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Siri Pechton liebt die Herausforderung und genau aus diesem Grund nimmt die Berliner Handwerkerin einen Auftrag an, der sie in ein kleines verschlafenes Küstendorf führt. Hier soll Siri die Fenster einer alten Kirche erneuern, die vor 30 Jahren auf unerklärliche Weise zu Bruch gegangen sind. Doch kaum ist die Restaurateurin in dem idyllisch gelegenen Ort angekommen, wird sie mit merkwürdigen Dingen konfrontiert. Angefangen mit einem Totengräber, der wie versteinert auf der Friedhofsmauer steht, über eine bedrohliche Botschaft, die jemand hinter ihrem Scheibenwischer steckt bis hin zu dem absonderlichen Benehmen einiger Bewohner, scheint das ganze Dorf gegen sie zu sein. Ein Eindruck, der sich immer mehr verstärkt und als Siri dann auch noch beginnt, sich für alte Geheimnisse zu interessieren, häufen sich die Todesfälle.
"Friedhofskind" ist der erste Kriminalroman der Jugendbuchautorin Antonia Michaelis, die in ihrem Debüt für Erwachsene eine spannende Mördersuche inszeniert. Dazu fügt sie einer gut durchdachten Geschichte eine Handvoll verschrobener Dorfbewohner, eine unerschrockene Fremde und ein altes Geheimnis hinzu und lässt das Ganze einige Zeit schwelen. Kein Wunder also, dass die perfide Mischung über kurz oder lang außer Kontrolle gerät und eine Gefahr heraufbeschwört, die zum äußersten führt. Doch bis es so weit ist und das ganze Dorf einen vermeintlichen Mörder jagt, darf sich der Leser neben vielen spannenden Szenen und aus dem Leben gegriffenen Dialogen auch an einer Liebesgeschichte erfreuen, die sich trotz massiver Probleme langsam entwickelt.
Geschrieben wurde das Buch in einer bildhaften Sprache, die die Gefühle, Träume und Wünsche der Charaktere gekonnt transportiert und tief in ihre Gedanken blicken lässt. So ist der Leser nicht nur als stiller Beobachter dabei, wenn Siri an ihrem ersten Tag im Dorf die Apfelblüten fallen sieht, sondern kann die Faszination der jungen Frau beim Anblick dieses einzigartigen Naturschauspiels verstehen. Ein emotionaler Genuss, der in Verbindung mit der realistischen Schilderung von Handlungen und Örtlichkeiten eine Atmosphäre schafft, deren Dichte einzigartig ist. Deshalb sollte "Friedhofskind" trotz seiner packenden Handlung bedachtsam gelesen werden, um in den vollen Genuss seiner Besonderheiten zu kommen.
Fazit:
Das Krimi-Debüt von Antonia Michaelis weist neben einem gut erdachten Plot und einer dazu passenden mystischen Komponente ausreichend verbrecherisches Potenzial auf, um den Leser durchgängig zu fesseln und ihn tief in das Geschehen zu ziehen. Eine gute Empfehlung für Krimiliebhaber, die neben dem eigentlichen Verbrechen auch viel von dem Motiv des Täters, den Lebensumständen der Opfer und den Verstrickungen weiterer Beteiligter wissen wollen und sich gleichzeitig an den Facetten einer gedankenreichen Sprache erfreuen.
Eine Leseprobe gibt es auf der Seite des Verlages.