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 Firewall


Cover
Gesamt +++--
Action
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Brutalität
Extras
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Ton
Der Hightech-Thriller "Firewall" von 2006 kam im selben Jahr in zwei Fassungen auf DVD heraus. Die besprochene Version ist die "Deluxe Edition" in der Metallbox, die neben der DVD noch den Soundtrack zum Film zu bieten hat.

Ein schönes großes Haus am Stadtrand, eine starke Gattin (Virginia Madsen), eine zickige Teenie-Tochter und ein frecher jüngerer Sohn - nicht zu vergessen Hund Rusty: IT-Experte Jack Stanfield (Harrison Ford) hat alles, was man sich erträumen kann, und dazu noch einen Job, in dem man ihn respektiert. Er überwacht für eine große Bank ein Sicherheitssystem, das er selbst erfunden hat. Er ist verantwortlich für die Sicherheit von millionenschweren Geldtransfers.
In diese Idylle dringen der kaltblütige Bill Cox (Paul Bettany) und seine Mitstreiter: Sie nehmen Stanfields Familie in ihrem eigenen Haus als Geiseln und fordern, dass der besorgte Familienvater sein eigenes System überlistet, um insgesamt hundert Millionen Dollar auf ein fremdes Konto abzuzweigen. Und das, ohne dass seine Vorgesetzten bei der Bank, allen voran Gary Mitchell (Robert Patrick), davon Wind bekommen.
Stanfield probiert verschiedene Wege aus, um aus der verfahrenen Situation zu entkommen, aber Cox erweist sich als gnadenloser Gegner, der dem IT-Profi immer einen Schritt voraus scheint. Um zu beweisen, wie ernst er es meint, schreckt er auch nicht vor Mord zurück. Aber Stanfield gibt nicht auf ...

Die Inhaltsangabe zu diesem Film von Regisseur Richard Loncraine zeugt davon, dass es hier nicht auf die Story ankommt, und Harrison Fords Rollenauswahl variiert derzeit auch nicht sonderlich: Stanfield aus "Firewall" unterscheidet sich kaum von seiner Rolle als US-Präsident in "Air Force One": starrköpfige Draufgänger, deren Handlungen auf der Sorge um die Familie, aber auch auf einem überbordenden Gerechtigkeitsbewusstsein basieren. In beiden Filmen sind die Gegenspieler die interessanteren Figuren.
Paul Bettany strahlt als Bill Cox eine Überlegenheit aus, die nur an der Wahl seiner Mitstreiter scheitert, die einiges verbocken. Beinahe hat man Mitleid mit ihm, denn sein Plan ist sehr schlau ausgeklügelt. Die Rolle des gnadenlosen, geldsüchtigen Erpressers ist ihm auf den Leib geschnitten, allerdings erwartet man die ganze Zeit, dass noch mehr dahinter stecke als nur den Wunsch nach Reichtum.
Alle weiteren Figuren sind kaum erwähnenswert: Virginia Madsen spielt eine selbstbewusste Mutter ohne charakterliche Besonderheiten, Robert "T1000" Patrick ist in seiner Rolle als misstrauischer Bankchef völlig unterfordert und bedauerlich uninteressant.
Der Film baut gekonnt Spannung auf, ist treibend und atemlos, aber nicht sehr intensiv: Man fiebert nicht sonderlich mit, wird nicht gepackt, vor allem, weil es eine so banale Allerwelts-Thrillerstory ist und man sich manchmal fragt, warum Stanfield, wenn er sich doch so sehr um seine Familie sorgt, selbige durch seine sturen Verhaltensweisen trotzdem ständig in Gefahr bringt. An dieser Stelle ist Cox eigentlich nicht konsequent genug. Und nach der Hälfte des Films ist man sich eigentlich ziemlich sicher, dass die Familie nicht wirklich bedroht ist, was viel von der Spannung nimmt. Zudem kommt man bisweilen nicht mehr mit, was die technischen Spielereien angeht: Wenn Stanfield mit dem Scanner eines Faxgeräts und Töchterchens iPod zum Hightech-McGyver wird, fragt man sich verwirrt, was da gerade passiert. Manche Szenen, die den IT-Spezialisten am Rechner in Aktion zeigen, sind dem Normalsterblichen zumindest beim ersten Schauen zu kompliziert, man muss es einfach glauben.

Die Extras auf der DVD, die in Bild und Ton in Ordnung ist, halten sich auch in Grenzen, wobei immerhin das Interview mit Ford und Loncraine ein Leckerbissen für Ford-Fans ist: Der Filmstar ist nur selten für Interviews zu begeistern. Hier erfährt man unter anderem, dass Mittsechziger Ford noch erstaunlich viele Stunts selbst gedreht hat. Daneben hat die DVD noch einen Bericht über das Zustandekommen des Films, bei dem Drehbuchautor Joe Forte zu Wort kommt, und Kinotrailer zu bieten.
Interessant ist, dass in dieser "Deluxe Edition" die Filmmusik von Alexandre Desplat auf CD beigefügt ist. Desplat ist nicht der bekannteste Hollywood-Komponist, und der Score zu "Firewall" ist treibend und passt zum Film, aber längst nicht so anspruchsvoll wie zum Beispiel seine Kompositionen zu "Das Mädchen mit dem Perlenohrring" (2003). Dennoch ist - aus der Sicht des Filmmusikfans - zu hoffen, dass dieses Konzept Schule machen wird. Wer sich nicht für Filmmusik interessiert, ist gut damit beraten, die normale DVD zu kaufen und immerhin fünf Euro zu sparen.

Loncraine hat einen durch und durch geradlinigen Film gedreht, der nie wirklich überrascht und nicht vom Hocker reißt. Harrison Ford ist fit, aber nicht herausragend, Paul Bettany gibt einen guten Gegenspieler ab, der allerdings nicht in der Lage ist, an seinen Geiseln ein Exempel zu statuieren. Fans dieser Schauspieler werden vielleicht Spaß an diesem Film haben, aber etwas Besonderes ist er nicht. Harrison Ford machte in "Indiana Jones 4" eine bessere Figur. "Firewall" jedenfalls ist allenfalls Durchschnitt, man kann ihn mal gesehen haben, aber wer ihn verpasst, muss nicht traurig sein.

Stefan Knopp



DVD | Disc-Anzahl: 1 | Erschienen: 1. September 2006 | FSK: 16 | Laufzeit: 102 Minuten | Originaltitel: Firewall | Preis: 22,90 Euro | Untertitel verfügbar in: Deutsch, Englisch, jeweils auch für Hörgeschädigte | Verfügbare Sprachen: Deutsch, Englisch

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