Gesamt |
|
Anspruch | |
Aufmachung | |
Brutalität | |
Gefühl | |
Humor | |
Preis - Leistungs - Verhältnis | |
Spannung | |
Ton | |
Gerri ist 30, hat drei erfolgreiche, blonde und intelligente Schwestern, selbst aber so richtig Pech im Leben: Gerade hat sie ihren Job als Autorin von schnulzigen Heftchenromanen verloren, ihr Liebesleben beschränkt sich auf peinliche Treffen mit Internetbekanntschaften mit Nicknames wie "hammerhart31", und im Freundeskreis scheinen auch gerade alle mit Familie und Kinderkriegen beschäftigt zu sein.
Gerri beschließt, ihrem unglücklichen Leben ein Ende zu setzen – und das stilvoll: Sie mietet sich ein Zimmer in einem Luxushotel, kauft sich ein tolles Kleid und will dann ganz gediegen mit Wodka und Schlaftabletten aus dem Leben scheiden. Dann kommt aber einiges dazwischen, und mit dem Selbstmord klappt es nicht. Zu dumm nur, dass Gerri bereits am Vortag Abschiedsbriefe an alle Welt verschickt hat, in denen sie den Empfängern schonungslos die Meinung sagt. Jetzt wissen alle, was Gerri in Wirklichkeit von ihnen hält: ihre Eltern, ihre Schwestern, ihre Tanten und Onkel und sogar ihr Chef …
Mit "Für jede Lösung ein Problem" ist Kerstin Gier ein witziger und locker-leicht geschriebener Roman gelungen, der mit einer so reizvollen wie schrägen Ausgangsposition spielt: Zu gern würde man ja jedem mal gehörig die Meinung ins Gesicht sagen und sich nicht länger verstellen. Was bietet sich dafür besser an als ein Selbstmord? Schließlich muss man sich ja danach nicht mehr entschuldigen und sieht die anderen nie wieder. Gerris Selbstmordpläne gehen allerdings in die Hose und damit weiß nun nahezu jeder in ihrem Bekannten- und Freundeskreis, was sie von ihm oder ihr hält.
Kerstin Gier verknüpft leicht tragische und vor allem komische Momente hier so gut, dass einem zwar Gerri richtig leid tut – zum Beispiel, wenn ihre Mutter weniger froh als peinlich berührt ist, dass es mit dem Selbstmord nicht geklappt hat -, man aber auch ständig schmunzeln muss. Die Autorin erzählt die Geschichte mit Gerri als Ich-Erzählerin voller Ironie, mit dem richtigen Blick für die schrägen Momente im Leben und die absurden Eigenheiten der Verwandtschaft. Allzu viel Tiefgang darf man allerdings nicht erwarten (und die Handlung auch nicht zu ernst nehmen), denn die Geschichte ist ziemlich vorhersehbar und spielt mit massenhaft Klischees. Dafür unterhält die Lesung aber über die volle Länge sehr gut und die vier CDs verfliegen wirklich wie nichts!
Die Stimme von Josefine Preuß passt perfekt zu Gerris trockener Art und verleiht auch den anderen Charakteren komische Ecken und Kanten, indem die Sprecherin deren Eigentümlichkeiten überspitzt wiedergibt.
"Für jede Lösung ein Problem" ist leicht, aber nicht seicht, witzig und unterhaltsam und wird von Josefine Preuß zudem noch toll vorgelesen. Übrigens ist das Buch zwar dem äußeren Anschein nach ein reines Frauenbuch, aber auch Männer werden auf jeden Fall ihren Spaß haben mit Gerri, ihrer merkwürdigen Familie und den vielen seltsamen Verwicklungen.