Bereits im Jahr 1910 rückte der englische Pfarrer Father Brown in das Licht der literarischen Öffentlichkeit, indem er mit einem untrüglichen Gespür für menschliche Abgründe knifflige Kriminalfälle löste. Dabei fällt es dem Katholiken keineswegs schwer, sich in die Gedankenwelt der Täter hineinzuversetzen und ihre skrupellosen Machenschaften schonungslos zu offenbaren. Ein Talent, das der ungewöhnlich scharfsinnigen Figur des englischen Autors und Journalisten Gilbert Keith Chesterton eine Bekanntheit bescherte, die auch ein Jahrhundert danach immernoch währt.

Es gibt immer wieder Dinge, die nicht so sind, wie sie scheinen. Eine Erfahrung, die der Klatschreporter Agar P. Rock machen muss, als er während einer brisanten Recherche auf den ihm unbekannten Father Brown stößt. In der Annahme, dass der aus England stammende Geistliche einer verheirateten Schönheit zu einem außerehelichen Rendezvous verhilft, stellt er ihn in der Halle eines mexikanischen Hotels empört zur Rede. Doch seine Anschuldigungen erweisen sich als haltlos, und noch während der sensationslüsterne Journalist voller Scham die Wahrheit erkennt, macht sich dessen Leserschaft gierig mit den Umständen eines Skandals vertraut: einer Affäre, die nur auf dem Papier existiert und in die ausgerechnet ein katholischer Geistlicher verwickelt ist.

Im winzige Dörfchen Potter's Pond geschieht ein Mord. Tage zuvor noch mit wüsten Beschimpfungen gegen das miese kleine Kaff und seine Bewohner beschäftigt, liegt ein Schauspieler plötzlich zerschellt auf der felsigen Klippe eines steil abfallenden Steingartens. Als Raubüberfall zu den Akten gelegt, bleiben dem Dorfarzt noch immense Zweifel und so sieht er sich veranlasst, Father Brown um Hilfe zu bitten. Ein Ansinnen, das den kriminalistisch veranlagten Geistlichen in das idyllisch gelegene Dörfchen verschlägt, wo er schon bald eine völlig andere Spur verfolgt.

Ruhig im Wesen, mit einem unscheinbaren Äußeren und ständig unterwegs präsentiert sich Father Brown seinen Mitmenschen und versteht es, diese immer wieder aufs Neue zu verblüffen. Denn seine außerordentliche Menschenkenntnis, eine gut geschulte Beobachtungsgabe und das Talent, sich in die Welt der Gedanken und Gefühle anderer Menschen hinzuversetzen, ermöglichen es ihm, jeden noch so kniffligen Fall zu lösen. Dabei stellt er eindrucksvoll unter Beweis, dass es oft die kleinen Dinge sind, die den Täter verraten. So führt eine unbedachte Äußerung zu aufkommenden Zweifeln, lässt ein unstimmiger Ablauf plötzlich eine andere Interpretation der Ereignisse zu oder sorgt eine übernatürliche Erklärung dafür, die irdische Vernunft walten zu lassen. Widersprüchlichkeiten, mit denen sich Father Brown Bestens auskennt, denn schließlich hat er bereits von Berufswegen viel mit menschlichen Schwächen zu tun.

Insgesamt zehn Mal lässt Gilbert Keith Chesterton seinen scharfsinnigen Priester in "Father Browns Skandal" zum Einsatz kommen und zieht dabei nicht nur den kleinen, rundlichen Geistlichen, sondern auch seine Hörer tief in die Klärung der Verbrechen hinein. Mit einer ihm eigenen, sehr detaillierten und bildlichen Art, sämtliche anwesende Personen, ihre unmittelbaren Handlungen und die als Kulisse dienenden Orte zu beschreiben, gelingt es dem Autor, jedes noch so kleine Detail zu offenbaren und diesem die richtige Bedeutung zukommen zu lassen. Ergänzt um witzige Dialoge, lustige Beschreibungen und verblüffend einfache Lösungen, sorgen die ab und an etwas weitschweifig geratenen Kriminalfälle dafür, dass sich der Hörer gut unterhält.

Fazit:
Mit viel Einfühlungsvermögen und schauspielerischem Talent von Michael Schwarzmaier gelesen, sind die Kriminalgeschichten rund um "Father Browns Skandal" vor allem für Liebhaber tiefgründiger Ermittlungsansätze und menschlicher Verfehlungen ein nicht zu unterschätzender Hörgenuss.

Eine Hörprobe gibt es auf der Website der Verlages.