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Oktober 1803: In dem normannischen Dorf Champs-Sur-Huguette werden alle tauglichen Männer zu einem zufälligen Verpflichtungsverfahren herangezogen. Denn angeblich benötigt Konsul Napoléon Bonaparte (1769-1821) einige Truppen, doch tatsächlich verkaufte dieser Louisiana an die Vereinigten Staaten. Erfreulicherweise zieht der Bauernsohn Alban Labiche eine Freistellungsnummer und wird damit nicht eingezogen. Sein adeliger Freund Louis De Mauge hat jedoch weniger Glück. Daraufhin wendet sich Louis Vater an Albans Eltern, die ihm tatsächlich die Freistellungsnummer ihres Sohnes für zweitausend Francs überlassen. So sieht sich Alban bald an Bord einer Fregatte auf dem Weg nach New Orleans. Dort angekommen erschießt er einen Amerikaner, der seinen Sklaven aufgrund einer Lappalie misshandelt und anschließend töten will. Nun steckt Alban in wirklich großen Schwierigkeiten, die ihm den Kopf kosten sollen. Als ihm unverhofft der Trapper Toussaint Charbonneau zur Flucht verhilft, zögert Alban nicht lange. Von nun an schlagen sich die beiden durch entlegene und gefährliche Gebiete, um die kleine Stadt Saint Louis zu erreichen. Nichtsahnend, dass ihnen bereits Kopfgeldjäger und Louis De Mauge auf den Versen sind, der seinen Freund wieder nach Hause holen möchte.
Patrick Prugne bewies sein Talent schon mit Werken wie "
Canoe Bay" und "
Die Herberge am Ende der Welt" und legt nun im Alleingang mit "Frenchman" eine historische Abenteuergeschichte vor. Diese nimmt den Verkauf der französischen Kolonie Louisiana zur Grundlage, beginnt im Oktober 1803 und endet im Mai 1804, noch vor der Lewis-und-Clark-Expedition.
Erzählt wird die fiktive Geschichte aus Sicht des jungen Protagonisten Alban Labiche, einem Bauern, der anstatt seines Freundes Louis De Mauge eingezogen wird, weil dessen Eltern aus Armut seine Freistellungsnummer verkaufen. Alban begegnet auf seinem Weg der historischen Persönlichkeit Toussaint Charbonneau, der damals tatsächlich als Dolmetscher für die Lewis-und-Clark-Expedition engagiert wurde. Die beiden Kapitäne sind allerdings kein Bestandteil dieses Abenteuers. Toussaint nimmt Alban unter seine Fittiche, damit beginnt für ihn eine abenteuerliche Reise durch die Gebiete längs des Mississippi.
Albans Schwester Angèle leidet besonders unter dieser Situation, da sie nicht nur um ihren Bruder trauert, sondern auch um Louis fürchtet, mit dem sie eine Liaison hat. Louis erklärt sich nämlich bereit nach Alban zu suchen und diesen wieder sicher nach Hause zu bringen. Damit löst sich die Geschichte komplett von dem Dorf Champs-Sur-Huguette und lässt den Leser über Angèles Schicksal im Unklaren. Von nun an wird über die Wege verschiedener Akteure zu der kleinen Stadt Saint Louis berichtet. Die Spannung ist eher subtil und wird durch Albans und Toussaints Flucht vor den Kopfgeldjägern aufgebaut, genauso wie durch Louis' Suche, der auf die Hilfe einiger widerlicher Typen angewiesen ist, um seinen Freund zu finden. Kurzzeitig fesselnd wird es, wenn sich das Abenteuer dreht und Alban plötzlich eine Suche nach Louis beginnt.
Die dynamische Erzählstruktur, der ständige Wechsel zwischen Alban und Louis, lässt die Geschichte zusammen mit Prugnes faszinierenden Illustrationen lebendig wirken. Präsentiert werden viele weiche und abwechslungsreiche Aquarelle in teilweise großflächigen Panels (ermöglicht durch das Großformat) mit tollen Farbübergängen. Dabei heben sich wunderschöne Landschaften - die Prugne in verschiedenen Witterungen zeichnet -, entlegene Gebiete in frischen und saftigen Grüntönen sowie eindrucksvolle Tierdarstellungen besonders hervor. Die Ausarbeitung der verschiedenen Charaktere hingegen, besonders die der Frauen, ist nicht allzu detailliert ausgefallen. Diese sehen sich von den Gesichtern oft allzu ähnlich. Trotzdem sind das Artwork und die gesamte Stimmung als gelungen zu bezeichnen.
Insgesamt ist diese viel sagende Abenteuergeschichte durchaus lesenswert, denn sie verfügt über einen subtilen Spannungsbogen sowie über bewegende Charaktere. Allerdings erfährt der Leser über diese nur das Nötigste, wodurch kein richtiges Verhältnis zu den handelnden Personen entsteht. Auch endet diese Geschichte zu offen, denn das Schicksal der Schlüsselfiguren und ihrer Angehörigen bleibt komplett ungeklärt und lässt damit den einen oder anderen Leser unbefriedigt zurück. Dafür wissen aber wunderschöne Aquarelle den Leser für sich einzunehmen und die Story in ihrer Gesamtheit großartig umzusetzen.
Als Extra befinden sich im Anhang noch einige faszinierende Skizzen aus der Handlung und Recherchearbeit, die kurz kommentiert und übersetzt wurden. Hier kann der Betrachter noch einmal ganzseitige Kunstwerke bewundern und sehen, wie viel Arbeit nicht nur in diesen Illustrationen, sondern in dem ganzen Projekt steckt. Die übrige Qualität des Werkes entspricht dem gewohnt hohen Niveau des Splitter Verlages, dem nichts weiter hinzu gefügt werden muss.
Eine Leseprobe gibt es wie immer auf der Verlagsseite.