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Nina Blazons Roman "Faunblut" zieht den Leser in eine Fantasiewelt, die sowohl einfallsreich als auch sehr faszinierend geschildert wird: eine Metropole am Meer, jenseits von Raum und Zeit, durchzogen von einem unbändigen grünen Fluss, der Wyla, und beherrscht von einer kühlen, fremden Herrscherin, die ihr Gesicht hinter einer Eisenmaske verbirgt und Asche in jedes Wasser im Palast mischt.
In dieser Stadt lebt das Mädchen Jade mit ihrem Vater Jakub in einem heruntergekommen Palast, dem Hotel Larimar. Mehr schlecht als recht bringt Jakub sich, seine Tochter und die Köchin Lillinn mit seinen Kontakten zum Hof der Lady einerseits und Verkäufen auf dem verbotenen Schwarzmarkt andererseits durchs Leben, immer in Angst, das geliebte alte Hotel, in dem die drei Unterschlupf gefunden haben, zu verlieren. Denn die Tyrannin herrscht erbarmungslos über ihre Untertanen und nur wer es schafft, in ihren Gunsten zu stehen, kann ein halbwegs anständiges Dasein führen, während viele andere zur Armut gezwungen sind und nur durch den Schwarzmarkt überleben können.
Jade hat sich mit dem Flussvolk angefreundet, insbesondere mit dem jungen Fischer Martin, mit dem sie vielleicht sogar etwas mehr als nur Freundschaft verbindet. Eines Tages jedoch trifft Jade bei der Arbeit mit den Flussleuten Faun, der mit seinem Herren Tam und einer Ladung voller geheimnisvoller Käfige und Kisten aus dem Norden gekommen ist. Faun erscheint ihr zunächst als arroganter und düsterer Mensch und sie ist entsetzt, als die beiden ausgerechnet im Hotel Larimar Quartier beziehen. Schnell stellt sich heraus, dass die Lady selbst die beiden in die Stadt gerufen hat, um Jagd auf die Echos zu machen, albtraumhafte Wesen, die die Stadt bei Nacht terrorisieren.
Doch Jade bemerkt langsam immer mehr, wie sehr sie und ihre Freunde und Familie der Willkürherrschaft der Lady ausgesetzt sind und beginnt an deren Wahrheiten zu zweifeln. Sind die Echos wirklich die schrecklichen und monströsen Kreaturen, als die die Schergen der Herrscherin sie darstellen, und ist die Diktatur derselben wirklich der einzig möglich Weg, um in Frieden zu leben?
"Faunblut" zieht den Leser von der ersten Seite an in den Bann: Die Stadt am Ufer der Wyla und ihre Bewohner sind so lebensecht und zugleich fantastisch beschrieben, dass es schon große Freude bereitet, wenn Blazon Jade nur durch die Straßen streifen, über Dächer klettern und durch verborgene Tunnel schlüpfen lässt, um den Häschern der Lady zu entgehen. Dabei lässt die Handlung dem Leser auch kam Zeit zu verschnaufen: Zwischen der Jagd auf die geheimnisvollen Echos und den Kämpfen, die sich die Rebellen, denen Jade immer mehr sich anschließt, mit der Wächtern der Herrscherin liefern, scheint es kaum einen Moment zu geben, in dem die junge Frau (und der Leser mit ihr) nicht um ihr Leben und Glück bangen muss. Blazon schreibt dabei unglaublich energiereich und spannend und "Faunblut" ist ein Roman, der keine einzige Länge oder uninteressante Passage aufweicht. Es ist beinahe überraschend, dass da auch noch Zeit für die zart aufblühende Liebesgeschichte zwischen Jade und dem zunächst eher spröde wirkenden Faun bleibt. Doch bildet gerade diese Romanze den perfekten Gegensatz zu der sonst sehr actionreichen Handlung, ist sie doch auch wunderschön und einfühlsam geschildert.
Insgesamt ist "Faunblut" also einerseits sehr spannend geschrieben, besticht andererseits jedoch auch durch die hervorragend entwickelten Protagonisten abseits gängiger Stereotypen. Das alles macht den Roman zu einem äußerst fesselnden, faszinierenden Gesamtwerk, das nur jedem Fantasyleser ans Herz gelegt sein mag.