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Frauen und Bücher, das ist ein Thema, das anscheinend seit Urzeiten die Gemüter anregt und erhitzt. So wurde Wissen, und damit auch die Fähigkeit zu lesen, mit dem Apfel vom Baum der Erkenntnis aus der Bibel gleichgesetzt – und mit der Einstellung verbunden, dass diese Fähigkeit und Macht nicht in die Hände von Frauen gehöre. Doch eine solche „verbotene Frucht“ gab es nicht überall auf der Welt und in den unterschiedlichen Zeitaltern wurde das Thema durchaus widersprüchlich behandelt. All das lässt sich in der Kunst sehr gut verdeutlichen. So hat Christiane Inmann auch das Thema von Eva und dem Apfel aufgegriffen und ihr Buch über die Geschichte von Frauen und Büchern in der Kunst „Forbidden Fruit“ genannt.
In vier Kapiteln beschreibt Christiane Inmann hier Leserinnen und Autorinnen, die in der Kunstgeschichte verewigt wurden. Sie geht dabei chronologisch vor. Das erste Kapitel widmet sich den frühen Zivilisationen und reicht bis ins Mittelalter. Das zweite Kapitel dagegen deckt dagegen nur zweihundert Jahre ab, die Zeit vom 16. bis zum Ende des 18. Jahrhunderts. Die letzten beiden Kapitel lassen sich sogar noch mehr Raum und behandeln jeweils nur ein Jahrhundert, das 19. beziehungsweise das 20..
Mit zahlreichen luxuriösen Illustrationen, die zum Teil ganze Seiten füllen, goldener Schrift oder ganzen Seiten in dieser Farbe, wirkt das Hardcover aus dem Prestel Verlag sicher sehr edel. Was das Buch aber wirklich in eine andere Klasse hebt, sind die umfangreichen Einleitungen, die es zu jedem Kapitel gibt. Hier bekommt der Leser Informationen, die weit über eine bloße Beschreibung der zusammengetragenen Bilder hinausreichen. Natürliche ersetzen zehn Seiten kein Fachbuch zu einem Thema – aber hier wird ein Bildband mit guter Theorie und Hintergrundwissen unterfüttert, um wirklich den Titel einer „History of Women and Books in Art“, einer Geschichte der Frauen und Bücher in der Kunst, zu tragen. Auch hat der Leser hier das Gefühl, dass man die Bilder tatsächlich nach Themen für die jeweiligen Kapitel ausgesucht hat – und nicht umgekehrt die Themen so formulierte, dass sie auf die ausgesuchten Werke passen. Positiv fällt zudem auf, dass man unter den präsentierten Werken nicht nur die „üblichen Verdächtigen“ findet, sondern auch einige in unseren Breitengraden unbekanntere Werke zu Gesicht bekommt. Ebenso konsequent wie richtig ist folglich der Verweis auf asiatische Autorinnen und Kunstwerke.
Natürlich lässt sich Forbidden Fruit auch als bloßer Bildband genießen – vor allem, wenn man keine fundierten Englischkenntnisse hat, denn die Texte sind durchaus anspruchsvoll geschrieben. Dennoch muss gesagt werden, dass das Buch für einen reinen Bildband sehr textlastig ausgefallen ist und ohne die Bezüge in den Einleitungen und den Begleittexten auch einiges an Tiefe einbüßt.
Trotzdem ist das Buch auch eine Augenweide und letztlich muss man selbst entscheiden, ob einem die Bilder alleine reichen würden.
Für interessierte Leser, deren Englischkenntnisse ausreichen, ist dieses Buch aber eine unbedingte Empfehlung mit seiner guten Mischung aus Text und Abbildungen.