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„Franklyn – Die Wahrheit trägt viele Masken“, so lautet der Titel dieses Films. Doch nicht nur die Wahrheit ist hier verhüllt, auch die Schicksale, von denen erzählt wird, sind es. Man wird in die Welt von vier verschiedenen Menschen gezogen. Da ist einmal die Frau, die ihr Filmprojekt beenden und mit ihrer Mutter ins Reine kommen will. Dabei leidet sie so sehr unter Vergangenem, dass sie bis zur Selbstverletzung hin versucht, die Leere in ihrem Leben wieder zu füllen. Ein anderer Protagonist ist Milo, ein junger Mann, der gerade von seiner zukünftigen Frau versetzt wurde, hoffnungslos romantisch ist, dabei aber unter diesem Verlust ganz furchtbar leidet. Doch seine Not scheint sich zu lindern, als er seine Sandkastenliebe wieder sieht. Kann es sein, dass sie es ist, die ihm zu seinem Glück verhelfen wird? Dann ist da noch der Vater, der sich nichts sehnlicher wünscht, als seinen Sohn zu sehen, was ihm nach vielen Jahren, in denen der junge Mann unter Verschluss gehalten wurde, endlich für einen Tag vergönnt sein soll. Umso dramatischer erscheint es ihm, dass sein Junge geflüchtet ist, es bleibt ihm nichts anderes, als sich auf die Suche nach ihm zu machen. All diese Schicksale spielen sich im modernen London ab. Zusätzlich gibt es da aber noch Meanwhile City, eine düstere, futuristisch-fantastische Stadt, in der jeder einer Religion angehören muss und in der Jonathan Preest ein junges Mädchen retten will. Er sieht sich als ihr Rächer, denn er kam zu spät und sie wurde umgebracht. Vermummt mit einer weißen Maske, die nur riesige, schwarze Augenhöhlen zeigt, irrt er durch die Stadt, um den Schuldigen zu finden ...
Was diesen Menschen passiert, erscheint völlig zusammenhanglos, doch dieser Eindruck täuscht. Werden einem zu Anfang ganz bewusst nur Fragmente gezeigt, so entwickelt sich nach und nach doch eine komplexe Handlung. Man ahnt, dass jedes der Schicksale mit dem der anderen verknüpft ist, doch auf welche Weise oder wie intensiv, bleibt bis zuletzt ein Rätsel.
Leider vermitteln sowohl der Trailer zum Film als auch die Hülle einen völlig falschen Eindruck: Man könnte meinen, hier zu einem Fantasy-Werk zu greifen, das ist „Franklyn“ aber mitnichten. Wenn man ihn unbedingt in eine Schublade pressen möchte, würde er vielleicht ein Plätzchen in den Psycho-Dramen finden, wenn auch die eine oder andere Ecke ganz sicher deutlich übersteht. Viele Zuschauer könnten aufgrund falscher Erwartungen enttäuscht von diesem Werk sein, dabei erhält man hier ein echtes Kleinod. Der Film wird alleine durch die optisch faszinierenden Bilder zu einem wahren Vergnügen. Gerade das fantastische Meanwhile zieht einen schnell in seinen Bann. Sowohl durch seine Optik als auch durch die Einblicke in die menschliche Psyche erhält der Film eine düstere Tiefe, die den Zuschauer nachhaltig beeindruckt.
Erst nachdem über die Hälfte der Laufzeit bereits verstrichen ist, fängt man an zu begreifen, wohin sich das Geschehen entwickelt und was da überhaupt passiert. Die Bilder und Ausschnitte, die man zu sehen bekommt, sind teilweise so eigenwillig, dass man sie gar nicht zuordnen kann. Trotzdem ergibt sich am Ende ein sehr klares Bild. Zum Ende hin stellt sich immer öfter ein gewisses Erkennen ein, bis hin zum dramatischen, dabei aber trotzdem realistischen und erstaunlich ruhigen, Ende hin, dass einen nachdenklich zurück lässt.
Eva Green, Ryan Phillippe, Sam Riley verkörpern ihre Figuren sehr realistisch, man kann das Leid gut nachempfinden, dass sie darstellen. Oft spiegelt sich in der Mimik das Gefühlte wider und schon ein kleiner Blick reicht aus, die psychischen Empfindungen noch besser zu vermitteln. Auch die Nebendarsteller machen ihre Sache gut, vor allen Dingen sei hier Preests Informant aus Meanwhile genannt, der sogar in zwei Variationen auftaucht.
Nennenswertes Bonusmaterial enthält die DVD leider nicht, außer dem obligatorischen Trailer sind keine Extras vorhanden.
Es geht um die Liebe, um Verluste, Verlustängste und Wege von unterschiedlichen Menschen mit ihren Gefühlen umzugehen. Das Alltägliche versteckt im Skurrilen und Außergewöhnlichen wirkt dabei verschreckend und verstörend, aber trotz allen erstaunlich real. Wer nicht davor zurückschreckt, auf eine intensive emotionale Reise zu gehen, sollte hinter die Masken schauen, die „Franklyn“ aufbaut. Ein Puzzle-Spiel für die Sinne.