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Bentley Little gilt als Schüler des Horrormeisters Stephen King, und so erinnert sein Schreibstil tatsächlich bisweilen an das große – und unerreichte – Vorbild. Das Grauen, das langsam und unaufhaltsam in den Alltag einsickert, ist wie häufig bei King auch bei Little wesentlicher Bestandteil seiner Romane. In „Fieber“, erschienen im Oktober 2009 bei Lübbe als Taschenbuchausgabe, kommt das Böse in Form eines ganz alltäglichen Übels daher.
Hunt Jackson ist glücklich: Der Umzug in seine alte Heimat war genau das Richtige für den frisch geschiedenen Ex-Mitarbeiter einer Fluggesellschaft. Nach der Trennung von seiner Frau Eileen und seiner Entlassung wusste Hunt nicht recht, wohin mit sich. Doch nun hat er neue Ziele vor Augen. Mit seinem Freund Joel aus Jugendtagen lässt er die alte Freundschaft wieder aufleben, lernt die hübsche Beth kennen und verliebt sich in sie, und er bekommt sogar einen neuen Job. Zwar verdient er als Landschaftspfleger – er genießt es, mal mit den Händen und nicht mit dem Kopf zu arbeiten – nicht so viel Geld wie früher, aber er merkt, wie gut ihm sein neues Arbeitsumfeld tut. Seine Kollegen sind bis auf den Vorgesetzten sehr nett, und man freundet sich schnell an.
Alles könnte so perfekt laufen, wäre da nicht ein winzigkleines Ärgernis: die Versicherung. Was mit einem harmlosen Riss in der Heckscheibe seines Autos beginnt, entwickelt sich für Hunt rasch zum Albtraum. Plötzlich scheinen ihn und seine Freunde genau solche Unfälle zu ereignen, gegen die sie gerade nicht versichert sind oder für die ihnen gerade erst Versicherungspolicen angeboten wurden. Bald stellt sich heraus, dass diese ganzen Katastrophen kein Zufall sind – und dass ihr Ausmaß immer brutalere und gefährlichere Formen annimmt …
Lästige Versicherungsprobleme – ein alltäglicher Albtraum, den Bentley Little in seinem Roman heraufbeschwört. Allerdings entpuppt sich „Fieber“ schwächer, als die clevere Marketingstrategie vermuten lässt. Die Verantwortlichen, die den deutschen Titel des im Englischen „The Policy“ heißenden Romans verbrochen haben, gehören bestraft, denn Titel und Inhalt haben keinerlei Zusammenhang, und selbst das Cover mag schön, aber unpassend sein. Dem schließt sich der reißerische Text auf der Buchrückseite an, der nicht das halten kann, was er verspricht, nämlich atemlose Spannung und pures Grauen. So ist „Fieber“ weniger mitreißend wie etwa „Böse“ aus der Feder des Autors, das wesentlich geschickter mit den Urängsten des Menschen spielt – die berechtigte Angst vor dem lästigen Papierkram nervtötender Versicherungsgesellschaften ist da einfach keine ebenbürtige Konkurrenz. Immerhin lässt sich der Roman durchaus als fieser Seitenhieb auf besagte Gesellschaften verstehen; das Augenzwinkern dabei hätte allerdings ausgeprägter sein können.
Was „Fieber“ vor einer schwächeren Bewertung rettet, ist einfach die Schreibe des Autors, die den Leser regelrecht dazu zwingt, Seite um Seite umzublättern und zu sehen, wie es weitergeht und was der böse Versicherungsmann sich als nächstes einfallen lässt. Denn wenn man Little vielleicht im vorliegenden Fall vorwerfen kann, einfach nicht gruselig genug zu werden, kann man ihm keinesfalls unterstellen, nicht unterhaltsam oder spannend zu schreiben. Und so ist man hin und her gerissen zwischen nur unzureichend unheimlicher Handlung und einem Schreibstil, der einen dennoch ans Buch fesselt.
Alltäglicher Grusel nicht wirklich unheimlich, aber doch fesselnd beschrieben: Mit „Fieber“ demonstriert Bentley Little einmal mehr seine Fähigkeit, auch weniger spannende Geschichten packend erzählen zu können. Inhaltlich kann der Roman aber einfach nicht auf Dauer wirklich gut unterhalten. Und so bleibt unterm Strich ein eher durchschnittlicher Erguss aus der Feder des Amerikaners.