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Wer bringt ein zehnjähriges Kind um? Elinborg, Erlendur und Sigurdur Oli ermitteln in einem Mordfall, der unter die Haut geht. Der kleine Elias, Sohn einer Thailänderin und eines Isländers, hatte keine Feinde, war ein sehr fröhliches Kind und war bei allen seinen Mitschülern und den Lehrern beliebt. Er passte sich dem fremden Land gut an, lernte die Sprache und hatte keinerlei Probleme in der für ihn so kalten Fremde. Dennoch hat jemand ihn mit einem Messerstich in den Bauch getötet.
Erste Spuren führen zu einem fremdenfeindlichen Lehrer, zu einem stadtbekannten Straftäter, der in der Nähe wohnt, und zu EliasÂ’ größerem Bruder. Denn Niran ist verschwunden. Und einiges spricht dafür, dass der Jugendliche, der sich kaum angepasst hat, die Sprache nicht gelernt hat und überall aneckt, etwas mit dem Fall zu tun hat. Als Sunee, die Mutter der beiden Jungen, den wieder auftauchenden Niran versteckt, bevor die Polizei ihn verhören kann, erhärtet sich der Verdacht, dass Niran etwas weiß oder gar der Täter sein könnte.
Man nehme "Frostnacht", den siebten Roman von Arnaldur Indridason aus dem Jahre 2007, streiche sämtliche privaten Textstellen, die Erlendur, seine Vergangenheit, seine Tochter oder seinen Sohn, seine neue Liebe oder den Tod seiner verehrten Kollegin Marian Briem betreffen. Lasse ebenso die parallele Ermittlung über eine verschwundene Ehefrau weg, entkleide den Roman um sämtliche Bemerkungen über den Werdegang von Elinborg und Sigurdur Oli, vereinfache dann auch noch die Ermittlungen im Fall des ermordeten Elias um einige kleinere Elemente und lasse das Ganze von Frank Glaubrecht auf vier CDs vortragen.
Die Frage, die sich stellt, ist, was dann von dem Buch, dem Flair, der Stimmung und der isländischen Seelenbeschau übrig bleibt? Leider so gut wie nichts. Erlendur und seine Kollegen sind in diesem Fall reine Statisten, die eine mehr oder weniger langweilige Ermittlung führen. Uninspirierte Dialoge, Wiederholungen, seltsam konsequenzlose Geschehnisse, unverständliche Befragungen, Spuren, die keine sind, Verdächtigungen, die unlogisch, ja, widersinnig sind.
Entgegen den anderen Hörbüchern zu Indridasons Romanen, die Frank Glaubrecht so genial vorgetragen hat, ist in "Frostnacht" wirklich keinerlei Stimmung auszumachen. Es geht deprimierend langsam vonstatten, was Erlendur und seine Kollegen da herauszufinden trachten. Das Wetter, im Titel noch so wichtig und im Buch viele Seiten wert, findet im Hörbuch nicht statt. Die isländischen Verhältnisse im Bezug auf Ausländer, Zugewanderte und "gekaufte" Thailänderinnen verbleibt an der Oberfläche, wird nicht mit Leben gefüllt und wirkt einem Indridason nicht angemessen.
Wären nicht die exzellente Leistung Glaubrechts und die stellenweise packenden Passagen, die die Geisteshaltung verschiedener Lehrer und Schüler erhellend beschreiben, das Hörbuch wäre ein Desaster. Die Kürzungen machen aus diesem Konglomerat von Beziehungen, Haltungen und Ansichten eine eher unspannende, mäßig unterhaltsame Mordermittlung. Ganz traurig und viel zu kurz fällt die Lösung auf den letzten Minuten aus. Hier wird nichts begründet, nichts erklärt, nichts erhellt.
"Frostnacht" ist - zumindest als Hörbuch - eine mäßige bis schlechte Produktion. Ganz ungewohnt für den Fan dieser Buch- und Hörbuchreihe ist "Frostnacht" keine Empfehlung wert - man kann diesen Fall getrost vergessen und auslassen.