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Dick Kennedy kann es nicht glauben. Als er in der Zeitung liest, dass sein Freund Fergusson mit einem Ballon über Afrika fliegen will, besteigt er sofort den Zug. Er muss den Engländer von seinem irrwitzigen Vorhaben abbringen. Doch Fergusson steckt mitten in den Vorbereitungen für dieses gefährliche Abenteuer. Er will tatsächlich schaffen, was niemand zuvor für möglich hielt: von Ost nach West über Dschungel, Wüste, Savanne und Gebirge Gebiete überqueren, die noch nie ein Weißer gesehen oder betreten hat.
Mit von der Partie ist noch der Diener Fergussons, der unermüdliche Optimist Joe Willson. Und obwohl Kennedy eigentlich nur verhindern wollte, was ihm sinnlos und lebensgefährlich erscheint, ist er doch als dritter Reisender auserkoren. Und gegen den Starrsinn seines Freundes kommt der passionierte Jäger nicht an. Er soll, muss und wird mitreisen. So machen sich die drei Freunde einige Wochen später tatsächlich mit einem Ballon auf den Weg, die Quellen des Nils zu entdecken, Kunde von Zentralafrika in die Zivilisation zu tragen und nachzuprüfen, ob außer Menschenfressern und Affen irgendein Wesen in den riesigen Einöden Afrikas lebt, das der Intelligenz zuträglich ist.
Das erste 1863 erstmals erschienene Buch von Jules Verne, dem Begründer der modernen Science-Fiction-Literatur, ist ein sehr langatmiger, stellenweise moralisch bedenklicher fiktiver Tatsachenbericht. Fast vier Stunden vergehen, bis die Reise richtig losgeht, und wer bis dahin noch nicht eingeschlafen ist ob der hunderten pseudowissenschaftlichen Details, die auszubreiten Jules Verne nicht müde wird und noch nicht das Interesse verloren hat an einem Bericht, der nur so strotzt vor imperialistischen, eurozentrischen und überheblichen rassistischen Feststellungen, wie sie eben Mitte des neunzehnten Jahrhundert offensichtlich angebracht waren, kann sich immerhin über einige Momente der Spannung freuen.
Leider aber bleiben es nur Momente, fällt der Erzählton doch immer wieder in eine Litanei von Einzelheiten, Details und unwichtiger Randerscheinungen zurück. Nicht eben förderlich ist der sehr ruhige, ohne besondere Gewichtungen gehaltene Vortragstil Thomas Roods. Er schläfert fast ein und ist auch durch technische Mängel dieser Produktion – oder deren Formatierung als MP3-Datei – nicht immer erfreulich. Fast blechern erklingt die Geschichte aus den Lautsprechern und man muss schon sämtlich Höhen herausnehmen, um das Klingeln und Scheppern erträglich zu gestalten.
Nein, diese achtstündige Produktion grenzt fast an Ohrenfolter. Und auch das Hirn möchte sich angesichts vieler Vokabeln, wie „schwarzer Wilder“, „nackter Halbaffen“, „des Verstandes kaum mächtiger Schwarzer“, „Menschenfresser“, „wilder Verbrecherhorden“ und „abergläubiger Halbnackter“ gelegentlich abschalten. Zwar kann man Jules Verne und dem damals angemessen erscheinenden Sprachgebrauch kaum einen Vorwurf machen, doch wäre es immerhin möglich, einige Sätze zu verändern oder anders zu übersetzen, wenn man auch heute noch Kinder und Jugendliche mit einer Literatur erreichen möchte, die einmal zu den Bestsellern gehört hat. So ist „Fünf Wochen im Ballon durch Afrika“ Jules Verne zum Abgewöhnen. Und selbst zum Sonderpreis kann diese MP3-CD keine Empfehlung einheimsen.