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So schnell kann es gehen: Eben noch stürzte Jason auf der Flucht vor einer brutalen Jugendgang von einem Hausdach in der Bronx, jetzt wacht er in einer ihm fremden mittelalterlichen Welt auf, in der die Menschen Chinesisch sprechen. Schuld ist ein Kampfstab aus der Rumpelkammer von Jasons Kumpel Hop, einem uralten Chinesen, der in der Bronx ein Antiquitätengeschäft führte.
Zu ihm war Kung-Fu-Fan Jason immer dann gegangen, wenn er neue asiatische Prügelfilme haben wollte. Er war auch dort, als besagte Gang den Chinesen überfiel. Hop kam dabei ums Leben, wies aber den schlaksigen Loser zuvor an, dafür zu sorgen, dass der Stab wieder zu seinem Besitzer gelangt – er, Jason, sei der prophezeite Überbringer.
So steht der junge Mann also dort mitten auf einem Feldweg und ein berittener Trupp schwer bewaffneter chinesischer Soldaten hält direkt auf ihn zu. Unverhofft erhält Jason Hilfe von einem scheinbar betrunkenen Mann, kurz darauf verhilft eine junge Kämpferin den beiden zur Flucht und schließlich geraten sie an einen schweigsamen Mönch, der ihnen ebenfalls hilft. Denn inzwischen hat Jason erfahren, was seine Mission ist: Er muss den Stab in den Palast des Jade-Kriegsherrn bringen, der seit langer Zeit das Reich unterdrückt. Dort steht die Statue des versteinerten Affenkönigs, dessen Stab Jason in den Händen hält. Ihn müssen sie erwecken, um den Kriegsherrn und seine gefährlichen Schergen zu besiegen ...
Wie sollte es anders sein: Der erste gemeinsame Leinwand-Auftritt von Jackie Chan (der Trunkenbold und der Affenkönig) und Jet Li (der schweigsame Mönch und Hop) ist ein langer, abwechslungsreicher Kung-Fu-Kampf. Die Geschichte, die anderen Darsteller, das opulente Design des Films, das alles rückt zunächst in den Hintergrund, wenn diese beiden Virtuosen des Martial-Arts-Films erstmals aufeinander treffen. Und man kann es nicht anders sagen: Die beiden funktionieren ziemlich gut miteinander. Nie hat man das Gefühl, einer wolle dem anderen die Show stehlen, und sie beweisen nicht nur Kampf-, sondern auch Buddy-Qualitäten in einem Action-Fantasy-Abenteuer, das sanft zwischen Humor und Spannung hin und her wiegt, sich nie allzu ernst nimmt und spaßig anzuschauen ist.
Der eigentliche Hauptdarsteller Michael Angarano verblasst hinter den Altstars, fügt sich aber gut in seine Rolle ein. Seine Entwicklung vom schlaksigen Loser zum kompetenten Kung-Fu-Kämpfer ist glaubwürdig dargestellt, auch wenn unklar bleibt, wie viel Zeit dabei vergeht. In scheinbar wenigen Wochen lernt er das, wofür der normale Mensch Jahre benötigt, außerdem möchte man gerne erfahren, wo der Bronx-Knabe reiten gelernt hat. Aber es ist ja nur ein Film. Auch die schöne Liu Yifei, bislang vorrangig aus chinesischen Telenovelas bekannt, überzeugt in ihrer Rolle als kämpferische Golden Sparrow und zeigt, dass sie leinwandtauglich ist – es ist ihr erster Kinofilm. Und Collin Chou, unter anderem bekannt als Seraph, Beschützer des Orakels in der „Matrix-Trilogie“, gibt einen erstklassigen Bösewicht ab: Vor diesem Kriegsherrn bekommt man wirklich Respekt.
Über die Fights muss man eigentlich kein Wort verlieren, denn Kampfchoreograph Woo-Ping Yuen (verantwortlich unter anderem für die Kampfszenen in den „Kill Bill“-Filmen und der „Matrix“-Trilogie) zählt zu den besten seines Fachs. Er kombiniert hier handfeste Bodenkämpfe mit den übernatürlichen Spring- und Flug-Duellen Marke „Tiger & Dragon“ – den er ebenfalls choreographiert hat. Das sieht gut aus, ist schnell und natürlich das, was man sehen will, wenn man „Forbidden Kingdom“ sieht. Hier bekommt man alles geboten, was das Genre hergibt: Abwechslung durch unterschiedliche Waffen und Kampfstile, man sieht Meister bei der Arbeit, den Reifeprozess eines Anfängers inklusive Lehrstunde in Kung-Fu-Philosophie und am Ende ein großes Effektfinale auf Godlike-Niveau zwischen Affenkönig und Jade-Kriegsherr.
Die Geschichte ist natürlich Mittel zum Zweck, aber auch schön erzählt und weitgehend durchdacht. Auch die Optik stimmt: Wie man dem Making-of entnehmen kann, ist das Team für die teils atemberaubenden Schauplätze kreuz und quer durch China gereist. Der Rest ist in den berühmten Hengdian World Studios, genannt „Chinawood“, entstanden, die einmal mehr beweisen, dass sie in jeder Hinsicht mit Hollywood gleichziehen können. Effekte, Kulissen, Masken, alles ist beeindruckend.
Zugleich lernt der Zuschauer auch ein wenig über die Hintergründe der Kung-Fu-Stile, die Genrefreunde aus zahllosen Prügel-Eastern kennen. Sehr wichtig scheint es den Filmemachern gewesen zu sein, Kung Fu nicht nur als Kampfstil, sondern als Lernprinzip darzustellen. Gleichzeitig lernt man die Legende hinter dem Kung Fu kennen, das der chinesischen Legende zufolge der Affenkönig zur Perfektion gebracht hat, um den anderen Göttern zu beweisen, dass er nicht nur ein Affe ist – eine schöne Parallele zur Filmhandlung, in der sich Jason ebenfalls beweisen muss.
Der Film ist als einfache DVD und Bonus-DVD-Box erhältlich. Die einfache Version hat als Bonus nur Audiokommentare von Regisseur Rob Minkoff („Die Geistervilla“, beide „Stuart Little“-Filme) und Autor John Fusco sowie Trailer zu bieten. Die vorliegende Bonus-Ausgabe ist interessanter: Hier werden die Dreharbeiten und Filmhintergründe ausführlich in mehreren Features vorgestellt, es gibt einen kurzen Überblick über die Affenkönig-Geschichte, Patzer und herausgeschnittene Szenen wahlweise mit oder ohne Kommentar – leider erfährt man nie, warum sie geschnitten wurden – sowie eine Reihe Interviews. Für Freunde von Bonus-Material eine lohnenswerte und recht günstige Anschaffung.
Das erste Leinwand-Aufeinandertreffen zweier Martial-Arts-Stars wird in „Forbidden Kingdom“ genüsslich in Szene gesetzt, die nette Geschichte, die Jung- und Altstars aus Hollywood und der chinesischen Filmwelt bleiben dahinter zurück, bilden fast nur den Hintergrund für Jackie Chan und Jet Li. Dennoch ist dieser Film mehr als nur die Kulisse für diese beiden Schauspieler: Man gewinnt Einblicke in die Kung-Fu-Kultur, sieht wunderschöne Schauplätze und hat eine ganze Menge Spaß.