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Auf Erinn breitet sich der Glaube der Christen immer weiter aus. Dies ist auch der Grund, weshalb Yseult, die Weise, gemeinsam mit ihrer Tochter Yseult, der Schönen, ihren Gemahl verlässt. Denn Yseult, die mächtige Königsmacherin, steht für den alten Glauben, die überlieferten Rituale und kann bei keinem Mann bleiben, der die christlichen Feste höher achtet. Und kurz nach diesem Aufbruch erfährt sie durch ein Orakel, dass nicht sie, die Weise, sondern allein der Name ihrer Tochter bis in alle Ewigkeit erhalten bleiben wird.
Fast ist diese Prophezeiung vergessen, als ein junger Barde die Hilfe der heilkundigen Frauen Erinns benötigt. Seine schwärende Wunde tötet ihn fast, doch mithilfe der aufopfernden Pflege der schönen Yseult kommt er dennoch wieder zu Kräften. Die beiden verlieben sich ineinander, während der Barde die Sitten der Insel kennenlernt und währenddessen seine Gefährtin in Latein unterrichtet. Er verschweigt ihr allerdings, dass er Drystan ist, der Sohn des britannischen Königs Markus. Ihm hat die schöne Yseult Feindschaft geschworen, da er ihren geliebten Onkel in einem Zweikampf getötet hat.
Doch selbst als dieses Geheimnis entdeckt wird, können die beiden ihre Liebe zueinander nicht verleugnen. Allerdings ist Yseult als Pfand für den Frieden Drystans Vater zur Frau versprochen. Und so beginnen beide ein gefährliches Spiel, da sie sich heimlich treffen. Aber das Schicksal wartet mit viel schwereren Prüfungen auf sie, von denen die Gefahr, beim Ehebruch ertappt zu werden, noch die geringste ist.
"Flamme und Harfe" ist eine Geschichte, die dem Mythos der bekannten Liebesgeschichte zwischen Tristan und Isolde neues Leben einhaucht. Selbst der Mythos König Arthurs taucht am Rande auf. Dennoch liegt das Hauptaugenmerk auf den beiden Liebenden. In ihnen erlebt man auch den Konflikt der altüberlieferten Rituale auf Erinn mit, die mit der aufgeklärten Welt, die noch von der Eroberung der Römer geprägt ist, kollidiert und sich nun zusätzlich mit den komplett neuen Aussagen des christlichen Glaubens arrangieren muss.
Auch wenn die Eckpfeiler der Sage erhalten bleiben, versteht Ruth Nestvold es doch, ihre ganz eigene Geschichte zu erzählen. Verwoben mit der historischen Überlieferung und gewürzt mit passend mystischen Elementen entsteht so eine anrührende, sinnlich erzählte Liebesgeschichte, die man gerne bis zum Ende hört. Trotz der Tragik der Geschichte, wird die Erzählung niemals schmalzig. Stattdessen bleiben sowohl Drystan als auch Yseult zwei erhabene Figuren, die ihr Schicksal selbst in der Hand halten und nicht allein von ihrer Liebe bestimmt werden. Und auch die Erzählerin Dana Geissler passt mit ihrer ruhigen, warmen Stimme in diese Geschichte, so dass man sich ganz dem Hörgenuss widmen kann.
Auch wenn man dies nicht erwartet hätte, erlebt der Hörer hier doch eine neue und bezaubernde Geschichte, die weit davon entfernt ist, den alten Mythos lediglich neu aufzurollen. Mit dem passenden Gespür versetzt die Autorin ihre Anhänger in eine frühere, zauberhafte Welt, in der es für die große Liebe keine Zukunft, aber Hoffnung gibt.