die sich an dem lateinischen Gattungs- und Artennamen orientiert, wird je eine Doppelseite in Form eines Herbariums für je eine Art verwendet.
Auf der linken Seite finden sich der Name – der lateinische und der im allgemeinen Sprachgebrauch verwendete - und eine ausführliche Beschreibung des Aussehens, der Verbreitung und Bedeutung der jeweiligen Art. Daneben finden sich Bilder und ein Steckbrief, der eine Kurzcharakteristik enthält. Ein kleiner, wie ein Zettel grafisch hervorgehobener Bereich zeigt in Form einer erläuterten Skizze die auf der rechten Seite befindliche Abbildung. Diese zeigt die Pflanze, wichtige Teile wie Blüte, Stängel, Frucht und Samen. Auf tiefschwarzem Grund sind die Objekte in ihrer natürlichen Erscheinung wie in einem Herbarium angeordnet.

Die fünfzehn Seiten vor dem eigentlichen Herbarium geben eine kurze Einführung in die Thematik und erläutern die wichtigsten botanischen Fachbegriffe und der kurze Text beschreibt, wie man den Hauptteil dieses Sachbuches verwenden kann.
Ein zweiseitiges Glossar mit Fachbegriffen, eine tabellarische Aufstellung der in der Botanik verwendeten Blütenformeln für alle zweihundertfünfundsiebzig Pflanzenarten des Hauptteils schließt sich an. Am Ende des fast sechshundertseitigen Buches listet ein dreiseitiges Register die verwendeten Pflanzennamen auf.

Die Auswahl dieses "Herbariums" umfasst alle gängigen botanischen Lebensformen, also Bäume, Nadel- und Laubgehölze, Groß- und Kleinsträucher, Kräuter und im Wasser lebende Blütenpflanzen.

Dieses Mammutwerk lässt sich kaum in so knapper Form angemessen beschreiben und gewichten. Hervorstechendes Merkmal sind die außergewöhnlichen Fotografien, die jede Pflanze geradezu brillant darstellen und charakterisieren. Daneben ist der kurze, und leicht verständliche Text zu erwähnen, der jeder Pflanze einen Rahmen gibt, ihre Charakteristika auflistet und die Bedeutung umreißt, die sie im Pflanzenreich und aus der Sicht des Menschen hat. Daneben sind Fotografien, Kurzinfos und Tabellen hinzugefügt, die in einer Art Steckbrief ermögliche, sehr schnell und doch umfassend über die jeweilige Pflanze zu lernen, was es an Wichtigem zu wissen gibt.
Die eigentliche, von den Autoren im Vorfeld geleistete Fleißarbeit ist sicherlich die Auswahl, die hier zu sehen ist. Wichtige Bäume, Kräuter, Sträucher und markante Pflanzen sind in solcher Fülle zu sehen, dass man dieses Buch kaum mehr aus der Hand legen wird und immer wieder zu Rate zieht, wenn man über eine bestimmte Pflanze oder Pflanzenfamilie Informationen sucht.

Ob banale Pflanzen wie die Wald-Erdbeere (Fragaria vesca) oder die Gemeine Stechpalme (Ilex aquifolium) oder sehr seltene und kaum Beachtung findende Pflanzen wie Schopfiges Läusekraut (Pedicularis comosa), Großblütig Braunelle (Prunella grandiflora), Zottiger Klappertopf (Rhinanthus alectorolophus), Kleiner Wiesenknopf (Sanguisorba minor) oder Behaarte Spatzenzunge (Thymelaea hirsuta), die Informationen sind knapp aber hinreichend und die Fotos ohne jede Ausnahme brillant.

Die Technik, mit perfekter Ausleuchtung die Pflanzenteile vor schwarzem Hintergrund darzustellen, ist ohne Beispiel und sorgt für viele unvergessliche Stunden, die man in diesem Herbarium mit dem Studium der verschiedenen Pflanzen zubringt. Hinzu kommt der schwarz unterlegte, unregelmäßige Rahmen der linken Buchseiten – dadurch entsteht der Eindruck einer wie abgerissen erscheinenden Seite, der einem alten Dokument oder Pergament gleich das Gefühl hoher Wertigkeit erzeugt.
Hier wurde offensichtlich nichts dem Zufall überlassen und auch die kleinste Einzelheit wie die Seitenzahl, die in einem wie von einem sehr weichen Graphitstift gezeichneten Kreis umgeben ist, ist perfekt angepasst. Das beeindruckende Layout macht „Faszinierende Wildpflanzen – Ein Herbarium in Fotos“ zu einem absolut eindrucksvollen Sachbuch, das jeder Pflanzenfreund sein Eigen nennen sollte.

Leider resultiert aus dem fantastischen Layout, dem gewaltigen Umfang und der perfekten Gestaltung des Text- und Informationsteils ein zwar angemessener, aber auch hoch zu nennender Preis. Fast fünfzig Euro sind eine hohe Hürde für den Erwerb – doch wer dieses Buch einmal im Buchhandel durchblättert, wird nicht umhin kommen, es haben zu wollen. Besser kann man sich eine Übersicht über die Pflanzenwelt Europas nicht vorstellen.