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England im Jahr 1851: Durch einen Wink des Schicksals wird Sheba, das Wolfsmädchen, aus einer trotzlosen Freakshow freigekauft. Zwar ist ihr neuer Besitzer nicht weniger abstoßend und unfreundlich als der alte, aber in der neuen Show, in der sie von nun an auftreten muss, sind wenigstens andere Menschen - oder besser gesagt: menschliche Kuriositäten, genau wie sie. Da sind der sanftmütige Riese Gigantus und die freundliche Mama Rat, die sich mit Ratten verständigen kann und die Tierchen wie ihre Familie behandelt. Da ist Sister Moon, die unglaublich schnelle Reaktionen hat und eine Meisterin der Kampfkunst ist, und nicht zuletzt Monkey Boy, ein respektloser, seltsamer Junge, der einer Stinkbombe alle Ehre macht. Zum ersten Mal in ihrem Leben erfährt Sheba Freundlichkeit und Anerkennung - doch dann geraten sie und die anderen "Freaks" in ein gefährliches Abenteuer hinein. Offenbar entführt jemand in London gezielt Kinder, und zwar die Ärmsten der Armen, deren Verschwinden nicht weiter auffällt. Gerüchten zufolge treibt an den schlammigen Ufern der Themse ein grauenhaftes Ungeheuer sein Unwesen, das die unglücklichen Kinder schnappt und unter Wasser zerrt. Als Sheba sich mit einem Mädchen anfreundet und auch dieses spurlos verschwindet, nehmen die fünf Mitglieder der Freakshow die Spur auf - und kommen einem ungeheuren Verbrechen auf die Spur ...
"Freaks in geheimer Mission" von Kieran Larwood führt junge Leserinnen und Leser in eine Welt, die in vielerlei Hinsicht merkwürdig und phantastisch ist: Zum einen spielt die spannende Geschichte Mitte des 19. Jahrhunderts, genau zu der Zeit, in der in London die allererste Weltausstellung im eigens dafür gebauten Crystal Palace stattfand. Der zeitliche Rahmen der Geschichte ist damit gut gewählt und bietet viel Raum für düstere Gassen, seltsame Begegnungen und fesselnde Schilderungen Londons zur damaligen Zeit - einer überbevölkerten, verdreckten und deprimierenden Stadt, in der viele bettelarme Menschen und ebenso viele Verbrecher zuhause waren.
Zum anderen sind natürlich Sheba, das Wolfsmädchen, und die anderen Freakshow-Attraktionen mit ihren mehr oder weniger spektakulären Fähigkeiten ein faszinierendes Grüppchen, das weit von der Norm abweicht. Gemeinsam mit der sehr sympathischen Hauptfigur Sheba stellt der Leser jedoch rasch fest, dass die "Freaks" bis auf ein paar Äußerlichkeiten normaler und freundlicher sind als die zahllosen anderen Menschen, die London bevölkern und allerhand Unheil anrichten.
Die Suche nach den Kindern entwickelt sich rasch zur spannenden Jagd quer durch London, wobei gruselige Maschinen und mysteriöse Personen, seltsame Erfindungen und düstere Schauplätze einen Hauch Cyber-Punk verströmen und für eine fesselnde Stimmung sorgen. Bis Sheba und die anderen dem Geheimnis der verschwundenen Kinder auf die Spur kommen, geraten sie mehrmals in Lebensgefahr, vor allem Sheba muss um ihr Leben bangen und macht am Ende eine unfassbare Entdeckung.
Für erwachsene Leser, die Gefallen an der Handlung und den Schauplätzen finden, dürfte Larwoods Roman etwas zu unglaubwürdig sein - er richtet sich wirklich an jüngere Leser ab etwa elf Jahren. Für diese hat "Freaks in geheimer Mission" auf jeden Fall einen Haufen extrem spannender Entwicklungen, schauriger Ereignisse und actionreicher Szenen von der atemlosen Verfolgungsjags bis zum Kampf auf Leben und Tod zu bieten!
Eine Leseprobe bietet der Carlsen Verlag online an: Freaks in geheimer Mission