Gesamt |
|
Aufmachung | |
Brutalität | |
Gefühl | |
Humor | |
Preis - Leistungs - Verhältnis | |
Spannung | |
Wenn man in Filmen rechnet, gibt es kaum etwas so Ergiebiges von Stephen King wie diese Sammlung von Kurzromanen. Speziell auch, weil zwei der Filme zu den besten gehören, die über Stoffe von Stephen King gedreht wurden. Die Jahreszeitnovellen, die schon vor einem knappen Vierteljahrhundert auf Deutsch veröffentlicht wurden und nun in einer Neuauflage in einem Band bei Ullstein erschienen sind, verzeichnen die Verfilmungen "Stand by Me - Geheimnis eines Sommers" mit einem sehr jungen River Phoenix, "Die Verurteilten" - einen der besten Gefängnisfilme überhaupt - , und "Der Musterschüler", der nur ein mäßiger Erfolg war.
Frühling - Pin-up
Diese Geschichte ist inzwischen als "Die Verurteilten" bekannt, weil eben der Film so hieß. Red, ein alter Häftling, erzählt über Andy Dufresne, einen Banker, der wegen Mordes nach Shawshank kam. Andy beteuert immer seine Unschuld, weist die Anschuldigung zurück, seine Frau und ihren Liebhaber erschossen zu haben und gibt auch die Hoffnung nie auf ...
Sommer - Der Musterschüler
Todd Bowden ist ein ganz normaler Dreizehnjähriger, so scheint es. Allerdings hat er seltsame Vorlieben. Er entdeckt, dass der alte Mr. Denker, der in der erweiterten Nachbarschaft lebt, in Wirklichkeit der ehemalige KZ-Chef Kurt Dussander ist. Er zeigt ihn nicht an, sondern erpresst ihn um jede Geschichte, die Dussander über das Lager Patin erzählen kann. Diese Erzählungen verändern beide ...
Herbst - Die Leiche
Ausgerechnet die Herbstgeschichte hat als Film den deutschen Titel "Geheimnis eines Sommers" bekommen. Gordon Lachance - inzwischen erfolgreicher Schriftsteller - erzählt von dem Tag, als er zum ersten Mal eine Leiche sah. Ein Junge in ihrem Alter wird vermisst; die vier Jungen um Lachance hören von einer Leiche, der Leiche dieses Jungen, und von dem Ort, an dem sie liegt. Sie ziehen los, marschieren anderthalb Tage und finden die Leiche - und sie finden eine Menge über sich heraus.
Winter - Atemtechnik
In einem sehr seltsamen Club irgendwo in New York werden immer am Donnerstag vor Weihnachten die gruseligsten Geschichten erzählt, und es heißt, wie stets, "die Geschichte zählt, nicht der Erzähler". Und so erzählt ein alter Arzt seine Geschichte von einer jungen Frau, die in den Dreißiger Jahren nicht verehelicht schwanger wird. Vom Erzähler lernt sie eine neue Atemtechnik, mit der sie das Gebären leichter hinter sich bringen soll. Doch am Tag der Geburt geschieht ein schrecklicher Unfall.
Vier sehr verschiedene Erzählungen, auch mit sehr unterschiedlichen Längen - zwischen achtzig und über zweihundert Seiten -, die gar nicht so sehr den Horror zeigen, den man Stephen King ja so landläufig nachsagt. Gerade mal die letzte Geschichte hat einen gewissen schockierenden Effekt, und ganz sicher ist "Der Musterschüler" auch ein Buch, in dem das Böse mal wieder ganz alltäglich und in netter Verkleidung zu Tage tritt. Speziell "Die Leiche" ist vor allem die ganz große Erzählkunst des Stephen King, der ja leider aufgrund seines großen kommerziellen Erfolgs regelmäßig total unterschätzt wird. "Pin-Up" ist eine gute Geschichte, spannend und voller Hoffnung, aber dramaturgisch noch ein bisschen roh - hier kann der Film im Vergleich sehr punkten. Die Atemtechnik-Geschichte hat seine größte Stärke in dem Setting, in dem mysteriösen Club, der ja auch einmal in einer Kurzgeschichte von King - "Der Mann, der niemandem die Hand geben wollte" - in Erscheinung trat. Die Geschichte selbst ist ein bisschen linear und nicht besonders überraschend - dafür aber um so unappetitlicher.
Also insgesamt ein lohnenswerter Kauf, zumal der Preis von 9,95 Euro auch noch ein recht erträglicher ist. Allerdings fiel dem aufmerksamen Auge auch der eine oder andere Fehler auf, der eigentlich bei einer Neuausgabe nun wirklich jedem Lektor vorher aufgefallen sein müsste.